Berlin. In Berlin häufen sich die Fälle von Genitalpilzinfektionen. Trichophyton mentagrophytes Typ VII, so der Name. Wie schlimm ist die Lage?
Derzeit häufen sich in Berlin die Fälle von Pilzinfektionen. Zuerst machte der Hefepilz Candida auris Schlagzeilen, der schwere Harnwegsinfektionen, Wunden und Blutvergiftungen verursachen kann. Kurz darauf folgte Tinea capitis, ein Fadenpilz, der vor allem nach dem Rasieren in Friseursalons auftritt und Kopfhaut, Hals und Bart befällt. Inzwischen gibt es Berichte über einen noch gefährlicheren Pilz: Trichophyton mentagrophytes Typ VII, der auch gesunde Menschen befällt und sexuell übertragbar ist.
Genitalpilz wird durch Geschlechtsverkehr übertragen
Trichophyton mentagrophytes Typ VII ist der erste Hautpilz, der als sexuell übertragbare Krankheit eingestuft wurde. Er wurde erstmals bei Urlaubern diagnostiziert, die aus Thailand zurückkehrten, weshalb er umgangssprachlich als „Thailandpilz“ bekannt wurde.
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So berichtete die Deutsche Ärztezeitung bereits 2015 über den Fall einer 18-jährigen Schwedin, die sich nach einem Urlaub in Thailand mit schmerzhaften, geröteten und schuppenden Hautstellen sowie Pusteln im Genitalbereich im Zürcher Triemli-Spital vorstellte. Die Anamnese ergab, dass sie sich während ihrer Reise bei einem Touristen mit dem Trichophyton mentagrophytes Typ VII angesteckt hatte.
Berlin: Immer mehr Menschen identifizieren sich mit dem asiatischen Gentialpilz
Auch in Berlin ist der Hautpilz mittlerweile heimisch geworden. Experten der Charité-Universitätsmedizin Berlin sprechen in einer kürzlich veröffentlichten Studie sogar davon, dass der Pilz endemisch geworden sei. Für die Studie wurden 43 Patienten untersucht, die zwischen Januar 2016 und Juli 2017 die Klinik für Dermatologie aufsuchten. Die meisten von ihnen litten an hochentzündlichen Infektionen im Genitalbereich, die durch den neuen Genotyp T. mentagrophytes VII verursacht wurden.
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Wie der „Tagesspiegel“ berichtet, habe die Charité zudem einen deutlichen Anstieg der Infektionen registriert. In Berlin zähle Trichophyton mentagrophytes inzwischen sogar zu den häufigsten Hautpilzen. Eine erste Studie deutet darauf hin, dass besonders Männer, die Sex mit Männern haben, betroffen sind.
Das Besondere an den Fällen, die in der Charité untersucht worden, war der Übertragungsweg: Normalerweise wird der „Thailandpilz“ vor allem durch Mäuse oder andere Kleinnager übertragen – Infektionen von Mensch zu Mensch sind äußerst selten. Mykologen sprechen in solchen Fällen auch von zoophilen Pilzen. Sie bevorzugen Tiere als Wirte. Im Gegensatz zu den anthropophilen Pilzen gelangen sie nur selten auf den Menschen, verursachen dann aber meist heftige Symptome.
Da die meisten Patienten in der Studie der Charité keine Reiseanamnese oder Tierkontakte hatten, schlossen die Mediziner, dass die Mutation des genannten Typ VII die Ansteckung von Mensch zu Mensch zu erleichtern scheint.
Mehr dazu: Neuer Pilz breitet sich in Deutschland aus – WHO warnt
„Thailandpilz“: Heilung der Infektion kann bis zu einem Monat dauern
Wie die Forscher weiter schreiben, ist der „Thailandpilz“ hoch ansteckend und eine Infektion nur schwer zu verhindern. Kleine Hautverletzungen, wie sie zum Beispiel bei einer frischen Intimrasur entstehen, erhöhen das Infektionsrisiko. Während Kondome zuverlässig vor HIV und anderen Geschlechtskrankheiten schützen, helfen sie bei Hautpilz nur bedingt, da sie große Bereiche des Intimbereichs nicht abdecken. Und dort kann es zur Übertragung kommen.
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Ist es zur Infektion gekommen, verursacht der Pilz rote, schuppige Hautveränderungen, Pusteln und schmerzhaften Plaques im Genitalbereich, so die Charité-Forscher weiter. In schweren Fällen könne es zu tiefen eitrig-blutigen Infektionen, Abszessen und Geschwüren kommen, die auffällige Narben hinterlassen, schreibt das Deutsche Ärzteblatt. Zudem könnten die Lymphknoten anschwellen.
Behandelt werden können Hautpilzinfektionen nur mit sogenannten Antimykotika, die das Wachstum der Pilze hemmen oder sie ganz abtöten. Antimykotika werden bei Hautpilzerkrankungen meist äußerlich in Form von Salben, Cremes oder Sprays angewendet. Doch die Anwendung kann lange dauern: Die antimykotische Behandlung der Patienten an der Charité dauerte in der Regel zwischen vier und 15 Wochen, im Durchschnitt etwa sieben Wochen, bis eine Pilzinfektion vollständig beseitigt war.