Dortmund. Die Lage im Handwerk verschlechtert sich zusehends. Der Dortmunder Kammerpräsident Schröder rechnet in diesem Jahr kaum noch mit Lockerungen.
Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer Dortmund mit ihren knapp 20.000 Mitgliedsunternehmen, erwartet vorerst keine Lockerung der Corona-Maßnahmen: „Ganz ehrlich, wenn man sich die Infektionszahlen ansieht, brauchen wir auf Lockerungen im November nicht zu hoffen. Ich vermute eher eine Verlängerung der Maßnahmen bis in den Dezember hinein“, erklärte Schröder am Freitag in Dortmund bei der Vorstellung der jüngsten Konjunkturumfrage.
Vermehrt Terminabsagen
Die Umfrage, an der sich weit über 800 Unternehmen beteiligt haben, spiegelt natürlich die Auswirkungen der Pandemie wider. Nur noch 84 Prozent bewerten ihre Geschäftslage als gut oder als zufriedenstellend. Vor einem Jahr lag der Wert noch bei 92 Prozent. Auch der Optimismus hat nachgelassen: Mit Blick auf das kommende Halbjahr rechnen nur noch 82 Prozent mit einer guten Entwicklung (Vorjahr: 91 Prozent).
62 Prozent nutzten bislang staatliche Hilfe
Kammerpräsident Schröder warnt: „Die Eigenkapitalreserven der Unternehmen sind durch den Lockdown im Frühjahr zumeist aufgebraucht – ein weiterer Substanzverlust wäre vielfach existenzgefährdend.“
Die Hilfsprogramme von Bund und Land seien wichtige Stützen. Insgesamt haben 62 Prozent der Betriebe wenigstens ein Angebote des Staates genutzt : 44 Prozent haben Soforthilfe in Anspruch genommen, 13 Prozent baten um Stundungen bei Forderungen vom Finanzamt, Vermietern etc. Kurzarbeitergeld haben 27 Prozent der Befragten zur Erhaltung von Arbeitsplätzen in Anspruch genommen bzw. tun dies noch immer.
Viele Kunden werden es bereits bemerkt haben. Corona wirkt sich auf die Preise aus. Hoher Aufwand durch Hygieneauflagen, dazu die Schließungen im Zuge der Corona-Pandemie und entsprechend niedrigere Umsätze bedeuten gestiegene Preise, vor allem bei Friseuren und Kosmetikern. 35 Prozent der Befragten aus dieser Branche bestätigten, die Preise in den vergangenen Monaten angehoben zu haben.
Innerhalb der Handwerkskammer Dortmund ist die Stimmungslage in den fünf Bezirken unterschiedlich. Die positivsten Rückmeldungen kommen aus dem Kammerbezirk Hagen und Hellweg-Lippe, während die Lage im Ruhrgebiet insgesamt kritischer beurteilt wird. Besonders im Raum Dortmund/Lünen ist die Stimmung laut Umfrage schlecht.
Selbst im bisher noch florierenden Bau- und Ausbaugewerbe machen sich ein Abwärtstrend und die widrigen Rahmenbedingungen bemerkbar, wenn auch auf vergleichsweise hohem Niveau. „Bis dato war die Auftragslage noch gut. Mittlerweile merkt man den Menschen aber die Anspannung an. Es kommt vermehrt zu Terminabsagen“, erklärt Udo Fischer, Inhaber eines Installationsbetriebes mit 20 Beschäftigten in Hamm. Die Begleitumstände der Pandemie bedeuten in der Praxis auch schon einmal Personalausfälle durch Quarantäneauflagen für Beschäftigte. „Es ist eine Situation, die an einem zehrt. Man kann nicht mehr im Voraus planen“, beschreibt Fischer die aktuelle Situation.
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Grundsätzlich dürften Unternehmen wie Fischers in den kommenden Monaten weiter gut zu tun haben – und umgekehrt Kunden werden schon einmal eine Weile auf Termine warten müssen. Dafür werde nach Ansicht des Kammerpräsidenten Schröder nicht zuletzt der immer noch bestehende Nachholbedarf im Wohnungsbau sorgen.
Auch Bäcker und Metzger haben zu kämpfen
Noch das meiste im Lot, darf man für die Gewerke rund um Bau sagen. Jedenfalls gemessen an den Problemen von Betrieben aus dem Bereich Kosmetik und Friseurhandwerk oder auch Metzger und Bäcker. „Der Teillockdown macht auch diesen Betrieben wieder zu schaffen“, sagt Christoph Knepper, Kreishandwerksmeister der KH Hellweg-Lippe. Viele Bäcker und Metzger belieferten auch Schulen und Tagesstätten. „Diese Betriebe haben zum Teil schwer zu kämpfen.“ Bei den Kosmetikern rechnet Knepper mit einem leichten Nachholeffekt, wenn sie wieder öffnen dürfen. Wann das sein kann, ist aber offen und von der Runde der Landeschefs mit der Bundeskanzlerin am Montag erhofft man sich im Handwerk in dieser Hinsicht nicht allzu viel.