Berlin. Beim Kredit geht der erste Weg zur Bank. Doch es geht laut Finanztip auch einfacher – wenn Familie und Freunde Geld leihen. Aber Vorsicht!

Der Kühlschrank oder Ofen geht kaputt, die Nebenkostenabrechnung flattert ins Haus oder die Tierarztrechnung muss beglichen werden – ungeplante Ausgaben können Verbraucher und Verbraucherinnen schnell finanziell überfordern. So sehr, dass sie sich Geld leihen müssen. In den vergangenen Jahren traf das auf etwa ein Viertel der Menschen in Deutschland zu, wie eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Direktbank Barclays zeigt.

Um finanzielle Engpässe zu überbrücken, entschieden sich mehr als die Hälfte der Befragten für einen Kredit zwischen 501 und 5000 Euro. Davon nahmen 24 Prozent einen Kredit zwischen 501 und 1000 Euro in Anspruch und 29 Prozent einen Kredit zwischen 1001 und 5000 Euro. Als Gründe wurden oft ungeplante Ausgaben, Ausgaben fürs Wohnen und allgemeine Konsumausgaben genannt.

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Privatkredite bei kleineren Beträgen beliebt

Laut der Umfrage suchte etwa jeder zweite Befragte eine Bank oder einen anderen Finanzdienstleister auf. Als Gründe nannten die Betroffenen die schnelle Verfügbarkeit und die langen Rückzahlungsfristen für das geliehene Geld. Jedoch sei der Prozess der Kreditbeantragung für etwa ein Fünftel immer noch zu aufwendig und kompliziert.

Daher baten 46 Prozent der Befragten Familienangehörige, wie Eltern oder Geschwister, oder Freunde um Hilfe. Der sogenannte Privatkredit wurde vor allem bei Beträgen bis zu 1000 Euro bevorzugt. Bei höheren Beträgen waren jedoch weiterhin Finanzdienstleister die beliebtere Anlaufstelle. Umso kleiner also die Beträge, desto eher wurde das private Umfeld um Geld gefragt.

Privatkredit: Das sind die Vorteile

Die Vorteile eines Privatkredits waren der Barclays-Studie zufolge der persönliche Kontakt, die geringen Kosten und der schnelle sowie einfache Zugang zum Kredit.

Two men working together on a project and looking involved
Ein Privatkredit hat zahlreiche Vorteile, trotzdem sollten Geldgeber und -nehmer einen Vertrag aufsetzen. © Getty Images | zinkevych

Außerdem müssen sich private Geldgeber im Gegensatz zu Banken nicht an gesetzliche Vorgaben halten. Wer sich Geld von Familie oder Freunden leiht, muss zum Beispiel die eigene Kreditwürdigkeit nicht nachweisen. Banken prüfen sie über Gehaltsnachweise oder eine Schufa-Auskunft.

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Familie und Freunden hingegen können keine Informationen bei der Schufa einholen oder den Privatkredit bei ihr melden. Ihnen bleibt oft nichts anderes übrig, als der kreditnehmenden Person zu vertrauen.

Was ist der Schufa-Score?

Der Schufa-Score ist eine Kennzahl und spiegelt die Kreditwürdigkeit (Bonität) einer Person wider. Der Score variiert zwischen 0 und 100 Prozent, wobei ein höherer Wert eine bessere Kreditwürdigkeit anzeigt. Dieser Score ist entscheidend, da er Banken und anderen Kreditgebern als schnelle Referenz dient, um die Wahrscheinlichkeit einer vollständigen und rechtzeitigen Rückzahlung von einem Darlehen durch den Kreditnehmer einzuschätzen.

Mehrere Faktoren beeinflussen den Score, das sind: pünktliche Zahlung von Rechnungen und Kreditraten, die Zahl laufender Kredite, die Häufigkeit von Kontoeröffnungen oder Kreditanfragen und die Dauer der Kredit- und Kontohistorie. Negative Einflüsse wie zu späte oder ausbleibende Zahlungen, die Aufnahme mehrerer Kredite innerhalb kurzer Zeit oder eine hohe Kreditnutzung im Verhältnis zum Einkommen können den Score senken.

Nachteile von Privatkrediten

Das bringt einen großen Nachteil mit sich: Kommt es beim Privatkredit zum Streit, ist es den Betroffenen nicht möglich, sich an Verbraucherschutzorganisationen oder Ombudsleute zu wenden. Ombudsleute vermitteln bei Streitigkeiten zwischen dem Kunden und der Bank oder Versicherung. Der private Geldgeber ist ohne diese Option auf sich allein gestellt.

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Daher ist es wichtig, einen Vertrag nicht nur mündlich zu schließen, sondern auch schriftlich. Das sorgt für Rechtssicherheit und klare Verhältnisse im Streitfall.

Darlehensvertrag für Privatkredit: Das muss drinstehen

Der Geldratgeber Finanztip empfiehlt Angaben zur Kreditsumme und monatlichen Rate in einem privaten Darlehensvertrag festzuschreiben. Auch sollten beide Parteien eine Laufzeit festlegen, da sonst der Geldgeber jederzeit den Kredit mit einer Frist von drei Monaten kündigen kann. Der Geldnehmer müsste dann die gesamte Summe auf einen Schlag zurückzahlen. Finanztip empfiehlt, folgende Punkte in den Vertrag aufzunehmen:

  • Kreditsumme: Wie viel Geld soll geliehen werden?
  • Kreditlaufzeit: Bis wann soll das Geld zurückgezahlt werden?
  • Kreditzins: Wie hoch sollen die Kosten für das geliehene Geld sein?
  • Rückzahlungsweise: Soll das Geld monatlich oder quartalsweise zurückgezahlt werden?
  • Regelungen zum Verzug: Was passiert, wenn die Rate nicht fristgerecht bezahlt wird?
  • Kündigung: Wann und mit welcher Frist kann der Vertrag gekündigt werden?

Möchte man einen Vertrag nicht selbst auflegen, gibt es Musterverträge zum Download.

Zinsen beim Privatkredit: günstiger als bei der Bank?

Der Kreditzins hängt von der Person ab, die das Geld verleiht. Da es oft unverzinst vergeben wird, ist der vertraglich vereinbarte Privatkredit meist günstiger als ein Kredit bei der Bank. Dieser Umstand darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass man sich auch mit einem Privatkredit finanziell übernehmen kann.

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Finanztip rät daher, ihn nur im äußersten Notfall zu nutzen. Besser ist es, sich einen Notgroschen anzusparen. Beispielsweise auf einem gut verzinsten Tagesgeldkonto oder Festgeldkonto, auf dem sich das Geld vermehrt. So kommt man gar nicht erst in die Notlage, Familie oder Freunde um Geld fragen zu müssen.

Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit finanztip.de. Der Geldratgeber für Verbraucher ist Teil der gemeinnützigen Finanztip-Stiftung.