Jerusalem. Yehud war am 7. Oktober 2023 verschleppt worden – und soll nun freikommen. Es ist nicht das erste Mal, dass die Hamas das verspricht.

Wenn am Donnerstag drei weitere Geiseln aus der Gewalt der Terroristen in Gaza befreit werden, soll auch eine Deutsch-Israelin endlich nachhause zurückkehren können: die 29-jährige Arbel Yehud. Yehud war in den Morgenstunden des 7. Oktober 2023 aus ihrem Zuhause im Kibbutz Nir Oz im Süden Israels verschleppt worden – gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Ariel Cunio.

Yehud und Cunio waren kurz zuvor von einer längeren Reise in Südamerika zurückgekehrt. Nun verbrachten sie die Feiertage mit ihrer Familie – als plötzlich die Terroristen in Nir Oz einfielen. Bei dem Massaker im Kibbutz wurde ein Viertel der Bewohner entweder verschleppt, ermordet oder schwerst verwundet. Seit dem 7. Oktober 2023 fehlt von dem Paar jede Spur. Und die Hoffnung von Arbel Yehuds Familie, die junge Frau bald wieder in die Arme schließen zu können, wurde schon mehrmals enttäuscht.

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Denn Yehud stand schon ein paar Mal kurz vor der Freilassung: Als der erste Geisel-Deal im November 2023 in Kraft trat, befand sich Yehud auf der Liste der freizulassenden Geiseln. Doch dann platzte der Deal kurz vor ihrer Befreiung – und die damals 28-Jährige sollte noch weitere 14 Monate in der Gewalt der Terroristen bleiben. Vor zehn Tagen trat dann der zweite Geisel-Deal in Kraft, und wieder ging man in Israel davon aus, dass Yehud diesmal freikommen würde. Doch als die ersten drei israelischen Frauen im Zuge des Deals nach Israel zurückkehren konnten, war Arbel Yehud nicht dabei. Am vergangenen Samstag lieferte die Hamas drei Soldatinnen aus, und brach damit das Versprechen, zuerst alle Zivilpersonen nach Israel zu überstellen.

Israel Presents Hamas With New Ceasefire And Hostage Release Deal
Fotos hängen am Eingang des Hauses des Ehepaars Arbel Yehud und Ariel Conio in Nir Oz, Israel. © Getty Images | Amir Levy

Geisel-Deal: Arbel soll freikommen – ihr Partner Cunio nicht

An der Frage, ob Arbel Yehud wie vereinbart ausgeliefert wird, spießte sich plötzlich alles – und der ganze Geisel-Deal war plötzlich in der Schwebe. Am Montag gelang es dann, die Krise zu beenden: Die Hamas sagte Israel zu, bereits am Donnerstag weitere Geiseln an das Rote Kreuz in Gaza zu übergeben – unter ihnen auch Arbel Yehud, die von der Terrororganisation Palästinensischer Islamischer Dschihad festgehalten wird. Diese veröffentlichten israelischen Medienberichten zufolge am Montag ein Video der deutsch-israelischen Geisel. Darin versichert sie, dass es ihr gut gehe und sie „wie die anderen Frauen“ nach Hause kommen werde, berichtete die Zeitung „Times of Israel“. Ihr Partner Cunio wird weiterhin in Gaza bleiben müssen. Ob das Paar gemeinsam oder getrennt festgehalten wurde, ist nicht bekannt.

Arbel Yehud galt in ihrem alten Zuhause in Nir Oz als wichtiger Anker der Gemeinschaft. Ihre Familie lebt seit drei Generationen in dem Kibbutz, und Yehud war einige Zeit als Kinderbetreuerin im Kibbutz tätig. Später entwickelte sie dann ein brennendes Interesse für Astronomie und Weltraumforschung. Sie begann, sich bei GrooveTech zu engagieren, einer Bildungswerkstatt im Süden Israels, in der Kinder auf innovative Weise über Technik und Forschung lernen können. Yehud führte Kindergruppen durch das Zentrum, das auch ein Planetarium enthält. 

Arbel Yehud soll die letzte weibliche zivile Geisel sein, die noch am Leben ist. Zwar steht auch Shiri Bibas, die Mutter der jüngsten Geiseln Kfir und Ariel Bibas, auf der Liste der freizulassenden Zivilistinnen. Israels Armee äußerte jedoch „ernste Besorgnis um ihr Schicksal“. Wenn Arbel Yehud nach Israel zurückkehrt, warten düstere Nachrichten auf sie: Ihr Bruder Dolev, der monatelang vermisst worden war, ist nicht mehr am Leben. Seine sterblichen Überreste wurden erst acht Monate nach dem Massaker vom 7. Oktober im Kibbutz Nir Oz identifiziert.

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