Schwelm. . In der Debatte um Gewalt gegen Einsatzkräfte hat Hartmut Ziebs vom Deutschen Feuerwehrverband Schutzwesten für Feuerwehrleute abgelehnt.

Hartmut Ziebs ist seit 1977 bei der Feuerwehr. „Es hat immer mal verbale Angriffe gegeben“, sagt der Schwelmer, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes. Aber in den vergangenen fünf Jahren hätten brutale Angriffe auf Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdiensten „in einer unglaublichen Weise“ zugenommen. Dass jetzt sogar Einsatzkräfte mit Schusswaffen bedroht wurden - wie zum Jahreswechsel in Berlin - „übersteigt meine Vorstellungskraft“. Und doch: „Schutzwesten für Feuerwehrleute, wie von Innenminister Reul ins Spiel gebracht, lehne ich kategorisch ab.“

Gewalt gegen Einsatzkräfte steigt massiv

Nach Auffassung des obersten Feuerwehrmannes der Republik könnte das Tragen von Schutzwesten potenzielle Gewalttäter provozieren, zum anderen würde dies ein falsches Signal ­aussenden: „Wir Feuerwehrleute sind schließlich diejenigen, die Menschen ­helfen und sie damit ­schützen.“

Öffentliche Bekundungen

Die Politik hat aus Ziebs’ Sicht in der Vergangenheit durch „neue und gute Gesetze viel ­gemacht“. Jetzt aber sei die Bevölkerung an der Reihe. „Es muss einen Aufschrei gegen Angriffe auf Rettungskräfte geben.“ Man brauche umfassende Solidarität und ­öffentliche Bekundungen, dass es so nicht weiter geht. „Wie wäre es mit einer Menschenkette? Wie wäre es mit Aktionen von Prominenten? Es ist vieles denkbar“, so Ziebs.

Staatsbürgerkunde für 21-Jährige

Für den Präsidenten des Deut schen Feuerwehrverbandes fehlt „so etwas wie Staatsbürgerkunde für 21- und 22-Jährige“. Heranwachsende würden vielleicht noch in der Schule an den Staat heran­geführt, dann passiere oft nichts mehr. „Doch auch jungen Erwachsenen müssen Werte wie Respekt und Toleranz vermittelt werden. Und sie müssen wissen, was man nicht darf: z.B. Feuerwehrleute und andere Einsatzkräfte angreifen.“

Die Gewaltauswüchse machen den 58 Jahre alten Ingenieur aus dem Ennepe-Süd-Kreis ratlos. „Ich habe keine Erklärung für die ­Eskalation der Gewalt“, gesteht er freimütig ein. Negative Auswirkungen auf die Nachwuchsgewinnung bei den Feuerwehren sind aus ­seiner Sicht nicht ausgeschlossen. „Auch wenn wir noch keine gesicherten Daten zu dem Thema ­haben.“

Und noch eines bereitet dem Verbandsvorsitzenden Kopfzerbrechen. Es könne passieren, so sagt er, „dass Rambo-Typen angelockt werden, die glauben, bei uns draufhauen zu dürfen. Aber die wollen wir in unseren Reihen nicht ­haben.“