Hannover. Angriffe auf israelische Fans in Amsterdam sorgten für Entsetzen. In Hannover soll es auf einer Demo antisemitische Rufe gegeben haben.

Wenige Tage nach den erschütternden Angriffen auf Juden nach einem Fußballspiel in Amsterdam, soll es am Samstagabend bei einer Demonstration in Hannover antisemitische Rufe gegeben haben. Die Einsatzkräfte hätten sofort reagiert und den Redner darauf hingewiesen, derartige Ausrufe zu unterlassen, teilte die Polizei Hannover auf der Plattform X mit. Der Redebeitrag werde nun rechtlich geprüft.

Die Polizei verwies außerdem auf im Netz kursierende Videos, die Szenen der Demonstration zeigen sollen. Darin ist ein Redner zu hören, der sich positiv über Angriffe auf Israelis in Amsterdam äußert. Bislang bestätigte die Polizei einen Zusammenhang zu den Vorfällen in den Niederlanden nicht.

Demo in Hannover: Redner sollen Jagd auf Israelis befürwortet haben

Die Angriffe auf die Israelis am Randes eines Spiels in der Europa League zwischen Maccabi Tel Aviv und Ajax Amsterdam in der Nacht zum Freitag hatten international Entsetzen und Empörung ausgelöst. Wie die Behörden mitteilten, machten vorwiegend jugendliche Täter aktiv und zielgerichtet Jagd auf Israelis. Bei den Attacken waren 20 bis 30 Menschen verletzt worden, die meisten leicht. Fünf von ihnen wurden in Krankenhäusern behandelt, aber am Freitag wieder entlassen. 

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Die Staatsanwaltschaft erklärte, mutmaßliche Täter würden mit aller Härte des Gesetzes verfolgt. Insgesamt waren zunächst 63 Menschen festgenommen worden. Die meisten wurden inzwischen wieder auf freien Fuß gesetzt, lediglich vier Tatverdächtige befanden sich am Samstag noch in Polizeigewahrsam. Nach den Angriffen kündigte Amsterdams Bürgermeisterin Femke Halsema strenge Sicherheitsmaßnahmen an, um Juden in der niederländischen Hauptstadt zu schützen. 

Angriffe auf Israelis in Amsterdam: Es soll Warnungen gegeben haben

Derweil kündigte die niederländische Regierung eine Untersuchung dazu an, ob Warnungen vor Angriffen nicht ernst genug genommen wurden. Laut ANP teilte Justizminister David van Weel dem Parlament in einem Brief mit, der Nationale Koordinator für Terrorismusbekämpfung und Sicherheit (NCTV) habe auf mögliche Folgen der zeitlichen Parallelität des Fußballspiels und des Gedenkens an die Pogromnacht vom 9. November 1938 „aufmerksam gemacht“. 

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Das Fußballspiel war angesichts der politischen Spannungen im Nahen Osten als Risikospiel eingestuft worden. Etwa 800 Beamte waren im Einsatz. Die Polizei wies darauf hin, dass auch Fans des israelischen Clubs randaliert und provoziert hätten. So hätten sie palästinensische Flaggen verbrannt sowie beleidigende Parolen gerufen. Das sei allerdings in keinerlei Hinsicht eine Entschuldigung für die antisemitischen Attacken, betonte die Bürgermeisterin.

Israelis treten nach Angriffen mit Sonderflügen Heimreise an

Nach den Angriffen haben viele israelische Fußballfans mit Sonderflügen die Heimreise angetreten. Israelische Gesellschaften ermöglichten am Samstag vier Flüge, obwohl sie sich normalerweise an die traditionelle jüdische Sabbatruhe von Freitag- bis Samstagabend halten, meldete die Nachrichtenagentur ANP unter Berufung auf die israelische Botschaft in Den Haag. Auch für Sonntag waren Flüge geplant. Insgesamt sollten rund 3000 Anhänger des Klubs Maccabi Tel Aviv vom Amsterdamer Airport Schiphol aus in die Heimat geflogen werden. 

Derweil versicherte der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof dem israelischen Außenminister Gideon Saar bei einem Gespräch in Den Haag, dass seine Regierung „alles tut, damit sich die jüdische Gemeinschaft in unserem Land sicher fühlt“.