Hagen/Siegen. . Masterplan kann umgesetzt werden. Schulterschluss von Betrieben und Politik. Straßenbaubehörde soll frühzeitig informieren und koordinieren.

Der Startschuss ist gefallen, der Masterplan für die Autobahn 45 kann umgesetzt werden, wie der neu gegründete Beirat nach seiner konstituierenden Sitzung in Siegen mitteilte. Voraussetzung: Das Projekt ist, wie von der Politik zugesagt, Teil der im April erwarteten Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans.

Das Gremium, ein nach den Worten von Hermann-Josef Droege, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen, der die Moderation übernommen hat, „bundesweit einmaliger Schulterschluss“ hochrangiger Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Straßenbaubehörde soll den überfälligen sechsspurigen Ausbau der Autobahn mit dem Neubau aller 38 Talbrücken von Dortmund bis zur hessischen Landesgrenze begleiten. Ein auf mehr als 20 Jahre angelegtes Bauprojekt, „das es in dieser Art in Deutschland noch nicht gegeben hat“. Einmalig ist es aus mehreren Gründen:

Zusammenarbeit

Erstmals schließen sich Bundes- und Landtagsabgeordnete, Landräte, Vertreter von Unternehmen aller Branchen entlang der A 45 sowie die Universität Siegen zusammen, um ein Mammut-Projekt zu begleiten, das sorgfältigster Vorbereitung und Begleitung bedarf. Warnende Beispiele gibt es genug. Denn bevor der fertige Neubau zum Segen für Bürger und Wirtschaft werden kann, kommt erst der Fluch: „Die 20-jährige Bauphase wird die Region vor eine riesige Belastungsprobe stellen“, sagt Hermann-Josef Droege.

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Es werde bei den Verkehrsteilnehmern zu großer Ernüchterung kommen angesichts der vielen Dauerbaustellen auf der A 45 und zusätzlichen Umleitungen auf Bundes- und Landstraßen. Dem gelte es mit frühzeitiger und umfassender Information und Koordination, etwa von Baustellen auf Landesstraßen während des A 45-Neubaus, zu begegnen. Deshalb will der Beirat, dem unter anderem die Landräte Franz Beckehoff (Kreis Olpe) und Thomas Gemke (Märkischer Kreis), die Bundestagsabgeordneten Willi Brase (Siegen) und Matthias Heider (Olpe), die Landtagsabgeordneten Gordan Dudas und Thorsten Schick, der Vorsitzende der Unternehmerinitiative A 45, Mark Simon aus Hagen und Prof. Steinbrecher von der Universität Siegen angehören, Bürger und Wirtschaft „mitnehmen“. Auf einer eigenen Homepage, mit Newslettern, Pressegesprächen, Baustellenbesichtigungen für Bürger und Unternehmer. Steinbrecher hatte bereits 2007 in einer wegweisenden Studie den sechsspurigen Ausbau empfohlen. Die Mitglieder sollen das Projekt tragen und in ihren Gremien Lobby-Arbeit betreiben. Und das mit gutem Grund.

Bürgerproteste

Nicht das erste Mal würde ein technisches Großprojekt zerredet oder durch Einsprüche besorgter Bürger und Naturschützer um Jahre zurückgeworfen. Durch umfassende Kommunikation schon im Vorfeld will Droege „Bürgerproteste gar nicht erst entstehen lassen“, partielle Planfeststellungsverfahren sollen überflüssig werden - der Moderator erhofft sich dadurch eine zwei- bis dreijährige Verfahrensverkürzung. Aus diesem Grund ist auch der stellvertretende Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz, mit im Beirats-Boot.

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Mögliche Gutachten zu Nistgebieten von Vögeln sollen dann schon im Beirat besprochen werden und nicht erst vor den Verwaltungsgerichten verhandelt. „Wir haben Herrn Brunsmeier gebeten, den Prozess zu begleiten“, so drückt es Jan Tornow aus, Fachbereichsleiter Verkehr bei der SIHK in Hagen. „Wir versuchen zu verhindern, dass geklagt wird.“ Teilerfolge sind schon sichtbar: Bei jedem Brückenbauwerk auf der A 45, bei dem Pfeiler versetzt werden, müssten eigentlich zeitraubende Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden. Es sei aber schon jetzt absehbar, dass es bei einigen Brückenbauten nicht dazu kommen werde, deutet Tornow an, ohne ins Detail zu gehen.

Technische Herausforderung

Brücken sind das Stichwort. „Es gibt auf der A 45 auch technische Herausforderungen, die bundesweit erstmalig realisiert werden“, sagt Hermann-Josef Droege. So werde etwa die Talbrücke Rinsdorf südlich von Siegen nicht auf Behelfspfeilern errichtet, die nach dem Zusammenschieben der Fahrbahnen abgebrochen würden.

Vielmehr würden neue Brückenpfeiler mitsamt Fahrbahn auf Gleitbahnen montiert und dann als Ganzes zusammengeschoben. „Da wird man Technikbegeisterung wecken“, ist Droege überzeugt. Er sei optimistisch, was einen zügigen Planungs- und Baufortschritt angehe: „Wir bauen keine neue Autobahn, sondern ertüchtigen nur eine vorhandene. Auch Umweltschützer nutzen die A 45.“