Berlin. Ein Sommer ohne heftige Waldbrände scheint kaum mehr möglich. Ein Experte erklärt, woran das liegt und was Deutschland jetzt tun muss.

Im vergangenen Jahr wurde Griechenland von einer extremen Hitzewelle heimgesucht, die 16 Tage andauerte und den größten Flächenbrand in der Geschichte der EU verursachte. Zwischen Juli und August 2023 brannten Gebiete, die doppelt so groß waren wie Athen. Und auch jetzt kämpfen zahlreiche Feuerwehrleute und freiwillige Helfer in Athen gegen Waldbrände, die in diesem Sommer erneut ausgebrochen sind. 

Griechenland ist kein Einzelfall: In Ländern wie der Türkei, Kanada, Teilen, der USA, Afrika und Russland entfachen starke Winde und trockene Vegetation immer wieder neue Brände. Viele Menschen müssen evakuiert werden. Tausende Feuerwehrleute kämpfen unermüdlich gegen die Flammen. Müssen wir in Zukunft auch in Deutschland mit mehr Waldbränden rechnen? Ein Experte gibt Auskunft.

Klimawandel als Brandbeschleuniger

Europa ist der Kontinent, der sich am schnellsten erwärmt – die Temperatur steigt etwa doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt. Das geht aus einem aktuellen Bericht der Weltorganisation für Meteorologie und der europäischen Klimaagentur Copernicus hervor. Besonders betroffen sind demnach Regionen in Mittel- und Südosteuropa sowie rund um das Mittelmeer, wo die Temperaturen in den Sommermonaten besonders stark ansteigen. Diese Regionen seien aufgrund ihres heißen und trockenen Klimas besonders anfällig für Waldbrände.

Nach Einschätzung des Extremwetterexperten Frank Böttcher begünstigt der Klimawandel zudem die schnellere Ausbreitung von Waldbränden. „Längere Hitze- und Trockenperioden verstärken die Bedingungen, unter denen sich ein einmal entfachtes Feuer ausbreiten kann.“ Denn die Kombination aus trocken-heißen Bedingungen, wenig Regen und starken Winden schaffe das Worst-Case-Szenario für Waldbrände.

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Waldbrände: Diese Gebiete sind bedroht

Auch Deutschland bleibt von dieser Bedrohung nicht verschont. Durch die zunehmenden Hitze- und Trockenperioden steige auch hierzulande die Waldbrandgefahr, so Böttcher. „Alle Waldgebiete können betroffen sein, ohne Ausnahme“, erklärt er.

Im Jahr 2023 registrierte das deutsche Landwirtschaftsministerium 1059 Waldbrände, die eine Fläche von 1240 Hektar zerstörten – das entspricht etwa der Größe von 1771 Fußballfeldern. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Brandfläche zwar um fast zwei Drittel zurück, lag aber immer noch 44 Prozent über dem langjährigen Mittel. Besonders betroffen waren die Monate Mai bis Juli, wobei sich die Brände vor allem auf Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern konzentrierten.

Der Meteorologe Frank Böttcher.
Der Meteorologe Frank Böttcher. © Thorsten Ahlf | Thorsten Ahlf

Diese Maßnahmen können Waldbränden vorbeugen

Um Waldbränden entgegenzuwirken, hilft vor allem die richtige Art der Bewaldung, so der Vorsitzende der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft. „Bei der Beforstung sollte der Umbau zu Mischwäldern vorangetrieben werden“, sagt er und erläutert, „Monokulturen aus Nadelholz sind sehr anfällig für die rasche Ausbreitung von Waldbränden.“

Außerdem plädiert der Experte für Brandschneisen, in denen sich Löschfahrzeuge bewegen können, um die Wälder zu schützen. Zusätzlich fordert Böttcher: „Deutschland sollte die Zahl seiner Löschflugzeuge dringend erhöhen, damit wir im internationalen und europäischen Verbund eine stärkere Rolle bei der Waldbrandbekämpfung spielen können.“ Zuletzt könne laut ihm die Einrichtung weiterer Löschteiche und -Seen in und an Wäldern eine hilfreiche Maßnahme sein.

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Experte: Waldbrände entstehen durch Dummheit und Vorsatz

Laut der Umweltschutzorganisation WWF haben nur vier Prozent der Waldbrände eine natürliche Ursache. 90 Prozent der Feuer würden durch Menschen verursacht. Dabei kann es sich um Fahrlässigkeit oder vorsätzliche Brandstiftung handeln. Ähnlich beschreibt es auch Extremwetterexperte Böttcher: Zwei Hauptursachen gibt seiner Meinung nach für die Entstehung von Waldbränden: „Dummheit und Vorsatz“.

Er erläutert: „Waldbrände entstehen durch den unverantwortlich fahrlässigen Umgang mit offenem Feuer im Wald, wie durch Zigaretten oder beim Grillen, beziehungsweise durch das Parken heißer Autos auf trockenem Gras oder durch vorsätzliche Brandstiftung.“ Blitze seien laut Böttcher selten die Ursache von Feuern.

Forderung: Strafen gegen Brandstifter deutlich erhöhen

Nach den verheerenden Waldbränden in Griechenland im Jahr 2023 entbrannte eine intensive Diskussion über die Möglichkeit vorsätzlicher Brandstiftung. Es könne nicht sein, dass gerade dann, wenn die Bedingungen für schwere Waldbrände ideal sind, so viele Brände ausbrechen, war die einhellige Meinung. Die Suche nach den Tätern sei schwierig, zumal die Brände meist in unwegsamem Gelände entstünden, wo Brandstifter schnell unerkannt entkommen könnten, hieß es.

Für besondere Aufregung sorgt derzeit auch ein Brand auf der Insel Hydra: In der Nacht zum Sonntag hatten Passagiere einer Yacht vor der Küste der Insel Feuerwerkskörper an Bord gezündet. Wie griechische Medien berichteten, setzten die Funken den einzigen Pinienwald der Insel in Brand. Die Verursacher hätten noch versucht, die ersten Flammen zu löschen, dann aber die Feuerwehr gerufen und das Weite gesucht.

Was laut Böttcher gegen die Vorsätzlichkeit helfen würde, wäre, die Strafen für Brandstiftung deutlich zu erhöhen. „Es ist wichtig, den Brandstiftern sämtliche Folgekosten in Rechnung zu stellen“, sagt der Wetterexperte. Zusätzlich brauche es laut ihm mehr Aufklärungsarbeit, um das Bewusstsein über die Gefahr und die Folgen von Waldbränden zu schärfen.