Berlin. Virologe Hendrik Streeck gewinnt in Bonn, zwei von drei „Silberlocken“ sind erfolgreich. Wichtige Wahlkreis-Entscheidungen im Überblick.
Die Bundestagswahl brachte am Sonntag ein historisches Ergebnis hervor. Doch neben dem politischen Beben in Berlin gab es auch in den 299 Wahlkreisen über die Erststimmen wichtige politische Entscheidungen. Teils kam es dabei auch auf lokaler Ebene zu prominenten Begegnungen. Wichtige Ergebnisse im Überblick.
Wahlkreis in Potsdam: Olaf Scholz kommt mit blauem Auge davon
Nicht nur die krachende Pleite der SPD auf Bundesebene war eine Niederlage für Bundeskanzler Olaf Scholz: Er wurde auch in seinem persönlichen Wahlkreis Potsdam – Potsdam-Mittelmark II – Teltow-Fläming II in der Frage der Erststimme abgestraft und verlor über zwölf Prozentpunkte. Scholz kam aber mit einem blauen Auge davon und landete mit 21,76 Prozent knapp vor Tabea Gutschmid (CDU, 20,56 %) und Alexander Tassis (AfD, 19 %). Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Die Grünen) spielte im Rennen um den Sieg im Wahlkreis keine Rolle (15,88 %).
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Bodo Ramelow und Gregor Gysi gewinnen Wahlkreise – Dietmar Bartsch knapp unterlegen
Es war für die Linken im großen wie im kleinen ein höchst erfreulicher Abend: Die Partei übersprang locker die Fünf-Prozent-Hürde, wodurch die „Mission Silberlocke“ fast ein wenig unterging.
Bodo Ramelow triumphierte trotz prominenter Gegenkandidaten (Carsten Schneider, SPD; Kathrin Göring-Eckardt, Grüne; Thomas Kemmerich, FDP) im Wahlkreis Erfurt – Weimar – Weimarer Land II. Der ehemalige thüringische Ministerpräsident Ramelow fuhr 36,8 Prozent der Erststimmen ein und behielt damit auch deutlich die Oberhand gegen AfD-Kandidat Alexander Claus, der auf 26,7 Prozent kam.

Gregor Gysi fuhr mit 41,8 Prozent der Stimmen einen Erdrutschsieg in Berlin-Treptow-Köpenick ein, Dietmar Bartsch unterlag in Rostock knapp gegen AfD-Kandidatin Steffi Burmeister (25,6 % vs. 26,8 %.
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Köln: Dröge siegt hauchzart im rot-grünen Fraktionsvorsitzenden-Duell
Die SPD wird sich nach ihrer Wahlniederlage neu sortieren müssen. Der Rückzug von Rolf Mützenich als Fraktionsvorsitzender ist dabei der erste Schritt. Lange sah es für den 65-Jährigen am Sonntagabend so aus, als könnte er wenigstens seinen Wahlkreis Köln III verteidigen. Doch auf den letzten Metern zog Katharina Dröge, die Fraktionsvorsitzende der Grünen, noch vorbei. Am Ende gaben nur 390 Stimmen den Ausschlag für Dröge.

Promi-Zuwachs im Bundestag: Hendrik Streeck gewinnt Wahlkreis in Bonn
Der Bundestag wird einen prominenten Neuling bekommen: Der in der Corona-Pandemie bekanntgewordene Virologe Hendrik Streeck hat für die CDU den Bundestagswahlkreis in Bonn mit einem überzeugenden Ergebnis von 33,3 Prozent direkt gewonnen. Das erste Mal seit 1998 konnten die Konservativen damit den für sie so prestigeträchtigen Adenauer-Wahlkreis zurückholen.

Klarer Kanzler-Wahlkreis: Merz kratzt an absoluter Mehrheit
Auf Bundesebene hatte Friedrich Merz trotz seines Wahltriumphs auf ein noch stärkeres Ergebnis für seine Unionsparteien gehofft. In seinem Wahlkreis hätte es für den wohl kommenden Bundeskanzler allerdings nicht viel besser laufen können. Der Sauerländer konnte 47,7 Prozent der Stimmen auf sich vereinen, mehr als doppelt so viele wie der Zweitplatzierte Dirk Wiese (SPD, 21,4 %). Merz verpasste damit nur knapp die absolute Mehrheit.

Ines Schwerdtner besiegt Beatrix von Storch
Die Linken-Vorsitzende Ines Schwerdtner hat das Duell der prominenten Frontfrauen der politischen Ränder in Berlin-Lichtenberg klar für sich entschieden und Beatrix von Storch (AfD) in die Schranken gewiesen. Der Erfolg war deutlicher als erwartet (34,0 % zu 21,9 %). Auch in Berlin-Neukölln (Ferat Kocak, 29,9 %), in Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost (Pascal Meiser, 34,7 %) und in Leipzig II (Sören Pellmann, 36,8 %) holten die Kandidaten der Linken die meisten Erststimmen. Insgesamt stehen für die Partei so sechs gewonnene Wahlkreise zu Buche.
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