Berlin. Lebensverändernde Krankheiten wie Parkinson sind für die Betroffenen ein Schock. Hier berichtet ein Patient von seinen Erfahrungen.

Parkinson ist eine Diagnose, die das Leben der Betroffenen auf den Kopf stellt. Einerseits wird die Krankheit das weitere Leben bestimmen, auf der anderen Seite ergeben sich viele Fragen. Wie kann man die Symptome behandeln oder hinauszögern? Welche Behandlungen machen Sinn?

Auch deshalb hat diese Redaktion gemeinsam mit der Deutschen Hirnstiftung das Format „Die Hirn-Docs“ ins Leben gerufen. Hier konnten die Leserinnen und Leser Ihre Fragen rund um verschiedene neurologische Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson, Schlaganfälle sowie chronische Schmerzen einreichen. Die Top-Experten der Hirnstiftung geben jetzt Antworten auf die eingereichten Fragen.

In diesem Fall schildert ein Leser, wie sehr seit seiner Parkinson-Erkrankung unter der schwindenden Leistungsfähigkeit leidet. Prof. Dr. Daniela Berg, Leiterin der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel, weiß Rat.

Parkinson-Patient: „Meine Lebensqualität ist zunehmend betroffen“

„Ich bin 75 Jahre alt, männlich und leide seit etwa vier Jahren an Parkinson-Symptomen. Vor etwa zehn Jahren hatte ich eine ‚präpontine subarachnoidal Blutung‘ – ohne dass eine Blutungsquelle zu finden war. Davon habe ich mich erholt. Zur Sicherheit habe ich mich dann jährlich bei einem Neurologen vorgestellt. Zunächst war alles gut, aber nach drei Jahren hieß es: ‚Sie haben Parkinson.‘

Daniela Berg Hirn-Docs Hirnstiftung
Daniela Berg Hirn-Docs Hirnstiftung © UKSH | UKSH

Seitdem befinde ich mich regelmäßig in ärztlicher Behandlung. Dazu zählen regelmäßige Checks, die Einnahme der Medikamente Levodopa und Rasigilin, reichlich Physiotherapie und Logopädie. Soweit möglich betreibe ich Sport wie Leichtathletik und nutze ein Ruderergometer.

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Neben den allgemeinen Parkinson-Symptomen (die erkennen Neurologen sofort, bin aber ‚gut eingestellt‘) ist meine Lebensqualität durch Gangunsicherheit und jetzt zunehmend durch Doppelbilder beim Sehen betroffen.

Meine Frage: Ich war immer einigermaßen sportlich aktiv, ich brauche Bewegung. Allerdings ist meine Schnellkraft jetzt praktisch dahin. Sprinten funktioniert nicht, ab einer gewissen Geschwindigkeit bricht die Koordination zusammen und ich komme ins Taumeln. Beim Weitsprung mache ich elende Hopser, von Hochsprung ganz zu schweigen. Seilspringen geht aber einigermaßen. Kugelstoßen ist tot. Jetzt endlich die Frage: Ist das jetzt so oder kann man die Schnellkraft wieder beleben? Das wäre schön!“

Expertin: „Dopamin-Einnahme kann helfen“

Prof. Dr. Daniela Berg: „Hier kommen verschiedene Aspekte zusammen. Zunächst braucht eine maximale Anstrengung – als solche ist ja Schnellkraft zu werten – auch maximale Energie und Überträgerstoffe. Beides nimmt mit dem Alter ganz natürlich ab und ist bei Parkinson noch schwieriger kurzfristig abzurufen, da die Dopaminspeicher begrenzt sind. Wenn Sie kurz vor der sportlichen Betätigung schnell wirkendes Dopamin zu sich nehmen, kann die Schnellkraft allerdings etwas verbessert werden. Mit dem Alter und noch mehr bei Parkinson nimmt auch die Koordinationsfähigkeit ab.

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Ferner leiden sehr viele Menschen zusätzlich an einer Störung der Lagestabilität, d.h. mangelnde Halte- und Stellreflexe, sodass weniger rasch auf eine Veränderung der Körperachse reagiert werden kann. Ursächlich kann dafür eine Polyneuropathie sein, eine Nervenerkrankung, bei der man sensible Reize nur vermindert wahrnimmt. Dies kann bei einem Neurologen untersucht und gegebenenfalls behandelt werden. Nicht immer findet man dabei allerdings eine Ursache.

„Die Hirn-Docs“ ist die neue Serie der Funke Tageszeitungen, in der fünf Top-Neurologen der Deutschen Hirnstiftung über die neusten Erkenntnisse in den Bereichen Alzheimer, Parkinson, Schlaganfall, Schmerzen und funktionelle Störungen berichten.
„Die Hirn-Docs“ ist die neue Serie der Funke Tageszeitungen, in der fünf Top-Neurologen der Deutschen Hirnstiftung über die neusten Erkenntnisse in den Bereichen Alzheimer, Parkinson, Schlaganfall, Schmerzen und funktionelle Störungen berichten. © Montage ZRB | Klinikum Fürth; Uniklinikum Aachen; UKSH; UKE; Agentur Adverb

Es ist großartig, dass Sie sich gerne bewegen – und es gibt unglaublich viele schöne Bewegungsformen, auch unabhängig von der Schnellkraft, die Sie beschreiben. Viele Menschen, die mit Parkinson leben, profitieren von Tanzen, Yoga, Tischtennis-Spielen u.v.m..“

Ihre Frage wurde nicht beantwortet? Dann haben Sie die Möglichkeit, Ihr Anliegen online bei der Deutschen Hirnstiftung einzureichen. Rufen Sie dazu einfach im Browser die Website https://hirnstiftung.org/beratung/ auf. In der angezeigten Eingabe-Maske können Sie dann Ihren Fall schildern. Die Experten melden sich dann schnellstmöglich zurück.