Hagen. . Kunden in Südwestfalen sind verunsichert – die Nachfrage nach Diesel-Fahrzeugen ist gesunken. Freie Händler plädieren für die Motornachrüstung.
- Autohändler in Südwestfalen verzeichnen Rückgang der Nachfrage nach Diesel-Autos
- Verkauf teils um 50 Prozent eingebrochen
- Händler fordern Motornachrüstung auf Kosten der Industrie
Diskussionen über Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge, Ärger über Manipulationen der Autohersteller – sie müssen auch den Händlern in Südwestfalen stinken. Denn die Verunsicherung der Kunden steigt und die Nachfrage nach Diesel-Fahrzeugen sinkt. So würde sich mancher Händler vom Diesel-Gipfel wohl ein anderes Ergebnis wünschen als das, welches bisher durchgesickert ist.
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Die Nachfrage hat abgenommen: Nach dem Urteil des Verwaltungsgerichts Stuttgart, das in der vergangenen Woche den Weg für Diesel-Fahrverbote frei gemacht hatte, sei nur noch jeder fünfte über das Internet verkaufte Neuwagen ein Diesel, teilt Meinauto.de mit, ein Internetvermittler von Neuwagen.
Absatz halbiert
Ganz so dramatisch ist der Einbruch in Südwestfalen nicht: „Hier im Sauerland gibt es keine Fahrverbote“, bleibt Paul Witteler, Geschäftsführer eines Autohauses in Brilon, gelassen. Und hier brauchten viele Kunden einen leistungsstarken Wagen, fügt er hinzu.
Vertragshändler offenbar vorsichtig
„Lassen Sie uns da bitte heraus.“ Vor allem die Vertragshändler der großen Autohersteller in Südwestfalen wollten sich auf Nachfrage der WESTFALENPOST im Vorfeld des Berliner Gipfels nicht dazu äußern, wie sich die Diesel-Nachfrage seit der Diskussion über Fahrverbote und seit den Abgas-Manipulationen entwickelt hat.
Auch zu der Erwartungen an den Gipfel wollte man nichts sagen.
Beim Unternehmen HJS in Menden, Hersteller von Partikelfiltern, wollte man sich erst nach Abschluss des Gipfels äußern.
Anders ist es um die Nachfrage bei Murat Ilgün in Menden bestellt: „Die Kunden sind sehr unsicher“, bestätigt der Chef des Autohauses Prestige in Menden. Insbesondere bei den Mittelklassefahrzeugen, die früher immer mit Diesel-Motor weggegangen seien, habe sich der Absatz etwa halbiert, schildert Murat Ilgün. Ein Minus, das sich durch den Verkauf von Benzinern nicht vollständig auffangen lasse, sagt der Händler. Die Geschäfte liefen eher negativ. „Die Kunden kaufen zurzeit noch nicht. Viele warten ab, was jetzt passiert.“
Gebrauchtwagenhändler kauft weniger Diesel an
Er selbst aber kauft auch nicht, jedenfalls keine Diesel mit der Abgasnorm Euro 5 oder Euro 4. „Wir nehmen zurzeit keine Diesel an“, so Murat Ilgün. Denn er wisse nicht, wohin damit: Auch der Exporthandel zum Beispiel nach Bulgarien funktioniere nicht mehr.
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Dieter Wiedemeyer, Geschäftsführer des gleichnamigen Autohauses in Wetter-Volmarstein, hat die Debatte über Fahrverbote und Abgasmanipulationen bisher nicht geschadet. Wiedemeyer ist freier Kfz-Händler, also nicht an einen Hersteller gebunden. Er verkauft vor allem Tages- und Kurzzulassungen sowie Reimporte. Dabei stellt er fest, dass sich das Kaufverhalten der Kunden verändert hat: „Wenn ich vier Audi mit 190 PS auf dem Hof stehen habe, zwei Diesel und zwei Benziner – dann verkaufe ich heute zuerst die Benziner. Das war früher andersherum“, erzählt Wiedemeyer. Umgekehrt kaufe er selbst einen Diesel „mit längeren Zähnen“ an als einen Benziner, räumt er ein. Und seine Neigung, gebrauchte Euro-5-Diesel zu kaufen, falle mit steigendem Wert des Wagens. Oberhalb von 20 000 Euro verkaufe sich ein Euro-5-Diesel extrem schlecht.
Schnelle Nachrüstung
Seit der Debatte über Fahrverbote hat er seinen Mix aus Diesel-Fahrzeugen und Benzinern verändert. Hatten früher 75 Prozent seiner Wagen einen Diesel-Antrieb, so sind es nun noch etwa 60 Prozent. Stattdessen hat er mittlerweile annähernd zehn Elektrofahrzeuge im Verkauf. Früher waren es höchstens ein oder zwei.
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Vom Berliner Diesel-Gipfel hat sich Wiedemeyer erhofft, dass sich die Industrie möglichst zeitnah dazu verpflichtet, nicht nur die Software, sondern auch die Hardware der Diesel auf ihre Kosten nachzurüsten. „Dann wird sich die Lage schnell wieder beruhigen. Aber wenn sich das länger hinzieht, wird es für alle Beteiligten schlimm.“
Auf eine Nachrüstung der Motoren hofft auch Murat Ilgün, glaubt aber nicht daran, dass die Industrie allein für die Kosten aufkommt: Die Hersteller übernehmen die eine Hälfte der Kosten und die Kunden die andere – das hält er für eine realistische Lösung. Jedenfalls müsse die Politik eine Lösung finden, sagt er , „denn wo sollen wir mit all den Auto sonst hin?“