Hagen. . Spätestens in zehn Jahren müssen Diesel-Fahrer auch in der Region umsteigen, so ein Experte. Aber was ist die Alternative für Vielfahrer?
Der Diesel hat kaum an Fahrt verloren. 56.222 Pkw, die mit Stand Ende des vergangenen Jahres im Hochsauerlandkreis zugelassenen sind, werden mit Dieselkraftstoff betrieben. Ein Jahr zuvor waren es noch 55.593. Ein Plus von einem Prozent. Und das nur wenige Monate bevor in den ersten Städten Nordrhein-Westfalens Fahrverbote in Kraft treten könnten. In Stuttgart, wo Fahrverbote bereits gelten, ist der Dieselbestand im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen.
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Der Hochsauerlandkreis ist kein Einzelfall in Südwestfalen. Auch in anderen Kreisen hat die Zahl der Dieselfahrzeuge weiter zugenommen, wenn auch nicht so stark wie der Fahrzeugbestand insgesamt. Der Marktanteil der Dieselfahrzeuge ist dennoch in der ländlichen Region gleich hoch geblieben. 34 Prozent der Pkw im Hochsauerlandkreis sind Diesel. Im Kreis Olpe sind es ebenfalls 34 Prozent der Fahrzeuge, im Kreis Soest 32 Prozent.
Nachfrage-Einbruch
Zahlen, die manchen Fahrzeughändler in Südwestfalen ziemlich überraschen. Etwa einhundert Fahrzeuge hat Dennis Schemmel vom Autohaus „DS Schemmel“ in Plettenberg im Angebot – davon gerade einmal zwei Diesel. „Wir verzeichnen einen Einbruch bei der Nachfrage von 30 Prozent.“ Dabei hat der Händler Euro-5-Autos, also die jüngste Generation, die von Fahrverboten betroffen ist, schon gar nicht mehr im Angebot.
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Wenn ihm ein Euro 5 gebraucht angeboten wird, dann zieht er vom Händlerwert, den die DAT-Liste nennt, noch einmal 30 Prozent ab – mehr könne er dafür nicht bieten, sagt er. Denn verkaufen könne er dieses Gefährt nur an einen weiteren Händler, der es dann wiederum ins Ausland verschiebe. Wer jetzt noch einen älteren Diesel habe, der solle ihn weiterfahren so lange es geht, so Schemmel.
Tatsächlich aber ist bundesweit die Zahl der „Diesel-Besitzumschreibungen“, also der Gebrauchtwagenkäufe von 2017 auf 2018 nur um 5 Prozent zurückgegangen, erklärt Martin Endlein, Sprecher der Deutschen Automobil Treuhand, kurz DAT. „Der Gebrauchtwagenmarkt hat sich als stabil erwiesen.“ Vor allem deshalb, weil gebrauchte Diesel derzeit „preislich attraktiv“ seien.
Vor allem auf dem Land hätten Pendler zudem eigentlich keine Alternative, rechnet Endlein vor: 20.280 Kilometer legten Dieselfahrer im Schnitt pro Jahr zurück, Benzinfahrer nur 12.170 Kilometer. „Pkw-Halter in ländlichen Gegenden fahren im Schnitt 15.300 Kilometer und damit auch deutlich mehr als Pkw-Halter in Großstädten mit 13.440 Kilometer.
Die Kraftstoffpreise seien aber wieder deutlich gestiegen, Benzin sei weiter teurer als Diesel. Alles in allem seien also weder Benziner noch E-Auto für Pendler auf dem Land wie in Südwestfalen eine Alternative.
Auf Dauer wird man sich auch in ländlichen Regionen nach einer anderen Antriebsart umgucken müssen, ist der Auto-Experte Professor Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Essen-Duisburg überzeugt. Seine Szenario: Weil der Diesel außerhalb Europas nicht nachgefragt werde, „werden immer kleinere Stückzahlen gefertigt, somit steigen die Produktionskosten, und Diesel-Fahrzeuge werden teurer. Es wird schwierig, den Diesel zu vermarkten. In zehn Jahren ist er Geschichte“, glaubt Dudenhöffer.
Der Hybrid überholt
Was bleibt stattdessen auf dem Land? Alternativlos ist der Diesel für Vielfahrer auch dort nicht, ist Dudenhöffer überzeugt. Das Hybrid-System werde ausgebaut, neue Fahrzeuge verbrauchten noch weniger Treibstoff, so dass dann Benziner auf gleicher Höhe mit Dieseln liegen, prognostiziert der Experte. „Der Hybrid wird den Diesel ablösen.“ Zudem nehme das E-Auto an Fahrt auf. „2025 wird das E-Auto mit einer Reichweite von 400 Kilometern preiswerter sein als der Diesel: Die Wartungskosten eines Elektromotors sind geringer und die Stromkosten niedriger.“
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