Hagen. . Eine Umfrage der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen lässt eine „Konjunkturberuhigung“ erwarten. Auswirkungen der VW-Krise ist offen.
Die VW-Krise, die Probleme innerhalb der EU, das Russland-Embargo, die Konjunkturflaute in China - derzeit kommt viel zusammen, das die Erwartungen der südwestfälischen Unternehmen an die Wintermonate eintrübt. Trotz niedriger Rohölpreise, eines schwachen Euros, steigender Einkommen und eines guten Konsums.
Ihre Lage gibt den Betrieben dagegen noch keinen Grund zur Klage. Das ist das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer (SIHK) zu Hagen unter 205 Unternehmen mit 33 000 Beschäftigten. „Die Konjunkturdaten folgen der Wetterlage - im Herbst sieht es meist trüber aus als im Frühjahr“, schmunzelte SIHK-Präsident Harald Rutenbeck mit Blick aus dem Fenster.
Keine Panikstimmung
Von einem kommenden Konjunktureinbruch oder nur einer Delle wollte er jedoch nicht sprechen und sah auch keinen Grund zu übertriebenem Pessimismus: „Wir erwarten eine Konjunkturberuhigung.“ Was das genau bedeutet, müssen die nächsten Monate zeigen. „Das ist nicht Audruck einer Panikstimmung, die Unternehmen erwarten nur nicht, dass es so positiv weitergeht wie bisher“, ergänzte SIHK-Hauptgeschäftsführer Hans-Peter Rapp-Frick.
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Dabei hatte es zu Jahresbeginn noch so gut ausgesehen. Das erste Halbjahr hatten die Betriebe im Märkischen Raum den Angaben zufolge ihre Geschäftslage noch zu 86 Prozent als gut oder befriedigend bewertet - bis dann in den Sommermonaten eine konjunkturelle Abkühlung die Erwartungen deutlich dämpfte. Zur Vielzahl internationaler Krisenherde kam für die exportorientierte heimische Industrie im September auch noch die Abgas-Manipulation bei VW - laut Rutenbeck „vorsätzlich und in betrügerischer Absicht“ - deren langfristigen Auswirkungen seiner Ansicht zufolge noch gar nicht absehbar sind. In die Umfrage sei VW aber noch nicht eingepreist.
Den Industriebetrieben mache seit den Ferien vor allem eine „merkliche Beruhigung bei Auftragseingängen und Produktion“ zu schaffen, wie der SIHK-Präsident erläuterte. Vor allem Anschluss- und Neuaufträge fehlten. Dagegen sei die Stimmung bei Dienstleistern und Händlern eher positiv- der Einzelhandel habe das Weihnachtsgeschäft vor Augen und die vielen Flüchtlinge müssten schließlich eingekleidet werden.
Kaum noch einfache Tätigkeiten
Ob die Flüchtlinge auch das Fachkräfte- und das Demografieproblem in der Region mildern können, ließen die SIHK-Verantwortlichen vor dem Hintergrund eines erwarteten Bevölkerungsrückganges im Märkischen Kreis von 70 000 Menschen bis 2030 und 20 Prozent weniger Schulabgängern offen. Die Chance sei da. Aber: „Einfache Tätigkeiten gibt es kaum noch“, so Rapp-Frick. „Es geht nur mit guten Deutschkenntnissen.“ Die Betriebe fühlten sich aber nicht für alles verantwortlich. Das brauche Zeit: „Es wird nicht gelingen, Flüchtlinge innerhalb von drei Monaten in Beschäftigung zu bringen.“
Ausnahmen vom Mindestlohn nur für Asylanten kommen für Rutenbeck und Rapp-Frick nicht in Frage. Aber bei Praktika sehr wohl. Rutenbeck: „Es kann nicht sein, dass im Praktikumsbereich Entlohnungsgrenzen gelten, die in keinem Verhältnis zum Nutzen für das Unternehmen stehen.“