Fröndenberg/Meschede. . Zwischen Fröndenberg und Meschede auf dem Ruhrtalradweg unterwegs. Viel Betrieb mitten in der Woche. Ältere Semester auf dem E-Bike in der Mehrheit
- Zwischen Fröndenberg und Meschede auf dem Ruhrtalradweg unterwegs
- Viel Betrieb mitten in der Woche
- Ältere Semester auf dem E-Bike in der Mehrheit
Einmal gegen den Strom unterwegs sein. Sie: 24 Jahre alt, 1,67 Meter groß, 56 Kilo. Er: 59 Jahre alt, 1,81 Meter groß, 93 Kilo. Sie auf dem Mountainbike, er auf dem E-Bike. Ein ungleiches Paar. Die Mountainbikerin Luisa Möser, Deutsche Meisterin der Hobbyfahrer, aus Lennestadt-Saalhausen und WP-Chefreporter Joachim Karpa, ohne aktuelle Titel, haben sich auf den Weg macht. Von Fröndenberg nach Meschede auf dem Ruhrtalradweg. Immer am Fluss entlang. 66 Kilometer mit viel Tempo.
Unsere Serie "Leben an der Ruhr"
Hätte, hätte, Fahrradkette ist der erste Gedanke, der beim Start am Kettenschmiedemuseum in Fröndenberg durch den Kopf schießt. Hat das nicht der SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück vor Zeiten gesagt? Sei es drum. Der Helm sitzt, das Rad rollt. Der Himmel macht ein düsteres Gesicht. Bloß kein Starkregen.
An dritter Stelle der Beliebtheit
In die Pedale. Vorsicht, eine alte Dame kreuzt. Mit vier Hunden ist sie im Naturschutzgebiet Kiebitzwiese auf dem Radweg Gassi gehen. Sie kann das Quartett, ein reinrassiger Pudel, drei Mischlinge undefinierbarer Art, kaum bändigen. Ein Gespräch? Besser nicht. Die Vierbeiner, Wadenbeißer, wenn man sie nur ließe, sind außer Rand und Band. Radfahrer nicht erwünscht.
Ruhr-SerieUnd es sind nicht wenige, die an einem Werktag unterwegs sind. Fast ausschließlich flussabwärts. Also entgegenkommend. In der Regel ältere Semester. Die Räder voll bepackt. Mit Taschen. Hinten und vorne. Wie Petra (60) und Ludger Wullkotte (59) aus Rheine. Das Paar gönnt sich am Bahnhof in Wickede eine Pause. Der Blick fällt auf das E-Bike. „Wir strampeln immer noch selbst“, sagt der Bankkaufmann. Nicht ohne Spott. Danke. Ihr Urteil zum Ruhrtalradweg? „Schön, wenig Steigungen. Es fährt sich gut.“
Mit dieser Ansicht ist das Paar aus dem Münsterland nicht allein. Der Ruhrtalradweg, er feiert sein zehnjähriges Jubiläum, liegt unter den Radwegen an Flüssen in Deutschland an dritter Stelle. Nur die Radwege an der Elbe und der Weser erfreuen sich größerer Beliebtheit.
Wer will das wissen? Die Landschaft ist es, die die Augen gefangen nimmt. Endlich, irgendwo im Nirgendwo, kein Auto mehr weit und breit. Einmal Natur tanken, die Luft spüren. Mal kalt, mal warm. Das macht den Kopf frei und lässt die Seele frohlocken. Radfahren in der Arbeitszeit: Es gibt schlimmere Schicksale. Luisa Möser ist still geworden. Die junge Frau fährt locker nebenher.
Voll im Training – sonst halt ein E-Bike
Ob Sie sich unterfordert fühlt? „Nein, nein. Ist in Ordnung.“ Am Sonntag geht die Touristikkauffrau, sie arbeitet bei der Sauerland-Radwelt, in Haltern am See beim NRW-Cup an den Start. „Das Rennen dauert 88 Minuten. Wer am meisten Runden schafft, gewinnt.“ Sie hat ein gutes Gefühl, nimmt die Tour als leichtes Einrollen mit.
Tour über Ruhrtalradweg
Voll im Training sind die beiden Bottroper Manfred Bartheld und Wilfried Kubes. Seit 1987 sind die beiden 71-Jährigen jedes Jahr einmal unterwegs. „Zum ersten Mal in diesem Jahr mit E-Bikes.“ In Arnsberg-Neheim kreuzen sich unsere Wege. Schwerte liegt lange hinter ihnen, Erwitte, am Möhnesee vorbei, wird angepeilt. „Ohne diese Hilfe wären diese Strecken nicht zu bewältigen.“ Das Duo sagt es, freut sich über ein Erinnerungsfoto und schwingt sich auf den Sattel. Der Asphalt ruft, die Speichen blitzen. Den Schlauchautomaten, 7,50 Euro kostet ein 28/29er, lassen sie rechts liegen. Alles im grünen Bereich. Die Begegnung mit der 19-köpfigen Seniorengruppe Speiche SV Bausenhagen, 65 bis 82 Jahre alt, lässt erahnen, was in den nächsten Jahren auf den Radweg zurollt. Anita Nölle (76): „Einmal in der Woche sind wir unterwegs, bis zu 70 Kilometer weit.“
Mit dem E-Bike eröffnet sich für die Senioren eine schöne neue Welt auf zwei Rädern. Für unser ungleiches Duo ist nach 66 Kilometern Schluss. Reine Fahrzeit: 3 Stunden, 49 Minuten. Durchschnittstempo: 17,3 km/h. Einmal gegen den Strom. Geht doch.