Meschede. . Die Mescheder Brauerei Veltins steigert im ersten Halbjahr den Bierausstoß. Das Zugpferd unter den Marken bleibt weiterhin das „Grevensteiner“.
Die Veltins-Brauerei hat in einem Jahr ohne Fußball-Großereignis und gegen den Branchentrend das erste Halbjahr mit einem leichten Plus beim Bierausstoß abgeschlossen. Mit insgesamt rund 1,49 Millionen Hektolitern erreichten die Mescheder Brauer ein Plus von 0,7 Prozent zum Vorjahreszeitraum – die Branche insgesamt kommt auf ein Minus von 2,5 Prozent nach den vorläufigen Zahlen. Während die Kernmarke Veltins mit einem leichten Minus von 0,1 Prozent knapp den Vorjahreswert verfehlte, rettete das Grevensteiner Landbier (+ 22 %) die Bilanz. Und: Das Dosenbier erlebt mehr und mehr ein Revival.
Preiserhöhung zunächst ausgeschlossen
Eine Preiserhöhung wie zuletzt der Branchenriese aus Kreuztal-Krombach vollzogen hat, schließt Veltins-Boss Michael Huber für dieses Jahr praktisch aus: Veltins wolle den Markt und die Entwicklung der Rohstoffpreise zunächst weiter beobachten.
Erst im Spätherbst solle dann eine Entscheidung fallen.
Den Zahlen entsprechend gab sich Michael Huber, Generalbevollmächtigter der Brauerei, bei der Vorstellung der Unternehmenszahlen aufgeräumt und durchaus gut gelaunt: „Wir müssen sehr zufrieden sein“, ordnete er das Veltins-Ergebnis ein. Denn: Es ist das vierte Halbjahr in Folge, in dem das Unternehmen ein Plus zum Vorjahr erreicht hat – das lässt auch für die nächsten sechs Monate hoffen. Und das in einem Markt, der „in den letzten zehn Jahren 5,4 Millionen Hektoliter verloren hat“, beschreibt Huber.
Großkühlschränke im Supermarkt
Die Bierspezialität Grevensteiner Landbier hob Huber als „Zugpferd“ heraus; das dunkle Bier locke Verbraucher vom klassischen Pils wie vom Weizenbier weg. Außerdem legt der Absatz beim Dosenbier zu: Beim Pils erreicht das Plus 15,5 Prozent. 15 Jahre nach Einführung des Pfands kehre die Dose ins Bewusstsein der Verbraucher zurück, so Huber. Der Absatz bei den Biermixgetränken habe sich Dank der neuen Sorte V+ Grapefruit stabilisiert (- 0,3 Prozent). Beim Ausblick setzt Huber weiter auf „Konstanz und Qualität“. Und die regionale Verankerung.
Was nicht bedeutet, dass Veltins Trends nicht genau beobachtet. Den Online-Handel überlässt Huber lieber den Getränke- und Supermärkten. „Das können die besser als wir.“ Veltins liefert dem Handel die passenden Gebinde, wie etwa den Six- oder einen Viererpack. Aktuell lotet die Brauerei eine mögliche Zusammenarbeit mit Amazon Fresh, der Lebensmittelplattform des US-amerikanischen Online-Versandhandels aus. Der nächste Trend, der erkennbar aus den USA hinüberschwappt: Die Einrichtung von begehbaren Kühlzellen in Einkaufsmärkten. In diesen Großkühlschränken lagern Partyfässer und Kisten temperiert; der Verbraucher kann die Getränke gekühlt unmittelbar zum Anlass einkaufen.
Kampf um Fachkräfte-Nachwuchs
Am Standort in Meschede-Grevenstein hat die begonnene Modernisierung der Brauerei Vorfahrt. Die Millionen-Investition ist ein klares Bekenntnis zum Unternehmenssitz im Hochsauerland. Der nicht nur Vorteile hat: „Wir werden künftig kämpfen müssen, unsere Arbeitsplätze zu besetzen“, sagt Huber mit Blick auf den demografischen Wandel, den einsetzenden Mangel an Nachwuchsfachkräften und die Konkurrenz zu Großstädten.
>>> Michael Huber: „Vertrag mit Schalke per Handschlag besiegelt“
- „Es war ein Handschlag-Geschäft mit Rudi Assauer auf der Trainingswiese“, erinnert sich Michael Huber im Gespräch mit unserer Zeitung an die Anfänge der Partnerschaft zwischen der Veltins-Brauerei und dem Fußball-Bundesligisten Schalke 04 vor 20 Jahren: Die vorzeitige Vertragsverlängerung haben der heutige Schalke-Boss Clemens Tönnies und der Generalbevollmächtigter der Veltins-Brauerei ebenfalls per Handschlag besiegelt, sagt Huber.„Es hat niemals Streit gegeben“, schaut Huber zurück; im Gegenteil: Rudi Assauer habe ohne Gage in den legendären Veltins-Werbespots Anfang der 2000er-Jahre mitgespielt. „Ihr habt uns geholfen und wir helfen euch“, habe Assauer gesagt, so Huber. Das gute Miteinander war denn auch ein Argument, dass für die Fortsetzung der Zusammenarbeit sprach. Und: „Die Arena ist unsere größte Kneipe: Es wird getrunken, egal, ob nach einem Sieg oder einer Niederlage“. Die Bindung zum Ruhrgebietsklub sieht Huber auch als Bekenntnis zur Region, von der die Brauerei profitiert habe: „Der Ausschank in der Arena hat uns viele Konsumenten und neue Gastronomieobjekte gebracht“.Ein Wechsel zum Stadion und Verein ein paar Kilometer weiter östlich und damit näher zu Südwestfalen sei wegen der „starken, auch emotionalen Bindung“ nicht vorstellbar. Das Engagement beim niedersächsischen Klub VfL Wolfsburg verteidigt Huber: „Das ist eine ganz andere Region!“