Washington. Am heutigen Montag findet Trumps Amtseinführung statt. Mit dabei sein werden Elon Musk, Giorgia Meloni und Joe Biden. Wie der Tag abläuft.

Was traditionell unter freiem Himmel an der Westseite des pompösen Kongress-Gebäudes in Washington stattfindet, beäugt von mehreren hunderttausend Gästen und Schaulustigen, die sich auf der historischen Grün-Promenade, der „Mall” versammeln, wandert zum ersten Mal seit 40 Jahren kältebedingt komplett hinter Tür und Riegel.

In beinahe intimem Rahmen, beobachtet nur von wenigen hundert handverlesenen Gästen und Fernsehkameras, wird Donald Trump am Mittag Washingtoner Zeit (in Deutschland um 18 Uhr) vor Supreme Court-Richter John Roberts mit der Hand auf der Bibel in der prachtvollen Kuppelhalle des Kapitols den Amtseid als 47. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika ablegen. Der 55 Meter hohe Bau verbindet die Nord- und die Südseite des Kongresses, also den Flügel des Senats und den des Repräsentantenhauses. Im Gloriensaal der Nation werden für gewöhnlich die Totenwachen für ehemalige Präsidenten, Senatoren oder Generäle zelebriert, zuletzt für Jimmy Carter.

Donald Trump will bei Inaugurations-Rede optimistischen Akzent setzen

Musikalisch kommen zum Startschuss Trumps zweiter Präsidentschaft Country-Sängerin Carrie Underwood, der Country-Sänger Lee Greenwood und der Opernsänger Christopher Macchio zum Zug.

In seiner Antrittsrede, die danach aus der Rotunda des Kapitols via Fernsehen live in alle Welt (und für 20.000 Trump-Fans in die wenige Kilometer entfernte Capitol One-Arena) übertragen wird, will der 78-Jährige, anders als vor acht Jahren, düstere Töne à la „amerikanisches Gemetzel” vermeiden und laut seiner Sprecher einen optimistischen, einigenden Akzent setzen.

Designierter US-Präsident Trump
Donald Trump wird am Montag offiziell zum 47. Präsidenten der USA ernannt. © DPA Images | Evan Vucci

Präsidentenparade fällt aufgrund des Wetters aus

Nach dem Ritual findet im Kapitol ein Mittagessen im kleinen Kreis statt, der Kongress-Ausschuss für Amtseinführungszeremonien lädt ein. Vorher will Trump im „President‘s Room” erste Dekrete unterzeichnen. Dabei könnte er radikale Entscheidungen treffen und zum Beispiel weitreichende Abschiebungen anordnen.

Die übliche Präsidentenparade, die vor zehntausenden Schaulustigen vom Kapitol die Pennsylvania Avenue hinunter zum Weißen Haus führt, fällt ebenfalls dem Kälteeinbruch (gefühlt bis zu minus 12 Grad) zum Opfer. Stattdessen sollen Marching Bands, Schul-Blaskapellen und Bürgergruppen in der Capitol One-Arena für Partystimmung sorgen. 

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Nach einer Unterzeichnungszeremonie im Oval Office am Nachmittag wird Trump, der den Morgen traditionell mit einem Gottesdienst in der St. John‘s Kirche und anschließender Teestunde mit Vorgänger Joe Biden im Weißen Haus eröffnet, abends an drei Eröffnungsbällen teilnehmen, dem „Commander in Chief Ball“, dem „Liberty Inaugural Ball“ und dem „Starlight Ball“. Insgesamt finden fast 20 Bälle über die ganze Metropole verteilt statt, deren 35.000 Hotelbetten zu 80 Prozent ausgebucht waren.

Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni reist ebenfalls an

Die erste Indoor-Inauguration seit Ronald Reagan 1985, auch damals waren Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt der Grund, wurde erst am Freitag entschieden – auf Trumps Wunsch. Monatelange Vorbereitungen der Sicherheitsbehörden wie der Stadtverwaltung mussten binnen Minuten über den Haufen geworfen werden. Bis zuletzt waren viele Details noch unklar. Etwa die Frage, wer die Top-Gäste sein werden, die unter der Kuppel des Kapitols live dabei sein dürfen. Und wer draußen bleiben muss.

Klar ist: Neben Joe Biden sein, der seinem Nachfolger damit eine formale Ehre erweist, die ihm dieser 2021 versagte, sind die ehemaligen Präsidenten Barack Obama, Bill Clinton und George W. Bush gesetzt. Michelle Obama und Hillary Clinton, die früheren First Ladies, verzichten. Auch das zusammen fast eine Billion Dollar schwere Trio der neuen Big-Tech-Trump-Fans Elon Musk, Jeff Bezos und Mark Zuckerberg muss sich nicht um Platzkarten balgen. Der chinesische Vize-Präsident Han Zheng, der in Vertretung von Xi Jinping anreist, bekommt ebenfalls einen Platz in den vorderen Reihen. So auch Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni; bis dato die einzige Top-Europäerin.

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Unmut über Kälte-Aus bei vielen Touristen

Rund 220.000 Inhaber von ausgegebenen Tickets für den eingezäunten Bereich vor dem Kapitol schauen dagegen in die Röhre. Ihre Karten haben nur noch Erinnerungswert. Für weitere 250.000 Stehplatz-Besucher auf dem hinteren Teil der „Mall” in Richtung Obelisk gab es eine behördliche Genehmigung, die nun ebenfalls obsolet ist. Gretchenfrage: Wie wählen die Organisatoren jene 20.000 aus, die in der Sporthalle der Washington Wizards und Capitals den Live-Stream der Amtseinführung rudelgucken dürfen?

Etliche „Inauguration”-Gäste versuchten in letzter Minute Flüge und Hotelbuchungen zu stornieren, als die Nachricht vom Kälte-Aus kam; meist blieben die Versuche erfolglos. Dutzende Polit-Touristen, die am Samstag orientierungslos durch die Innenstadt pilgerten, machte ihrem Unmut darüber Luft, dass „niemand erreichbar ist, der uns sagt, was los ist”.

Facebook-Chef Zuckerberg wird Empfang für republikanische Spender ausrichten

Trumps offizielles Komitee zur Amtseinführung hat nach eigenen Angaben fast 200 Millionen Dollar an Spenden eingenommen. Gleichwohl lassen es sich einige Super-Reiche nicht nehmen, eigene Inaugurations-Akzente zu setzen. 

So wird Facebook-Boss Mark Zuckerberg zusammen mit der Kasino-Magnatin Miriam Adelson und dem Besitzer der Houston Rockets, Tilman Fertitta, Trumps Kandidat für das Amt des Botschafters in Italien, am Montagabend einen Empfang für republikanische Milliardärsspender veranstalten. Der Öl- und Gas-Tycoon Harold Hamm, ein Top-Spender von Trump, hat das Dach des historischen Hay-Adams-Hotels in der Nähe des Weißen Hauses für eine Party gemietet; Heiz-Pilze inklusive.

Die Feierlichkeiten zur Amtseinführung werden am Dienstagmorgen mit dem „Nationalen Gebetsgottesdienst” in der Washington Cathedral abgeschlossen.