Kamen/Iserlohn. Das Iserlohner Unternehmen Durable, Spezialist für Ausstattung rund um den Büroarbeitsplatz, setzt in der Fertigung auf Roboter und Deutschland.
Vom komplett papierlosen Büro sind wir trotz Digitalisierung noch weit entfernt. Dennoch gilt für das Iserlohner Unternehmen Durable nicht erst im Jahr vor dem 100. Jubiläum immer wieder neue Produkte zu entwickeln. „Wir müssen uns permanent neu erfinden“, sagt Horst-Werner Maier-Hunke, Geschäftsführer und Gesellschafter des mittelständischen Familienunternehmens, das 1920 mit Kartenreiter aus Metall auf den Markt kam, um Ordnung im Büroleben zu schaffen.
Duraclip bleibt Dauerbrenner
Auch nach 99 Jahren ist und spinnt sich der rote Faden für Innovationen rund um Schreibtisch & Co. Metall hat dabei längst ausgedient. Nach dem Krieg wurde der Werkstoff gewechselt: Kunststoff wurde modern – und ist es geblieben. Das vermutlich bekannteste Produkt des Iserlohner Mittelständlers wurde 1959 erfunden. Die Duraclip-Mappen sind nach wie vor ein Dauerbrenner, werden immer gerne für Bewerbungen auf Papier genutzt. Qualität made in Germany, gefertigt am Standort in Kamen-Methler. In Höchstgeschwindigkeit lässt Durable im ehemaligen Bergbaugebiet gerade eine mächtige neue Halle bauen, die im Mai in Betrieb genommen werden soll.
Vom Kartenreiter bis zum biologischen Licht
Durable Hunke & Jochheim GmbH & Co. KG wurde 1920 in Iserlohn gegründet. Erstes Produkt waren Kartenreiter aus Metall zur Büroorganisation.
Durable hat Standorte in Iserlohn, Kamen, Gotha und Stettin sowie Vertriebsniederlassungen in Europa und den USA.
Am Standort Kamen wird im Dreischichtbetrieb gearbeitet. 21 Spritzgussmaschinen und knapp 30 Robotersysteme sind bereits im Einsatz, außerdem jeweils sechs Hefterautomaten und sechs Duraclipautomaten.
Gefertigt werden in Kamen auch die Luctra-Leuchten. Luctra ist eine Tochtermarke von Durable und seit 2014 mit Leuchten am Markt, die biologisches Licht abstrahlen – anregend oder beruhigend etwa.
Das Unternehmen zählt rund 700 Beschäftigte und rechnet nach eigenen Angaben mit einem Umsatz von 110-115 Millionen Euro im laufenden Geschäftsjahr.
„Wir holen einen Teil der Spritzgussproduktion aus Polen zurück in die Region“, sagt Maier-Hunke. Den eigenen Produktionsstandort in Stettin berühre dies nicht. Es handele sich um Aufträge, die an eine polnische Fabrik vergeben wurden, um eines der neueren Erfolgsprodukte fertigen zu lassen: praktische Schubladenboxen aus Kunststoff in eigens vom renommierten Designprofessor Günter Horntrich aus Köln gestalteten Farbvarianten.
Durable hat eine rund zwanzigköpfige Abteilung für Forschung und Entwicklung. Die meisten Ingenieure sitzen am Stammsitz Iserlohn. Wie der 80-jährige Chef höchst selbst, der immer wieder eigene Impulse für neue Produkte in die Abteilung gibt. Beispiel: Die Datenschutzgrundverordnung bedeutet einigen neuen Aufwand, wenn es um personalisierte Dokumente geht. Genervt haben dürfte dies auch Maier-Hunke, der auf Veränderungen aber gerne mit Pragmatismus und Gespür für Bedarfe reagiert und eine abschließbare Boxen-Variante entwickeln ließ. Auf der am Samstag eröffneten und noch bis Dienstag stattfindenden Leitmesse „Paperworld“ in Frankfurt werden diese weiterentwickelten Modelle gezeigt, von denen Zehntausende in ein paar Monaten dann bereits in Kamen auf neuesten Maschinen produziert werden sollen.
Kollaborative Roboter im Einsatz
Automatisierung und Vernetzung halten in der Produktion von Durable immer weiter Einzug. In der neuen Produktionsstätte kommen zunehmend auch kollaborative Roboter, kurz Cobots zum Einsatz. Industrieroboter des dänischen Unternehmens Universal Robots, die nicht mehr in einen Käfig eingehaust werden müssen, sondern eng mit Menschen zusammen arbeiten können, ohne eine Gefahr darzustellen.
Sie beschleunigen die Produktion und reduzieren den Personaleinsatz. Der Grund, warum Durable die Produktion nicht in Polen belassen hat. Auch dort hätte man in neue Technik investieren müssen. Der Vorteil durch niedrigere Personalkosten wäre gering gewesen und eine Abhängigkeit von einem Zulieferer, der mit Werkzeugen des Iserlohner Mittelständlers arbeitet, schien Maier-Hunke wenig sinnvoll. Trotz Erweiterung der Produktion in Kamen „bleibt es bei der Beschäftigtenzahl von rund 150“, sagt der Durable-Chef. Bediente früher eine Person eine Maschine, sind es in Zukunft vier Produktionslinien.
Rund 700 Beschäftigte arbeiten noch bei Durable. In früheren Zeiten waren es allein in Kamen 500. Mit der Investition in den Neubau und die Kapazitätserweiterung werden die bestehenden Arbeitsplätze nun gesichert, auch am Logistikstandort Iserlohn-Sümmern.
Tatsächlich ist bei aller Modernisierung ein Teil des Standortes Kamen derzeit sogar ein Manufakturbetrieb. Für die Messe setzten Mitarbeiterinnen die neueste Generation von Tablethalter im Aluminiumdesign von Hand zusammen. Eine der Innovationen, mit denen Durable darauf reagiert, dass die Welt sich weiterdreht. Die dreh- und schwenkbaren Halter können genauso gut am Arbeitsplatz eingesetzt werden wie an Infopunkten in öffentlichen Räumen wie Einkaufsmalls und Geschäften – oder auch in der heimischen Küche, in der das Kochbuch aus Papier ausgedient hat und Rezepte einfach über eine App abgerufen werden.