Hagen. . In Südwestfalen sind die Reaktionen auf die Pläne für den Neubau der Sauerlandlinie positiv. Schwerlasttransporte könnten jedoch zum Problem werden.
Mit großer Erleichterung haben Industrie- und Handelskammern, Landräte und Bürgermeister die Pläne zum durchgehend sechsspurigen Ausbau der Sauerlandlinie einschließlich des Neubaus aller Brücken vom Westhofener Kreuz bis zur hessischen Landesgrenze bis 2028 begrüßt. Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus, die zum Teil sperrige Hundert-Tonnen-Lasten zu ihren Kunden transportieren müssen, ließen wegen der Dauer des Projekts allerdings auch Skepsis durchblicken.
„Der Ausbau ist sinnvoll. Kurzfristig hilft uns das aber nicht, wir müssen weiter sehen, wie wir unsere Schwertransporte aus dem Siegerland herausbekommen, und zwar vor 2028“, sagt Dr. Theodor Gräbener, geschäftsführender Gesellschafter der Gräbener-Gruppe in Netphen. Ob etwa der Maschinenbauer SMS oder die zahlreichen Walzengießer in der Region noch fast 15 Jahre mit heruntergestuften Brücken leben könnten, das sei die Frage. Es müsse jetzt möglichst bald festgelegte Schwerlastrouten geben, forderte Gräbener.
"Ein Schritt in die richtige Richtung"
Und es zeichne sich ab, dass in Kürze auch eine Brücke auf der A 4 bei Engelskirchen auf 44 Tonnen Höchstbelastung herabgestuft werde. „Dann ist auch die Strecke nach Köln dicht.“ Die Firma Gräbener lässt heute schon ihre Rohrformpressen mit einem Gewicht von 1000 Tonnen für Spezial-Pipelines für Saudi Arabien in Hessisch Lichtenau bei Kassel zusammenschweißen: „Wir bekommen die Teile nicht mehr hier weg.“
„Der Schulterschluss von Unternehmen und Verbänden in der Region hat in zwei Jahren einiges in Bewegung gebracht“, freut sich Dr. Thomas Isajiw von SMS Siemag. „Das ist ein Schritt in die richtige Richtung.“ Die Forderung nach Korridoren für den Schwerlastverkehr sei jetzt umso dringender.
SIHK-Hauptgeschäftsführer Hans-Peter Rapp-Frick aus Hagen findet es „toll, dass dieses Großprojekt der Lebensader für Südwestfalen endlich umgesetzt wird“. Viele hätten das nicht für realistisch gehalten. Allerdings sieht Rapp-Frick Schwierigkeiten für die Unternehmen voraus. Im Bezirk der SIHK seien nicht so viele davon betroffen. Wichtig ist für ihn eins: „Die A 45 muss während der Bauzeit durchgehend befahrbar bleiben.“
Ohne Alternative
Als „alternativlos“ bezeichnet Klaus Gräbener, Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen, das Projekt, weist aber auf die Finanzierungsproblematik hin: „Sieben Milliarden Euro müsste der Bund pro Jahr investieren, um die Autobahnen up to date zu halten. Macht in vier Jahren 28 Milliarden. Bis jetzt stellt der Bund fünf Milliarden zur Verfügung - zu wenig.“ Auch Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz ist froh, dass Bewegung in den Ausbau und die Erneuerung der A 45 kommt: „Ich begrüße den Masterplan ausdrücklich.“ Der Wirtschaftsstandort Hagen werde davon profitieren, nicht zuletzt die Vielzahl ansässiger Speditionen.
Bernd A. Löchter sieht eine große Herausforderung für den Landesbetrieb Straßen NRW. „Wir versuchen, viele Brücken in einem Rutsch zu machen“, sagt der Sprecher. Während des laufenden Verkehrs und mit verengten Fahrstreifen. Allerdings nicht über eine überlange Strecke: „Wir werden das so organisieren, dass es immer wieder Erholungsphasen für die Verkehrsteilnehmer gibt.“
Axel Heyduschka ist täglich auf der A 45 unterwegs. „Es wird Zeit, dass etwas passiert“, sagt der ADAC-Pannenhelfer und lobt die Pläne. „Zu Ferienbeginn sind auf Teilstücken immer Staus.“ Dietmar Walter kann sich vorstellen, dass die Autobahnraststätten in Sauer- und Siegerland Auswirkungen spüren. „Je nachdem, wo gerade die Baustelle verläuft, kann zwischendurch etwas weniger los sein“, sagt der Betriebsleiter der Raststätte Kaltenborn bei Schalksmühle. Dennoch: Der Masterplan A 45 findet seine Zustimmung: „Die Sauerlandlinie ist eben stark befahren und hat ganz schön gelitten.“