Herdecke/Hagen/Sauerland. Weil die Regeln gebrochen wurden, schränkt das Krankenhaus in Herdecke die Besuche drastisch ein. So verfahren andere Hospitälern der Region.
Das Gemeinschaftskrankenhaus in Herdecke scheint vorerst ein Einzelfall zu bleiben: Weitere Krankenhäuser in der Region planen nicht, die Zeiten für Besucher wieder einzuschränken. So zumindest das Ergebnis einer Befragung unserer Zeitung bei Krankenhäusern im Sauerland, in Siegen-Wittgenstein, im Märkischen Kreis, in Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis.
Erst seit einigen Wochen sind Besuche in den Krankenhäusern überhaupt wieder möglich, nachdem in der Hochphase der Corona-Pandemie ein totales Verbot geherrscht hatte. Doch das Gemeinschaftskrankenhaus in Herdecke hat wieder die Notbremse gezogen, seit Donnerstag sind Besuche bis auf wenige Ausnahmen (etwa Begleitung für Kinder und Demenzkranke, Partner bei der Geburt oder bei Langzeitpatienten) wieder verboten.
Besucher schummeln sich einfach in das Krankenhaus hinein
Der Grund: Es sei nicht gelungen, „einen nachvollziehbaren und geordneten Besucherstrom im Haus sicherzustellen“. Besucher hätten sich ins Krankenhaus geschummelt, die notwendigen Fragebögen nicht oder falsch ausgefüllt oder sich geweigert, einen Mundschutz zu tragen. Auch seien Mitarbeiter beschimpft worden.
„Der Schritt ist uns aber nicht leicht gefallen“, so Kliniksprecherin Alexandra Schürmann. „Wir sind die letzten, die keine Besucher möchten. Deshalb ist das auch im Haus sehr intensiv diskutiert worden.“ Letztlich habe man aber keinen anderen Weg gesehen. „Auch weil Patienten in Arztgesprächen geäußert haben, dass sie sich nicht mehr sicher fühlen.“ Die ersten Reaktionen seien auch durchaus positiv: „Ich will das Ganze nicht schönreden, es ist natürlich einschneidend für Patienten und Besucher. Aber bislang gab es keine große Kritik.“
Dass der Schritt so große Aufmerksamkeit errege, sei durchaus überraschend für das Gemeinschaftskrankenhaus, so Alexandra Schürmann. Weil man schließlich nicht das einzige Krankenhaus sei, das eine rigidere Besuchspolitik fahre: Das Klinikum Dortmund etwa hat das grundsätzliche Besuchsverbot der Corona-Zeit noch gar nicht aufgehoben.
In Iserlohn hätte man mit mehr Unverständnis gerechnet
Doch in Südwestfalen ist die Lage ganz offensichtlich anders. „Hier und da gibt es beim Einlass mal Besucher, die nicht ganz glücklich mit den Regelungen oder den Wartezeiten sind“, sagte etwa Tine Droste vom Bethanien-Krankehaus in Iserlohn. „Wir hätten jedoch mit deutlich mehr Unverständnis seitens der Besucher gerechnet.“
Auch interessant
Im Detail sind die Regelungen in den Krankenhäusern der Region unterschiedlich, im Kern geht es aber immer darum: Besucher müssen sich registrieren lassen und Fragebogen ausfüllen. Die Besuchszeit ist zeitlich begrenzt, und meist darf auch nur ein Besucher pro Tag kommen. Und es herrscht Maskenpflicht. „Das Vorgehen wird von den Patienten und Besuchern größtenteils akzeptiert und befolgt“, sagt Frank Leber, Geschäftsführer der Elisabeth-Klinik in Olsberg. Wegen des Besucherverhaltens seien daher keine Einschränkung geplant, die könne es allenfalls bei einer steigenden Infektionsrate geben.
Eigens Sicherheitsdienste engagiert
Bei den Katholischen Kliniken in Menden und Iserlohn ist es bisher zu einer kleineren körperlichen Auseinandersetzung mit einem eigens engagierten Sicherheitsdienst gekommen, vereinzelt sei auch versucht worden, sich illegal Zutritt zu verschaffen. Änderungen bei den Zeiten würde immer wieder überprüft, aktuell seien sie aber nicht geplant, so Sprecherin Martina Schewe-Glembin.
Auch interessant
Das gelte auch für das Katholische Krankenhaus in der Großstadt Hagen, wo die Besucherregelung weitgehend akzeptiert und eingehalten würde – allerdings „mit erheblichem organisatorischen Aufwand“. Nur vereinzelte Verstöße gegen die Regeln vermeldet auch das recht große Allgemeine Krankenhaus in Hagen (AKH). Die Besuchsregeln will man ebenso wenig verschärfen wie das Evangelische Krankenhaus Hagen.
Kliniksprecher wirbt um Verständnis für Besucher
Und je tiefer es ins Sauerland geht, desto ruhiger scheint die Lage zu sein: Keine Probleme melden etwa das St. Martinus-Hospital in Olpe und das St. Josefs-Hospital in Lennestadt. Ebenso wie das St. Franziskus-Hospital Winterberg. „Daher sehen wir keine Notwendigkeiten für Veränderungen“, so dessen Geschäftsführer Andreas Pulver.
Relative Ruhe an der Front auch im Kreis Siegen-Wittgenstein: Sowohl am Krankenhaus in Bad Berleburg, als auch im Jung-Stilling- Krankenhaus Siegen und im Bethesda in Freudenberg gab es bislang keine Anlässe, die Besuchregeln zu ändern. Gleiches gilt auch für das Marienkrankenhaus in Siegen, dessen Sprecher Dr. Christian Stoffers auch um Verständnis für die Besucher wirbt: „Sie befinden sich in einer für sie ungewohnten Lage, da ein mitunter schwer kranker Angehöriger im Krankenhaus behandelt wird. Hier gilt es, sensibel und mit Fingerspitzengefühl die Besucherregelung umzusetzen.“