Berlin. Verrückter Archäologie-Fund bayerischen Oberstimm: Eine Militärsandale sieht aus wie ein Fußballschuh, stammt aber aus der Römerzeit.

Pünktlich zur Heim-Europameisterschaft sind deutsche Forscher auf einen spektakulären archäologischen Fund gestoßen, der an einen heutigen Fußballschuh erinnert. Im oberbayerischen Oberstimm fanden Ausgrabungen statt. Dabei wurden Spuren der zivilen Siedlung eines römischen Hilfstruppenkastells entdeckt, wie das Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) mitteilte.

Archäologen ordnen die Funde in die Zeit zwischen 60 und 130 nach Christus ein. Die überraschendste Entdeckung: ein Militärschuh mit gut erhaltenen Nägeln, die an Fußballstollen erinnern. Die Sandale ist demnach rund 2000 Jahre alt.

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Dabei gingen die Forscher zunächst nicht von einer Schuhsohle aus. Vielmehr vermuteten sie hinter dem Metall-Fundstück die Überreste einer Sichel. Röntgenaufnahmen, die im BLfD angefertigt wurden, zeigten aber schließlich, dass es sich um eine genagelte Schuhsohle handelt. Der Schuh wurde nach Angaben des BLfD von einer erwachsenen Person getragen. Doch welchen Zweck erfüllten die Nägel?

Das Röntgenbild des Fundes zeigt die vernagelte Sohle.
Das Röntgenbild des Fundes zeigt die vernagelte Sohle. © BLfD/Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege | BLfD/Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege

Archäologie: 2000 Jahre alte Militärsandale mit „Fußballstollen“ entdeckt

Tatsächlich einen ähnlichen wie Stollen unter heutigen modernen Fußballschuhen. Sie sollten die Ledersohle verstärken und fixieren, schreibt das BLfD. Die Nägel solcher Militärsandalen, die üblicherweise von römischen Soldaten getragen wurden, sollten somit die Stabilität und Trittfestigkeit beim Laufen durch unwegsames Gelände gewährleisten, so die Fachbehörde. „Der Fund verdeutlicht, dass die Praktiken, Lebensweisen und eben auch die Kleidung, die die Römer nach Bayern mitbrachten, von den Menschen vor Ort übernommen wurden“, erklärte BLfD-Referentin Amira Adaileh.

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Es gibt nur wenige ähnliche Funde, was daran liegt, dass solche antiken Sohlen nur unter bestimmten Voraussetzungen erhalten bleiben. Der Schuh, der in Bayern gefunden wurde, soll demnach aus einem Brunnen stammen. Der Fund gebe wertvolle Einblicke in die römische Alltagskultur und Handwerkskunst, schreibt das BLfD.

So sah die vernagelte Schuhsohle aus, als sie bei Ausgrabungen in Oberbayern gefunden wurde.
So sah die vernagelte Schuhsohle aus, als sie bei Ausgrabungen in Oberbayern gefunden wurde. © BLfD/Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege | BLfD/Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege

Neben der spektakulären Nagel-Schuhsohle wurden bei den Ausgrabungen in Oberstimm römische Keramik, Speiseabfälle, Trachtbestandteile und Werkzeuge gefunden. An die archäologische Besonderheit des römischen Militärschuhs kommen diese Entdeckungen jedoch nicht heran.

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