Berlin. Erneut sorgen Vibrionen in der Ostsee für Probleme, zwei Menschen starben infolge einer Infektion. Wer besonders gefährdet ist.

  • Die Ostsee wird immer wärmer – optimale Bedingungen für Vibrionen
  • Wegen der gefährlichen Keime gab es in Deutschland nun zwei Tote
  • Was Urlauber jetzt wissen müssen

Mit dem Klimawandel steigen auch die Wassertemperaturen in Nord- und Ostsee – ideale Bedingungen für Vibrio parahaemolyticus und Vibrio vulnificus. Die Bakterien, die mit Vibrio cholerae (Cholera) verwandt sind, kommen auch in deutschen Küstengewässern vor und können im schlimmsten Fall tödliche Folgen haben.

Nun hat das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) in Rostock die ersten beiden Todesfälle in diesem Jahr in Mecklenburg-Vorpommern gemeldet und seine Warnungen für Angehörige von Risikogruppen erneuert.

Wie das Lagus mitteilte, starb in der vergangenen Woche ein 81-jähriger Urlauber, der sich die Vibrionen-Infektion beim Baden in der Ostsee zugezogen hatte. Der Mann habe verschiedene chronische Erkrankungen und offene Wunden aufgewiesen. Beim zweiten Fall handelt es sich den Angaben zufolge um einen 59-jährigen Mann aus Mecklenburg-Vorpommern, in dessen Blut Vibrionen nachgewiesen wurden. Als Todesursache wurde eine Sepsis angegeben. Die näheren Begleitumstände dieses Todesfalls seien nicht bekannt. 

Menschen mit chronischen Erkrankungen besonders gefährdet

Insgesamt seien bislang in diesem Jahr fünf Vibrionen-Infektionen gemeldet worden. Die statistische Auswertung des Lagus weist seit 2003 insgesamt 94 Infektionsfälle aus. Davon verliefen 13 tödlich. Zwölf der Verstorbenen hätten unter relevanten Vorerkrankungen gelitten.

An der Ostsee tummeln sich die Menschen. Für die meisten von ihnen stellen VIbrionen keine Gefahr dar.
An der Ostsee tummeln sich die Menschen. Für die meisten von ihnen stellen VIbrionen keine Gefahr dar. © dpa | Stefan Sauer

Gefährdet seien vor allem Menschen mit bestimmten Risiken. Dazu gehören.

  • chronisch Kranke
  • Menschen mit geschwächtem Immunsystem
  • ältere Menschen

Das Lagus rät: „Wenn Badegäste zu diesen Risikogruppen gehören und Hautverletzungen vorhanden sind, sollte ein Kontakt mit Meer- oder Brackwasser unterbleiben.“ Dann könnten die Bakterien in seltenen Fällen schwere Infektionen hervorrufen. Erkrankungen treten laut Robert-Koch Institut (RKI) in der Regel vom späten Juni bis September auf. 

Vibrionen-Infektion kann zu Amputationen führen und sogar tödlich verlaufen

Wundinfektionen können laut Robert Koch-Institut durch den Kontakt offener, nicht verheilter Wunden mit erregerhaltigem Meerwasser, durch Aktivität im Wasser wie Waten oder Baden, hervorgerufen werden. Sie können auch über Wunden eindringen, die man sich erst im Wasser zugezogen hat. Es seien auch schon Infektionen durch Verletzungen bei der Verarbeitung von Meeresfrüchten und rohem Seefisch aufgetreten, heißt es auf der Website des RKI weiter.

Bei einer Infektion besteht sofortiger Handlungsbedarf. Oberflächliche Wundinfektionen können sich schnell ausbreiten und zu tiefgreifenden Nekrosen und Hautulzerationen führen, schreibt das RKI.  Ein frühes Symptom ist ein lokaler Schmerz, der angesichts der sichtbaren Wunde überproportional stark erscheint. Zudem können Fieber, Schüttelfrost und Sepsis auftreten. Chirurgische Behandlungen bis hin zur Amputation von Gliedmaßen können die Folge sein. Auch ein schwerer Verlauf mit letalem Ausgang ist möglich.

Größe:412.500 km² (mit Kattegat), 390.000 km² (ohne Kattegat)
Durchschnittliche Tiefe:ca. 52 Meter
Klima:Gemäßigt (maritim) bis kontinental
Anrainer:Deutschland, Dänemark, Schweden, Finnland, Russland, Estland, Lettland, Litauen, Polen

tok/dpa