Arnsberg/Menden. . Der Mann, der ein Rentner-Ehepaar in der Thüringenstraße überfallen haben soll, steht in mehreren Ländern unter Mordverdacht.

Der mutmaßliche Räuber aus der Thüringenstraße wird international gesucht. Das geht aus der Aussage des zuständigen Leiters der Mordkommission Hagen hervor. Demnach konnten ihm nicht nur „fünf bis sechs verschiedene Identitäten“ im Zuge der Ermittlungen zugeordnet werden. Inzwischen sei auch klar, dass der 35 Jahre alte Serbe unter anderem aus Deutschland nach Schweden abgeschoben wurde – und in Skandinavien sowie Belgien unter Mordverdacht steht.

„Das Schlafzimmer sah aus wie ein Schlachtfeld“, gibt der Leiter der Mordkommission vor Gericht zu Protokoll. Damit macht er ähnlich wie die Beamten, die im November 2016 als erste am Tatort eintrafen, das ganze Ausmaß der Brutalität deutlich. Als die Ermittlungen in den Monaten nach dem Überfall zunächst ergebnislos blieben, wandten sich die Ermittler an die Fernsehsendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ (WP berichtete). Über die Datenbank der Europol landeten die Ermittler schließlich den Treffer in Österreich. „Er wurde 2004 nach einem Überfall in Wien erkennungsdienstlich behandelt“, erklärt der Polizeibeamte vor dem Landgericht.

Die Taten

Der Polizist macht gleichzeitig deutlich, dass der mutmaßliche Räuber offenbar mit System europaweit aktiv war. „Er ist vermutlich in Schweden bei einem ähnlichen Überfall dabei gewesen.“ Dort sei ein ausgeraubter Bewohner an seinen Verletzungen verstorben. Einer der Täter sei inzwischen sogar verurteilt worden, und der 35-jährige Serbe stehe nach wie vor unter Tatverdacht. In Norwegen bestehe zudem ein Einreiseverbot aufgrund diverser Waffendelikte.

Dass der Angeklagte alles andere als ein unbeschriebenes Blatt ist, mache zudem eine gewaltsame Auseinandersetzung in Antwerpen (Belgien) deutlich. Dort sei ein – ebenfalls unter falschen Personalien bekannter und mit dem Milieu vertrauter Mann – mit sechs Schüssen auf offener Straße attackiert worden, sagt der Leiter der Mordkommission. Auch in diesem Fall gab es Handykontakte, die vom Angeklagten auf das Opfer deuteten, schlussendlich aber nicht zweifelsfrei in Verbindung gebracht werden konnten. Inzwischen gebe es von Seiten der belgischen Ermittlungsbehörden ein Auslieferungsersuchen.

Die falschen Identitäten

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„Es ist ein Täter, der im europäischen Raum stark aufgefallen ist“, macht der Beamte klar. So konnten dem Serben im Laufe der Ermittlungen „fünf bis sechs“ falsche Personalien zugeordnet werden. Diese seien durchaus professionell gefälscht worden und „für rund 1500 Euro zu kaufen“. Bei seiner Verhaftung hatte er unter anderem Behandlungsunterlagen aus einem belgischen Krankenhaus mit falschem Namen bei sich, erklärt der Leiter der Mordkommission.

Hinzu kamen ein GPS-Tracker, mehrere Handys und eine Perücke. „Das ist sehr professionell, weil er in vielen Bereichen – vor allem auch mit Schusswaffen – europaweit in Delikte verstrickt war.“ Gleichwohl könne man die Historie in Gänze kaum nachvollziehen.

Die Verbindungen

Für die Beamten ergebe sich allerdings mit Blick auf eine SMS des Einbrecher-Trios, das in einem Mendener Hotel festgenommen wurde, eine interessante Entwicklung: Demnach hat einer der Drei wenige Tage vor dem Überfall auf das Rentner-Ehepaar an der Thüringenstraße eine Nachricht mit den Worten „Hier ist etwas größeres, wir brauchen Hilfe“ abgeschickt. Empfänger: unbekannt. Parallel dazu habe sich der 35-jährige Serbe aber von Kroatien aus auf den Weg in Richtung Deutschland begeben. Dies hätten die Ermittler nachzeichnen können. Der Verdacht: Der Angeklagte könnte zu einer organisierten Einbruchs-Taskforce gehört haben, die auf solche Delikte spezialisiert ist. Richter Klaus-Peter Teipel fasste die Aussagen der Kripo-Beamten zusammen: „Das ist sicher ein Fall, der Sie sehr lange beschäftigt hat.“

Der Prozess vor dem Landgericht Arnsberg wird am 7. Februar fortgesetzt.

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