Ruhrgebiet. Immer mehr Fahrräder, immer mehr ältere Fußgänger: Die Zahl schwerer Unfälle zwischen ihnen wächst. Unfallforscher sagen, was sich ändern muss.
Fußgängerzonen oder Gehwege in Parks sollten nicht mehr für Radfahrer freigegeben, bestehende Zulassungen „kritisch überprüft“ werden. Das fordern die Unfallforscher der Versicherer, nachdem sie Unfälle zwischen Fußgängern und Radfahrern untersucht haben.
Es gebe „natürlich“ nicht so viele Tote wie unter Beteiligung des Autoverkehrs, sagt Siegfried Brockmann, der Leiter der Unfallforschung. „Aber die Quote der schweren Verletzungen ist ungefähr gleich. Wir sehen 30 Prozent schwere Unfälle.“ Brockmann und sein Team haben die Unfälle des Jahres 2022 in Deutschland ausgewertet, bei denen Radfahrer und Fußgänger beteiligt waren. 711 Menschen wurden schwer verletzt, 13 starben. Die Verletzungen seien schwerer, je älter der beteiligte Fußgänger ist.
„Radfahrer glauben, sie dürften da durchrauschen“
Die Ursache: Fahrräder werden „immer mehr, schneller und schwerer“ - und der Anteil der älteren Menschen wächst auch. „Man kann sich ausmalen, wohin diese Entwicklung geht, wenn wir jetzt nicht eingreifen“, sagt Brockmann. Außerdem gebe es bei leichteren Unfällen eine „gigantische Dunkelziffer“.
Hauptproblem sei die Infrastruktur. Fußgänger-Radfahrer-Unfälle passieren demnach vor allem auf kombinierten Geh- und Radwegen; dann dort, wo Autos parken sowie auf Zwei-Richtungs-Wegen und an Haltestellen. „Radfahrer glauben, sie dürften da durchrauschen, was nicht der Fall ist“, so der Unfallforscher.
Forderung: Radfahren in Fußgängerzonen und Parks nicht mehr freigeben
Zwei-Richtungs-Radwege sollten nicht mehr gebaut, Fahrradfahren in Fußgängerzonen und Parks nicht freigegeben werden. Die Städte in NRW handhaben das sehr unterschiedlich. „Diese Untersuchung wird es den Städten schwerer machen, das freizugeben“, sagt Brockmann.
An Haltestellen sei das Problem schwerer zu lösen. „Wenn man die Radfahrer auf die Fahrbahn führen würde, müssten sie dort den Bus überholen und kämen selbst in Gefahr.“ Fußgänger müssten dafür sensibilisiert werden, mehr auf Fahrräder zu achten. Und Radfahrer müsse man daran erinnern, dass die Straßenverkehrsordnung auch von ihnen „ständige Vorsicht und Rücksicht“ verlangt.