Berlin. Krank nach dem Schwimmbadbesuch – das kann passieren. Ein Experte erklärt, wie groß das Risiko ist und wie man sich am besten schützt.
Strahlend blauer Himmel und hohe Temperaturen – die Freibäder haben im Sommer Hochsaison. Doch der Sprung ins Wasser birgt auch Gefahren, die den Badespaß schnell trüben können. Denn: Im Becken können Bakterien, Viren und Krankheitserreger lauern. Welche Erkrankungen treten im Zusammenhang mit Freibadbesuchen auf? Und wie kann man sich schützen? Das erklärt der Mikrobiologe und Hygieniker Dirk Bockmühl von der Hochschule Rhein-Waal.
Freibad: Wie sich das Fußpilz-Risiko verringern lässt
„Besonders Pilzinfektionen wie der klassische Fußpilz treten immer wieder nach Schwimmbadbesuchen auf“, sagt Bockmühl. Allerdings übertrage sich Fußpilz vor allem außerhalb der Schwimmbecken, etwa in den Duschen. „Pilze brauchen durchfeuchtete Haut, diese ist im Schwimmbad natürlich gegeben.“ Vor Fußpilz schützen könne man sich durch gründliches Abtrocknen, vor allem zwischen den Zehen.
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Auch eine Bindehautentzündung könne sich nach dem Schwimmbadbesuch entwickeln, die sogenannte Schwimmbad-Konjunktivitis, die durch Chlamydien verursacht wird. Zwar handele es sich um eine meldepflichtige Erkrankung, sagt Bockmühl. Aber sie lasse sich mit Augentropfen leicht behandeln.
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Bindehautentzündungen durch Chlamydien: So groß ist das Risiko
Die meisten Chlamydien-Bakterien übertrügen sich allerdings nicht im Schwimmbad, sondern durch sexuellen Kontakt. „Die Chlamydien-Infektion ist etwas tückisch, weil diese oft symptomlos verläuft. Das heißt, wir haben da ein sehr hohes Reservoir in der Bevölkerung“, so der Hygieniker. Zwar lege die Forschung nahe, dass eine Übertragung über das Badewasser möglich sei, allerdings passiere dies deutlich seltener als durch sexuellen Kontakt. „Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering.“
Noch schwieriger als bei der Bindehautentzündung sei es, Infektionen wie Durchfall und Erbrechen auf einen Schwimmbadbesuch zurückzuführen. „Natürlich findet man auch in Schwimmbädern Durchfallerreger. Aber man müsste schon große Mengen Wasser schlucken, damit man eine Magen-Darm-Infektion bekommt“, sagt Bockmühl. Dennoch: „Fäkale Verunreinigungen sind schon ein Problem, das dazu führt, dass das Wasser stärker gechlort werden muss.“
Diese Bakterien und Keime lauern in Badeseen und der Ostsee
In Badeseen oder Naturbädern sei das Risiko für Magen-Darm-Infektion aus anderen Gründen eher gering: „Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist dort sehr unwahrscheinlich, weil die Erreger durch die großen Wassermengen extrem stark verdünnt werden“, erklärt Bockmühl. Allerdings gebe es einige Umweltkeime, die eher dort vorkommen als im Freibad. „In der Ostsee gibt es zum Beispiel immer wieder Fälle von Infektionen mit bestimmten Vibrionen. Diese Erreger machen vor allem Probleme, wenn man offene Wunden hat und immungeschwächt ist. Auch hier ist das Risiko sehr gering, aber eben nicht null.“
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Auch die bekannte Gattung Pseudomonas gehört zu den typischen Umweltkeimen. Dieses Bakterium ist für unterschiedliche Erkrankungen verantwortlich, etwa für Entzündungen des äußeren Gehörgangs. Diese werden manchmal auch als Schwimmbad-Otitis bezeichnet. Allerdings sei das Risiko für eine Infektion im Freibad eher gering. Vielmehr fänden sich die Erreger vermutlich vor allem in privaten Pools, sagt Dirk Bockmühl. Auch in Hotel-Pools infizieren sich Urlauber immer wieder mit Pseudomonaden.
Freibadkeime: Wasserqualität unterliegt ständigen Kontrollen
„Das gilt auch für Hauterkrankungen wie die sogenannte Whirlpool-Dermatitis, die ebenfalls durch Pseudomonaden hervorgerufen wird. Das Problem liegt hier eindeutig eher im privaten Bereich, wo die Kontrolle der Wasserqualität nicht so vernünftig gemacht wird wie in öffentlichen Bädern“, sagt der Professor aus Nordrhein-Westfalen.
Das ist auch kaum möglich, denn für die Wasserqualität in öffentlichen Bädern gelten hohe Standards. „Das Wasser in öffentlichen Schwimm- und Freibädern unterliegt ständigen Kontrollen und soll hygienisch einwandfrei sein. Deshalb gibt es sinnvolle Vorgaben, die einzuhalten sind“, sagt Alexander Kämpfe vom Umweltbundesamt.
Verunreinigungen im Schwimmbad stammen meistens von Badegästen
Grundsätzlich wird die Qualität des Wassers in öffentlichen Schwimm- und Freibädern von den Betreibern kontrolliert, für die Überwachung ist das Gesundheitsamt zuständig. Wie kann es da sein, dass trotzdem Krankheitserreger im Wasser schwimmen? Das liegt an den Badegästen, denn diese bringen Mikroorganismen in das Badewasser ein.
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Alexander Kämpfe sagt: „Jeder kann einen Beitrag zur Hygiene leisten, indem man vor dem Baden gründlich duscht und die Toiletten nutzt.“ Denn: Auf unserer Haut sammeln sich Fett, Hautschuppen, Kosmetika wie Sonnencreme und auch Harnstoff. „Diese Stoffe sind leicht abzuwaschen, können aber dafür sorgen, dass Chlor im Badewasser weniger gründlich arbeiten kann“, so Kämpfe.
Hygiene-Experte zu Freibädern: Es gibt keinen hundertprozentigen Schutz
Chlor desinfiziert das Wasser. Allerdings kann Chlor nicht 100 Prozent der Bakterien und Viren entfernen. Das müsse aber auch nicht der Fall sein, so der Experte. „Das Badewasser muss nicht steril sein“, sagt Kämpfe. Wichtig sei nur, dass die Menschen sich beim Baden keine Sorgen um eine Gefährdung ihrer Gesundheit machen müssten. Aber: „Badewasser ist kein Trinkwasser.“
Das sagt auch Dirk Bockmühl. „In öffentlichen Bädern gibt es eine sehr vernünftige Kontrolle der Keimbelastung. Die Wahrscheinlichkeit, sich zu infizieren, ist sehr gering“, so der Hygieniker. „Aber es gibt immer ein Restrisiko. Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht.“