Herne. Corinna Winter aus Herne freut sich, wenn ihre Kinder verschiedene Kulturen kennenlernen. Doch manchmal kippt die Stimmung in der Schulklasse.
An den Grundschulen in Nordrhein-Westfalen werden immer mehr Kinder mit Migrationshintergrund unterrichtet. Das beeinflusst das Zusammenleben von Schülern, Eltern, Lehrkräften.
Corinna Winter (Name geändert), ist Mutter und erlebte, wie sich der Grundschulalltag über die Jahre verändert hat: „Wenn ich für einen Kindergeburtstag einkaufe, achte ich mittlerweile auf zwei Dinge: Die Gummibärchen müssen frei von Gelatine sein und das Fleisch halal. Mein Sohn hat viele muslimische Freunde, ich möchte auf die kulturellen Hintergründe Rücksicht nehmen. Für mich ist es ein Gewinn, dass meine Kinder im Ruhrgebiet so viele unterschiedliche Kulturen kennenlernen.
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Allerdings ist die Stimmung im Schulalltag in letzter Zeit an einigen Stellen gekippt. In der Klasse meines Sohnes haben nur knapp zehn von 30 Schülern keinen muslimischen Hintergrund. Immer häufiger erlebe ich Situationen, die ich weder nachvollziehen kann noch hinnehmen möchte.
Mutter aus Herne: Nur muslimische Schüler am Zuckerfest frei
Irritiert hat mich zum Beispiel der Umgang mit dem Zuckerfest an der Grundschule. Nur zehn Kinder waren an diesem Tag in der Schule, die muslimischen Schüler hatten frei. Mein Sohn fand das „unfair“, da noch nicht einmal richtiger Unterricht stattfand. Er malte vier Stunden lang und ging dann nach Hause. Ich konnte seinen Frust verstehen, schließlich bekommen muslimische Kinder ja auch an christlichen Feiertagen frei.
Noch mehr habe ich mich geärgert, als eine türkische Mutter auf einem Elternabend darauf bestanden hat, dass im Sexualkundeunterricht künftig nicht über Homosexualität gesprochen werden solle. Für sie sei das eine „Sünde“. In dem Moment hat sich alles in mir zusammengezogen.
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Es fühlte sich für mich an, als würde der verlängerte Arm des türkischen Präsidenten Erdogan bis zu uns ins Klassenzimmer reichen. In seinen Reden wettert er häufig gegen Homosexuelle. Wir leben hier aber in einer offenen Gesellschaft, und ich möchte, dass meine Kinder in der Schule aufgeklärt werden.
Grundschul-Mutter: „Beim Elternabend sitzen immer die selben acht Leute“
Leider hat die Lehrkraft auf dem Elternabend schnell das Thema gewechselt. Ich hätte mir gewünscht, dass sie stärker den Riegel vor die Aussage geschoben hätte. In der darauffolgenden Nacht konnte ich kaum schlafen, und auch heute noch beschäftigt mich die Situation. Ich möchte andere Kulturen keinesfalls verletzen. Gleichzeitig fühle ich mich aber in meiner eigenen freiheitlichen Kultur beschnitten.
Ich wünsche mir deshalb mehr Austausch unter den Eltern. Doch beim Elternabend sitzen immer dieselben acht Leute, bei Klassenfeiern hilft kaum jemand mit. Es gibt keine richtige Klassengemeinschaft mehr. Eine erste Lösung wären verpflichtende Elternabende – um sich besser kennenzulernen und über die unterschiedlichen Bedürfnisse zu sprechen.“