Südwestfalen. . Die Region liegt beim schnellen Internet bundesweit im oberen Mittelfeld. Bis zum Jahr 2019 sollen flächendeckend mindestens 50 Mbit/s vorhanden sein.

  • Südwestfalen liegt beim schnellen Internet bundesweit im oberen Mittelfeld.
  • Bis zum Jahr 2019 sollen flächendeckend mindestens 50 Mbit/s vorhanden sein
  • Breitbandausbau kostet in den nächsten zehn Jahren bis zu einer Milliarde Euro

Die Telekommunikationsgesellschaft (TKG) Südwestfalen, Gesellschafter sind die fünf Kreise, forciert den Breitband-Ausbau. Geschäftsführer Stefan Glusa spricht über Glasfaser, Geld und Geduld bei der Verbesserung des digitalen Netzes. Der Investitionsbedarf liegt nach seiner Einschätzung bis 2026 zwischen 430 und 910 Millionen Euro.

470 000 Euro sind jüngst für die Planung von Breitband-Projekten vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur für die fünf Kreise und einzelne Kommunen in Südwestfalen bewilligt worden. Eine bescheidene Summe?

Stefan Glusa ist Geschäftsführer der Telekommunikationsgesellschaft (TKG) Südwestfalen.
Stefan Glusa ist Geschäftsführer der Telekommunikationsgesellschaft (TKG) Südwestfalen. © WP

Stefan Glusa: Nur auf den ersten Blick. Es ist Geld, mit dem wir eine qualifizierte Planung und das notwendige Projektmanagement sicherstellen und weitere Anträge für Fördermittel und für den kostspieligeren Netzausbau auf den Weg bringen können.

In der Hoffnung . . .

. . . dass im zweiten Schritt, der eigentlichen Ausbauförderung, richtig Geld fließt. Bis zu 15 Millionen Euro sind dann für die Umsetzung pro Projekt im Bundesförderprogramm vorgesehen.

Also ist der Kreis Olpe weit vorne?

Ja. Bundesweit hat er als einer der ersten Kreise jetzt sechs Millionen Euro vom Bund und weitere 4,7 Millionen Euro vom Land NRW bewilligt bekommen.

Um was zu erreichen?

Ziel hier ist eine flächendeckende Breitbandversorgung mit mindestens 50 Mbit/s bis zum Jahr 2019. Neben den unterversorgten Ortschaften stehen die unzureichend angebundenen Gewerbegebiete im Fokus. Nur mit schnellen Breitbandanschlüssen kann die wirtschaftliche Stärke und die damit verbundene Lebensqualität erhalten bleiben. Das gilt nicht nur für den Kreis Olpe, das gilt für ganz Südwestfalen.

Was sagen Sie den Menschen, die bis heute wie in Sundern-Brenschede, weder Internet noch Handy-Empfang haben?

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Ehrlich? Geduld. Vor uns liegen Meilensteine. Netzausbau braucht Zeit. Aus einem Trampelpfad wird über Nacht keine Autobahn. Wir wissen alle, bei 50 Mbit/s ist lange nicht Schluss. Deshalb brauchen wir Glasfaser. Soweit wie möglich in der Fläche, in jedem Gewerbegebiet, in jeder Siedlung. Der Bedarf an Bandbreite steigt exponentiell.

Wenn dieser Bedarf nicht befriedigt werden kann, dann...

... wird die Region abgehängt. Niemand will auf einem weißen Flecken der digitalen Landkarte leben. Wer versucht, die letzten Reserven aus alten Kupferleitungen rauszuholen, anstatt konsequent auf Glasfaser umzusteigen, der wird auf lange Sicht keinen Erfolg haben.

Wie viele Orte gibt es zum Beispiel im Hochsauerlandkreis fernab der digitalen Welt?

Wir haben etwa 100 Orte, die uns Kopfzerbrechen bereiten. Manchmal sind es Ortsteile mit nur zwei, drei Häusern, die abgehängt sind. Brenschede gehört dazu. Hier kommt aber jetzt Bewegung rein.

Weil es Geld aus Berlin gibt?

Ja, aber auch mit den Fördergeldern aus NRW ist es möglich, die aus Sicht der Anbieter bislang wirtschaftlich unrentablen Gebiete zu erschließen. Es sind die letzten fünf bis zehn Prozent der Fläche, die die höchsten Ausbaukosten verursachen. Die baut kaum ein Anbieter freiwillig aus.

Dabei liegt der Hochsauerlandkreis nach Messungen des TÜV Rheinland bei einer Versorgung mit 83,2 Prozent weit vorne?

Das stimmt, besagt leider nicht viel. Hohe Durchschnittswerte werden durch dicht besiedelte Gegenden mit vielen Anschlüssen schnell erreicht. Für den einzelnen betroffenen Haushalt oder das Unternehmen bleibt es natürlich ein Ärgernis.

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Muss ein Unternehmen über seinen Standort in Südwestfalen nachdenken, weil das Internet zu langsam ist?

Niemand sollte ernsthaft wegen einer langsamen Internetanbindung gleich seinen ganzen Standort verlagern. Wir haben immer Alternativen aufzeigen können. Der Breitband-Anschluss sollte heute wie ein Produktionsfaktor mit in die Gesamtkalkulation einbezogen werden. Mir sind Fälle bekannt, in denen Unternehmen, die Millionen Umsatz machen, leider noch die Bereitschaft fehlt, in einen leistungsfähige Anbindung zu investieren.

Das heißt auf Deutsch?

Sie nutzen einen langsamen DSL-Anschluss, hätten aber Glasfaserkabel eines regionalen Anbieters vor der Haustür liegen, oder sind nicht zum Wechsel auf ein anderes Produkt oder zu einem anderen Anbieter bereit. Hier wollen wir mehr Aufklärungsarbeit leisten.

Wie sieht es bei Privatleuten aus?

Es gibt Ortschaften, in denen die Einwohner selbst den Minibagger rollen lassen, um digital auf der Höhe der Zeit zu sein. Für 19,90 Euro oder sogar gratis wird es eine bessere Infrastruktur nicht geben. Mittlerweile werden sogar Einzel-Anbindungen per Glasfaser für zahlungswillige Privatkunden angeboten, aber die sind natürlich – wie ein Maßanzug – richtig teuer.

Wo liegt Südwestfalen im bundesweiten Vergleich?

Wir liegen im oberen Mittelfeld und haben in den letzten Jahren deutlich aufgeholt. Je weiter nord-östlich man im Bundesgebiet schaut, desto schlechter wird die Versorgung, zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen-Anhalt. Im Vergleich dazu klagen wir auf hohem Niveau.

Wo steht Südwestfalen 2019 digital?

Es sollen dann flächendeckend mindestens 50 Mbit/s vorhanden sein, und wir arbeiten hoffentlich bereits fleißig am nächsten Ziel: den Gigabit-Glasfasernetzen.

Wie viel wollen die Kreise in die Breitbandversorgung investieren?

Das ist unterschiedlich und hängt von der finanziellen Situation der Kreise ab. Im Märkischen Kreis werden zum Beispiel 11,2 Millionen Euro für den Ausbau in den Gewerbegebieten bereitgestellt. Ziel ist, dass nicht allein die öffentliche Hand den Ausbau subventioniert, sondern dass vor allem die privaten Anbieter im Wettbewerb auch selbst investieren.