Iserlohn. 82 Jahre alt ist Horst-Werner Maier-Hunke alt. Warum der Unternehmer mit der Erfahrung des Alters nicht von der „schlimmsten Krise“ spricht.
Die Wirtschaftsleistung der Bundesrepublik mag noch nie in so kurzer Zeit so drastisch eingebrochen sein wie in der Corona-Zeit, „dennoch befinden wir uns nicht in der schwersten Krise der Nachkriegszeit“. Der das sagt, kann es wissen. Der Unternehmer und Vorsitzende des Märkischen Arbeitgeberverbandes (MAV), Horst-Werner Maier-Hunke, hat erst vor ein paar Tagen seinen 82. Geburtstag gefeiert. Vergleiche mit Zeiten, als Deutschland in Trümmern lag, scheinen ihm übertrieben. Dennoch: Die Corona-Krise werde Branchen verändern und „langfristig auch Produktivität kosten“. Maier-Hunke rät den Sozialpartnern heute schon einmal über neue Tarife nachzudenken. Modelle, in denen eine 20- oder 30-Stunden- Woche vereinbart wird, um Massenarbeitslosigkeit zu vermeiden.
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Während Ökonomen bereits davon reden, dass das tiefste Tal möglicherweise schon durchschritten ist, und auch der MAV von einer ganz allmählich ausklingenden Krise spricht, warnt der MAV-Vorsitzende Maier-Hunke dennoch vor übereiltem Optimismus. In der vom Verband überwiegend vertretenen Metall- und Elektroindustrie werde es zwar sicher keine Massenentlassungen und Masseninsolvenzen geben, aber wer heute nicht ausreichend Liquidität gesichert habe, den könne es morgen schon treffen.
Konjunkturpaket für den Mittelstand gefordert
„Ich bin besorgt. Wenn die ersten Insolvenzen kommen, könnten die Banken bei Kreditvergaben kritischer werden. Dann werden sie ihr Verhalten ändern“, vermutet der Verbandsvorsitzende. Schon heute ist es für manches Unternehmen schwierig, die Hausbank vom tragfähigen Konzept und selbst der Auszahlung von Sofortkrediten zu bewegen, die ja mit bis zu 90 Prozent über den Staat gegen Ausfälle abgesichert sind.
Den 500-Milliarden-Euro-Vorschlag von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Manuel Macron hält Maier-Hunke für ein „wichtiges psychologische Signal“ und hat dabei vor allem die Exportabhängigkeit Deutschlands im Blick. Zumal mit dem Brexit die nächste Krise bereits programmiert sei: „Wir werden keinen weichen Ausstieg haben!“
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Innenpolitisch wichtig sei nun auch ein Konjunkturpaket für den Mittelstand. Die Befürchtung des MAV-Vorsitzenden klingt kurios: „Wenn es nicht ein paar Insolvenzen gibt, wird hier nicht viel passieren“, kritisiert Maier-Hunke, dass die Regierungen immer noch zu sehr die großen Konzerne im Blick haben. Sollte es eine Kaufprämie für Neuwagen geben, müsse diese an Bedingungen geknüpft werden, „nach dem, was sich die Hersteller in den vergangenen zehn Jahren geleistet haben“, kritisiert Maier-Hunke die Konzerne für die Betrügereien an den Kunden, aber auch für die zunehmende Knebelung der Automobilzulieferer. Sie müssten durch eine Prämie auch Entlastung spüren. Und nicht zuletzt: „In dem Moment, in dem ich Geld vom Staat bekomme, darf es keine Dividende geben, keine Boni und auch keine Sonderzahlungen an Mitarbeiter.“
Wie auch immer geartet die Konjunkturspritze ausfällt, der Staat gibt gerade eine Menge Steuergeld aus. Aus Sicht des MAV-Vorsitzenden richtigerweise. 100 Milliarden, wie sie der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) als Obergrenze für ein Konjunkturpaket ausgerufen hat, „dürften nicht reichen“.
Höhere Steuern und Sozialabgaben notwendig
Allerdings müsse sich jeder im Klaren darüber sein, „dass etwas zurückgezahlt werden muss.“ Spätestens ab 2021 dürfte über höhere Sozialabgaben und höhere Steuern geredet werden – auch wenn dann Wahljahr ist.
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Wie viele Betriebe es bis dahin überhaupt schaffen werden, hängt nach Ansicht des erfahrenen Unternehmers auch von der eigenen Kreativität ab. Die Firmen müssten neue, zeitgemäße Produkte entwickeln. Mit seiner eigenen Firma Durable hat Maier-Hunke beispielsweise kurzerhand Schutzvisiere in die Produktion aufgenommen.
Das eigene Portfolio immer wieder auf den Prüfstand zu stellen, nicht nur in Krisenzeiten, nennt er Revitalisierung. „Eine der wichtigsten Eigenschaften für Unternehmer“, sagt Horst-Werner Maier-Hunke – der 82-Jährige dürfte es wohl ganz gut wissen.