Schwelm/Gevelsberg. . Seit einigen Wochen häufen sich beim Ennepe-Ruhr-Kreis die Beschwerden über den Mief. Stadt Gevelsberg schaltet nun Anwalt für Umweltrecht ein,
Es stinkt. Extrem. Seit Wochen immer wieder und zuletzt fast permanent. Wer sich in einigen Bereichen Gevelsbergs während der vergangenen Wochen an der frischen Luft aufhielt, konnte diese nicht finden, denn hartnäckig hielt sich der widerliche Mief der Knochenmühle . Dem soll Abhilfe geschaffen werden. „Allerdings“, so sagt Ingo Niemann, Pressesprecher des Ennepe-Ruhr-Kreises, auf Nachfrage dieser Zeitung, „wird es mindestens zwei Wochen dauern, bis es keine Geruchsbelästigung mehr gibt.“
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Seit Anfang März stapeln sich die Beschwerden über die massive Geruchsbelästigung beim Ennepe-Ruhr-Kreis – vor allem während der vergangenen drei Wochen. Auch bei der Redaktion dieser Zeitung melden sich seitdem Leser, die sich über den erneuten Gestank beschweren. Denn: Seit einigen Jahren rückt die Firma Schmidt und Geitz, die an der Gevelsberger Straße in der Knochenmühle tierische Rohstoffe verwertet, immer wieder wegen der Geruchsbelästigung in den Fokus.
Problem auch mit Kanalisation
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Die Ursachen sind dabei unterschiedlicher Natur. Mal waren Filteranlagen defekt, die Hackschnitzel des Biobeets sind gelegentlich zu trocken und müssen ausgetauscht werden. Bisher ohne Lösung ist aber die Tatsache, dass es in Gevelsberg aus den Gulli-Schächten stinkt, sobald es eine Zeit lang nicht geregnet hat.
Die Firma Schmitz und Geitz ist abwassertechnisch nämlich an die Kanalisation jenseits der Schwelmer Stadtgrenze angebunden. Das stinkende Wasser sorgt vor allem im Bereich Haßlinghauser Straße und Innenstadt für einen Gestank, der vielen Menschen den Aufenthalt an der frischen Luft verleidet. An Essen im Garten oder im Café möchten einige erst recht nicht denken.
Verarbeitung tierischer Abfälle
- Die Firma Schmidt und Geitz entsorgt Knochen und Altfett beispielsweise aus Schlachtbetrieben, Lebensmitteleinzelhandel, Fleischverarbeitung oder Gastronomie.
- Die Verwertungsanlage wird landläufig als „Knochenmühle“ bezeichnet und existiert am Standort Gevelsberger Straße 99 in Schwelm bereits seit mehreren Jahrzehnten.
Der EN-Kreis – in erster Linie der zuständige Sachbereich Emissionsschutz – ist seit Wochen tätig in der Angelegenheit. „Unsere Mitarbeiter waren, seitdem die Beschwerden der Bürger bei uns eingehen, mehrfach vor Ort“, teilt Ingo Niemann mit. Erneut ist – wie bereits im vergangenen Jahr – das Biobeet als einer Auslöser für den Gestank ausgemacht worden. Die Hackschnitzel sind mittlerweile ausgetauscht worden. Die alten türmen sich derzeit neben dem Beet auf. „Eine Anordnung mussten wir nicht aussprechen, der Tausch hätte kurzum ohnehin angestanden und wurde nun vorgezogen“, teilt der Pressesprecher mit. Bis das neue Filtrat seine volle Leistungsfähigkeit erreicht hat, werden aber nach Einschätzung der Experten mindestens zwei weitere Wochen ins Land ziehen, während derer zumindest partiell noch mit Geruchsbelästigung zu rechnen ist.
Kommune hat keine Handhabe
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Auch der Gevelsberger Bürgermeister Claus Jacobi hat wortwörtlich die Nase voll. Nicht nur, dass sein Haus selbst mitten in der Mief-Zone steht, er setzt seine Ankündigung aus dem vergangenen Jahr in die Tat um und kümmert sich um anwaltliche Hilfe für die Gevelsberger Bürger. „Wir ziehen nun die Konsequenzen daraus, dass das Thema Jahr für Jahr auftaucht und wollen damit auch verhindern, dass es sich tot läuft“, sagt das Stadtoberhaupt.
Die Stadt Gevelsberg will daher eine Fachkanzlei für Umweltrecht damit beauftragen, die Möglichkeiten zu prüfen, gegen die Firma Schmidt und Geitz vorzugehen. Er wolle nicht den vielen verärgerten Bürgern zumuten, selbst teure Anwälte zu beauftragen und erhoffe sich von der Kommune als Beschwerdeführer mehr Durchschlagskraft. Denn: Die Stadt Gevelsberg selbst hat keinerlei Handhabe gegen die Betreiber der Knochenmühle, weil diese auf Schwelmer Gebiet steht. Gleichwohl zieht der Gestank fast ausschließlich durch Gevelsberg
Interessengemeinschaft gegründet
Derweil formiert sich auch der Widerstand der Bürger gegen den Gestank. Seit dem vergangenen Jahr existiert die „Interessengemeinschaft Knochenmühle“, die unter anderem eine eigene Facebook-Seite betreibt. „Tut sich etwas in diesem Fall, der alle Gevelsberger belastet? Nein. Es kann doch nicht sein, dass das Interesse eines Unternehmens über das Wohl einer ganzen Stadt gestellt wird“, heißt es von dieser Seite.