Altkreis. . Mit sehr unterschiedlichen Geschwindigkeiten sind die Internetnutzer im Sauerland unterwegs. Das soll sich bis 2018 ändern. Doch wie realistisch ist das?

. Während einige bereits mit High-Speed surfen, schleichen vor allem in kleineren Orten viele noch im Schneckentempo durchs Netz. Obwohl der HSK bei der bundesweit angestrebten Versorgung mit 50 Mbit/s einen Versorgungsgrad von 83,2 Prozent erreicht, gelten 101 Orte als unterversorgt, weil sie auf maximal 2 Mbit/s kommen – im Altkreis Brilon sind das 28 Ortslagen.

Wie groß die Unterschiede sind, macht ein Blick in den Breitbandatlas NRW deutlich. Hier ist für jeden Ort abrufbar, welche Bandbreite verfügbar ist. Dabei muss man beachten, dass einzelne Nutzer trotz dieses Wertes möglicherweise einen schnelleren Zugang zur Verfügung haben, weil sie bereits zusätzliche Technik privater Anbieter (z.B. Funk- oder Kabeltechnik) nutzen und bezahlen.

Stefan Glusa, Geschäftsführer der Telekommunikationsgesellschaft Südwestfalen, erklärt, warum die Versorgung so unterschiedlich ist: „Der HSK, der 2006 als erster Kreis begonnen hat, sich mit dem Thema zu beschäftigen, liegt als flächengrößter Kreis weit über dem Landesdurchschnitt. Wir haben aber völlig unterschiedliche topographische und auch infrastrukturelle Voraussetzungen in Südwestfalen, daher ist es erklärbar, dass der Versorgungsgrad nicht einheitlich sein kann.“

Breitbandausbau im Altkreis Brilon
Breitbandausbau im Altkreis Brilon © WP

Schlusslicht ist Hallenberg

Das soll sich ändern – auch mit Blick auf die Vorgabe des Bundes, dass bis 2018 jeder Deutsche mit 50 Mbit pro Sekunde surfen können soll. Dafür gibt es Förderprogramme. Mit Blick auf die Voraussetzungen hat sich für die Kommunen einiges verändert. Als förderfähig gelten nun Orte, die über eine Versorgung von weniger als 6 Mbit/s verfügen; vorher lag der Wert bei 2 Mbit/s. Bereits erstellt wurde ein Infrastruktur-Atlas, aus dem hervorgeht, für welche Orte eine Förderung in Betracht kommt, HSK-weit sind das 101, im Altkreis Brilon 28.

Aufgabe der Telekommunikationsgesellschaft Südwestfalen (TKG), bei der auch der HSK als Gesellschafter mit im Boot sitzt, ist es, dafür zu sorgen, dass die Fördermittel von Land und Bund vor Ort zum Tragen kommen. Deshalb wird im Rahmen eines Markterkundungsverfahrens die Ausbauabsicht möglicher Netzbetreiber abgefragt. Denn nur,wenn kein privater Anbieter für den jeweiligen Ort da ist, kann der Förderprozess in Gang gesetzt werden. So sollen Mitnahme-Effekte auf Kosten der öffentlichen Hand verhindert werden.

Wie der Ausbaustatus mit Blick auf die 50 Mbit-Marke in den einzelnen Altkreis-Städten ist, kann man im Breitbandatlas sehen. Mit 83,2 Prozent liegt der HSK dabei deutlich über der Landesquote von 73,4 Prozent. Brilon kommt auf einen Wert von 82 Prozent, Marsberg auf 80 Prozent, Olsberg auf 74 Prozent, Winterberg auf 77 Prozent, Medebach auf 56 Prozent. Schlusslicht im Altkreis ist Hallenberg mit einem Wert von 53 Prozent.

Breitbandausbau hat die höchste Priorität 

Experte in Sachen Breitband-Versorgung ist Stefan Glusa, Geschäftsführer der Telekommunikationsgesellschaft Südwestfalen.

Der Bund möchte bis 2018 flächendeckende Breitband-Versorgung mit 50 Mbit/s. Im Schnitt erreicht der HSK jetzt einen Versorgungsgrad von 83,2 Prozent. Gleichzeitig gibt es aber 101 unterversorgte Orte, die 1 oder 2 Mbit/s erreichen.Wie realistisch ist es, dass eine flächendeckende Versorgung mit 50 Mbit/s erreicht wird?
Stefan Glusa: Uns als kommunaler Telekommunikationsgesellschaft ist wichtig, dass wir eine wirklich flächendeckende Versorgung bekommen. Allerdings sind mit einer Versorgung der letzten fünf bis zehn Prozent der Haushalte sehr hohe Ausbau- und Betriebskosten verbunden. Hier rechnet sich der Anschluss für die TK-Anbieter in der Regel nicht, und daher gibt es neue Förderprogramme von Bund und Land. Meine Sorge ist, dass die Gelder viel zu wenig in die bislang völlig unterversorgten Gebiete, und eher in schon vergleichsweise gut angebundene Gebiete fließen, nur um dort die Versorgung auf 50 MBit/s zu erhöhen. Daher haben wir uns mit den 101 Ortschaften im HSK auch die schwierigsten Fälle vorgenommen.

In welchen Regionen im Altkreis wird es schwierig und warum?
Sicherlich stellt die Versorgung von Ortschaften mit weniger als 100 Haushalten eine große Herausforderung dar, vor allem wenn diese leitungsgebunden angeschlossen werden sollen. Je länger die so genannte letzte Meile, also das Stück Kupferkabel ins Haus wird, desto weniger Bandbreite kommt beim Kunden an. Es gibt aber auch günstigere Erschließungsmöglichkeiten, zum Beispiel per Richtfunk, von alternativen Anbietern.

Gibt es Gebiete bei uns im Sauerland, in denen die Versorgung mit 50mbit/s bereits Standard ist?
Ja, in den Kernstädten, wo es sich rechnet, ist die Versorgung in der Regel schon sehr gut. Neben VDSL, das die 50 Mbit/s und mit dem so genannten „Vectoring“ auch bis zu 150 Mbit/s und mehr leistet, gibt es dort normalerweise ebenfalls die Anschlussmöglichkeit über das Koaxialkabel des Kabel-TV-Anbieters. Das kann heute sogar schon bis zu 250 Mbit/s. Und auch die 4. Mobilfunkgeneration LTE ist in Teilen der Zentren so weit ausgebaut, dass hier Spitzendatenraten von über 50 Mbit/s erreicht werden.

Wie wichtig ist der Breitband-Ausbau für das Sauerland?
Gerade in unserer Region hat der Breitbandausbau höchste Priorität verdient. Wir brauchen sowohl den Festnetz-Ausbau mit Glasfasernetzen möglichst weit bis zum Teilnehmer, als auch die schnellen Mobilfunknetze. Was heute die berühmten „50 Mbit/s“ sind, werden morgen 500 Mbit/s und übermorgen 1 Gbit/s sein. Immer schneller, immer höheren Megabits hinterher zu laufen, ist aber nicht nachhaltig, besser wäre ein echtes Infrastrukturziel.

Folgen Sie uns auch auf Facebook .