Düsseldorf. Lehrermangel, zusätzliche Aufgaben und fehlende Unterstützung: Forsa-Umfrage unter Schulleitungen legt die Finger in die Wunden der Schulpolitik.

Akut versetzungefährdet - Schulleitungen in NRW geben der Bildungspolitik der Landesregierung nur die Note 4,5. Zugleich fühlen sie sich von der Politik im Stich gelassen: Mit insgesamt 98 Prozent vermissen nahezu alle die Unterstützung durch die NRW-Schulministerin. Das ergab eine Forsa-Umfrage unter insgesamt mehr als 1300 Schulleitern und Schulleiterinnen, darunter 257 in NRW im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE). „Lauter kann ein Alarm nicht schrillen“, so Anne Deimel, Vorsitzende des VBE in NRW, laut Vorab-Redemanuskript.

Die Ergebnisse der Studie wurden am Freitag beim Deutschen Schulleitungskongress in Düsseldorf vorgestellt, zu dem sich rund 3000 Teilnehmende angemeldet hatten. Für 69 Prozent der Befragten in NRW ist demnach der Lehrermangel das größte Probleman ihrer Schule. Dieser Wert sei im Vergleich zu früheren Umfragen noch einmal gestiegen und liege über dem Bundesdurchschnitt von 62 Prozent, so der VBE.

Dazu passe, dass 91 Prozent der Schulleitungen den Personalmangel als starken Belastungsfaktor in ihrer täglichen Arbeit nennen. Vertretungslehrpläne gehörten demnach an vielen Schulen zur täglichen Routine. „Kolleginnen und Kollegen müssen immer wieder ihre Arbeit umplanen. Notwendige Fördergruppen können nicht stattfinden“, skizziert Anne Deimel die Konsequenzen.

Umsetzung Ganztag in Gefahr

Durch stetig zunehmende Aufgaben sehen sich laut der Forsa-Umfrage 96 Prozent der Schulleitungen stark bis sehr stark belastet. Ebenso viele Pädagogen geben an, dass Politiker und Politikerinnen zu weit entfernt von der schulischen Basis seien und den tatsächlichen Schulalltag bei ihren Entscheidungen nicht genügend beachten würden.

Anne Deimel, Vorsitzende der Lehrkräftegewerkschaft Verband Bildung und Erziehung (VBE) in Nordrhein-Westfalen.
Anne Deimel, Vorsitzende der Lehrkräftegewerkschaft Verband Bildung und Erziehung (VBE) in Nordrhein-Westfalen. © Caro Simon/VBE

Besondere Sorgen bereitet den Schulleitungen der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz ab Sommer 2026. Nach VBE-Angaben ist fast die Hälfte aller Grundschulleitungen in NRW der Ansicht, dass die Umsetzung des Rechtsanspruchs von ihrer Kommune nicht umgesetzt werden könne. Es fehle an Räumen, Fachpersonal und Lehrkräften.

„Mir fehlt die Fantasie, wie sich das Blatt noch wenden soll“, sagte Stefan Behlau, Vorstandsmitglied des VBE in NRW. „Was feststeht: Am Ende sind es die Schulleitungen, die Lehrkräfte und die weiteren Fachkräfte vor Ort, die erklären müssen, weshalb ein Kind in die Betreuung kann und eine anderes nicht.“ Die Landesregierung sei gefordert, jetzt rasch die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen.

Mehr Unterstützung gefordert

Die Schulleitungen wünschen sich mehr Unterstützung, um ihren Aufgaben besser gerecht zu werden. Fast alle Befragten wünschen sich eine Erhöhung der Leitungszeit, mehr Anrechnungsstunden für Kolleginnen und Kollegen für besondere Aufgaben sowie eine bessere personelle Ausstattung in Schulsekretariaten, sowie Schulverwaltungsassistenzen und mehr Personal für Hausmeisteraufgaben. Anne Deimel: „Die Landesregierung verlässt sich zu sehr auf das hohe Engagement der Schulleitungen und Beschäftigten in den Schulen, für die die Last auf ihren Schultern zu groß geworden ist.“

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