Berlin. Der neue US-Präsident legt an Tag 1 klimapolitisch eine Kehrtwende hin. Was das für die Welt bedeutet und wo Expertinnen Chancen sehen.

Es ist ein bitteres Déjà-vu: Donald Trump ist zurück im Weißen Haus – und die USA sind erneut auf dem Weg raus aus dem Pariser Klimaabkommen. Der erneute Austritt war vorab befürchtet worden, trotzdem kommt er als „schwerer Schlag“, sagt Laura Schäfer, Expertin für internationale Klimapolitik bei der Nichtregierungsorganisation Germanwatch. „Die USA sind der zweitgrößte Emittent von Treibhausgasen“, sagt sie. „Wenn die sich in diesem für den Klimaschutz entscheidenden Jahrzehnt zurückziehen, dann ist das verheerend.“

2015 gehörten die USA zu den rund 200 Staaten weltweit, die sich im Abkommen von Paris vornahmen, die weltweite Erwärmung auf maximal zwei Grad Celsius, wenn möglich sogar 1,5 Grad Celsius zu beschränken. Die Zeit, das noch zu schaffen, wird immer knapper. 2024 lag die globale Durchschnittstemperatur zum ersten Mal mehr als 1,5 Grad über dem vorindustriellen Durchschnitt.

Um diesen Trend zu bremsen, müsste rasch der weltweite Ausstoß von CO₂ und anderen Treibhausgasen sinken. Doch ausgerechnet die USA, die für jährlich rund fünf Milliarden Tonnen Treibhausgase verantwortlich sind, ziehen sich jetzt aus diesen Bemühungen zurück.

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Raus aus dem Abkommen heißt: Die USA müssen keine Pläne für die Senkung von Treibhausgasemissionen mehr vorlegen, auch als Geber bei der Klimafinanzierung in anderen Ländern fallen sie weg. Alle anderen müssten damit umso mehr leisten, sagt Schäfer. In Trumps erster Amtszeit hätten sich verschiedene alternative Foren und Bündnisse gebildet, um die Lücke zu füllen, die durch den Austritt der USA entstand. „Wir erwarten, dass diese jetzt wieder wichtiger werden“, erklärt sie. China etwa habe schon signalisiert, dass es bereit sind, eine größere Führungsrolle zu übernehmen. „Darauf muss die EU jetzt eingehen und auch ihre eigene klimapolitische Führungsrolle weiter stärken“, fordert Schäfer. China ist noch vor den USA das Land mit den weltweit höchsten Emissionen. Nach der Amtseinführung hatte die Volksrepublik Sorge über den Rückzug der USA zum Ausdruck gebracht.

Auch in der nationalen Energiepolitik hat der neue US-Präsident mit mehreren Dekreten schon an Tag eins eine vollständige Abkehr von der Politik seines Amtsvorgängers Joe Bidens hingelegt. Statt der Förderung erneuerbarer Energien gilt jetzt das Motto „Drill, bay, drill“ – also bohren und rausholen aus der Erde, was an fossilen Brennstoffen zu holen ist.

Allerdings: Ob das am Ende wirklich mehr Öl und Gas aus US-Produktion bedeuten wird, sei noch offen, sagt Schäfer. Denn schon jetzt produziert die Öl- und Gasindustrie in den USA auf Rekordniveau. „Es ist unklar, ob sich das jetzt noch steigern wird“, sagt Schäfer. Die von Trump in seiner ersten Amtszeit angekündigte Renaissance der Kohle sei schließlich auch nicht eingetreten.

Claudia Kemfert, Energieökonomin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, sieht aber auch eine Möglichkeit, wie Europa aus Trumps Kurs einen Wettbewerbsvorteil schlagen kann. Deutschland und Europa sollten am Umstieg auf erneuerbare Energien festhalten, sagt Kemfert dieser Redaktion, und Trumps Energiepolitik „als Chance für den Ausbau für erneuerbare Energien, Wärmepumpen und Elektromobilität sehen, da die USA in den Zukunftsmärkten droht abgehängt zu werden“, sagt Kemfert. Global boomt der Ausbau Erneuerbaren Energien seit einer Weile. Diesen Trend werde auch Trump nur verlangsamen, nicht aber stoppen können, sagt Kemfert.

Grünen-Politikerin kritisiert Trump scharf: „Verhöhnt die Opfer der Feuerkatastrophe“

Julia Verlinden, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, erinnert an die verheerenden Auswirkungen, die die Klimakrise schon jetzt hat, und kritisierte Trumps Schritt scharf: „Donald Trump verhöhnt mit dem angekündigten Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen die Opfer der verheerenden Feuerkatastrophe in Kalifornien und anderer klimabedingter Naturkatastrophen weltweit“, sagte Verlinden dieser Redaktion.

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Laut Verlinden sollte Europa jetzt beim Klimaschutz „konsequent und selbstbewusst“ vorangehen. „Wir werden gemeinsam mit unseren europäischen Partnern die führende Rolle Europas bei Klimatechnologien weiter ausbauen“, sagte sie.

Bei der nächsten Weltklimakonferenz Ende des Jahres im brasilianischen Belém werden die USA übrigens noch dabei sein: Wirksam wird der Austritt erst nach einem Jahr.