Hagen/Wuppertal . Jetzt gab es auch einen Corona-Verdachtsfall in einem Zug des Bahnunternehmens Abellio aus Hagen. Ein Dauerhusten war der Anlass.

Nach dem Fall des Regionalexpresses, der am Samstag wegen eines vermeintlichen Corona-Verdachts mehr als zwei Stunden im Hagener Hauptbahnhof bleiben musste, gab es erneut einen Fall im NRW-Bahnverkehr – diesmal traf es Abellio.

„Wir hatten einen möglichen Verdachtsfall im Raum Remscheid“, so Unternehmenssprecherin Julia Limia y Campos. „Auf Anweisung der Behörden mussten wir die Fahrt ohne Halt nach Wuppertal-Hauptbahnhof fortsetzen.“ Geschehen ist das Ganze in der Nacht von Samstag auf Sonntag. „Ein Fahrgast hatte auf der Fahrt fortwährend gehustet“, so die Unternehmenssprecherin, die den Zeitpunkt noch einmal korrigiert. Zunächst hatte es von Seiten Abellios geheißen, dass sich der Vorfall am Montag ereignet hatte.

Weil der Fahrgast dem Zugbegleiter auf Nachfrage noch sagte, dass er den Husten schon seit einer Woche nicht wegbekomme, wurde dieser hellhörig. Er meldet den Fall weiter – und so wurde auch die Bundespolizei eingeschaltet, die die Weiterfahrt des Zuges bis nach Wuppertal anordnete.

Gegen 0.45 Uhr traf der Zug am Hauptbahnhof ein. „Wir konnten aber schnell nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt klären, dass es sich hier nicht um einen begründeten Verdacht handelt“, so ein Sprecher der Bundespolizei. Gegen 1.10 konnte der Zug weiterfahren, die Passagiere musste auch keine so genannte Ausstiegskarten ausfüllen.

In Hagen rückt die Bundespolizei an

In Hagen hatte es am Samstag länger gedauert: Ein Zugbegleiter in dem Regionalexpress, der vom Unternehmen „National Express“ betrieben wurde, hatte gegenüber dem Zugführer über Beschwerden berichtet. Der alarmierte die Bundespolizei, die dann einen seit wenigen Tagen vorgeschriebenen Mechanismus in Gang setze: Der Zug durfte in Hagen den Hauptbahnhof nicht verlassen, die Personalien von 48 Fahrgästen wurde auf so genanntem Aussteigekarten aufgenommen. Erst als das städtische Gesundheitsamt Entwarnung geben konnte, durfte der Zug weiter fahren.

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Eine Überreaktion? Die Bahnunternehmen haben ihre Mitarbeiter jedenfalls sensibilisiert. Zum Beispiel Abellio, das seinen NRW-Hauptsitz in Hagen hat. „Wir haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits in der vergangenen Woche mit Informationen und Verhaltensweisen versorgt, so dass jeder sein persönliches Verhalten entsprechend ändert“, sagt Unternehmenssprecherin Julia Limia y Campos. Desinfektionsmittel seien zur Verfügung gestellt und Dienstanweisungen erteilt worden , wie mit Situationen an Bord der Züge umzugehen ist. „Das gilt auch für die Aussteigekarten, die von der Bundespolizei im Rahmen einer Allgemeinen Sofortverfügung erlassen wurden.“

Abellio habe zudem die tägliche Reinigung der Fahrzeuge ausgeweitet. Dies beinhalte auch eine Desinfektion des Fahrgastraumes sowie insbesondere WC-Anlagen, Tische, Haltegriffe, Türtaster, Fahrkartenautomaten sowie die Fahrerarbeitsplätze.

Deutsche Bahn sieht sich „umfassend vorbereitet“

Auch die Deutsche Bahn, sieht sich , so eine Unternehmenssprecherin, „umfassend auf eine weitere Ausbreitung des Corona-Virus in Deutschland vorbereitet“. Die Führungskräfte seien aufgefordert, die Mitarbeiter im Kundenkontakt mit Desinfektionsmitteln auszustatten. Allen Mitarbeitern stehe im unternehmenseigenen Social Intranet ein Forum zur Verfügung, in dem die Bahn-Ärzte Fragen individuell beantworten. Zusätzlich werde eine Telefon-Hotline für Mitarbeiter freigeschaltet.

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„Wir weisen zudem das Instandhaltungs- und Reinigungspersonal zurzeit nochmals an, auf die Vollständigkeit und das Auffüllen der Seifen- und Desinfektionsmittelspender in den Zugtoiletten besonders zu achten“, so die Bahn-Sprecherin. Die Fahrzeuge des Fernverkehrs unterlägen einer engmaschigen Innenreinigung. „Die WCs werden nicht nur in den Betriebsbahnhöfen sondern auch unterwegs durch mobile Teams gereinigt. Dabei gilt ein Reinigungsintervall von maximal vier Stunden.

Bislang sogar mehr Buchungen im Fernverkehr als vor einem Jahr

Derzeit gebe es keine betrieblichen Einschränkungen. „Bislang gab es in den Zügen der DB keinen begründeten Verdachtsfall“, sagt die Sprecherin. Die Deutsche Bahn habe in den letzten sieben Tagen auch keine Nachfrageeinbrüche verzeichnet: „Die Zahl der Buchungen im Fernverkehr ist im Vergleich zum Vorjahr sogar weiter gewachsen.“

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Sollten sich Fahrgäste in Bahn-Zügen wegen akuter Beschwerden bei Mitarbeitern melden, gebe es klar definierte Abläufe: „Die DB-Mitarbeiter informieren die Notfallleitstelle und fordern auf diesem Weg Rettungskräfte an.“ Zusätzlich wird jeder Verdachtsfall direkt nach Bekanntwerden an die Bundespolizei gemeldet. „Der Beachtung der Meldepflicht kommen wir selbstverständlich nach. Wir werden unsere Fernverkehrs- und Regionalverkehrszüge in den kommenden Tagen sukzessive mit den Aussteigerkarten ausstatten.“

Kontaktformular für betroffene Bahnkunden

Zusätzlich zu den Karten haben die betroffenen Fahrgäste schon jetzt die Möglichkeit, ihre Daten über ein digitales Kontaktformular auf bahn.de/corona oder über die kostenlose Telefon-Nummer 0800 5 14 15 14 zu hinterlassen.