Bad Blankenburg/Berlin. Kurhotel, NS-Luftwaffe und SED – das Sanatorium Schwarzeck hat eine bewegte Geschichte. Nun schielt die AfD auf die Ruine in Thüringen.

Einst war das Sanatorium Schwarzeck im thüringischen Bad Blankenburg ein bedeutendes Kurhotel. Vor 100 Jahren erholten sich hier Berühmtheiten wie der Maler Marc Chagall. Doch seit mehr als 20 Jahren steht das einstige Pracht-Sanatorium leer und verfällt immer mehr.

Das könnte sich bald ändern: Wie die „Bild“-Zeitung berichtet, will der vom bayerischen Verfassungsschutz beobachtete AfD-Politiker Franz Schmid das Gebäude kaufen. Der 24-jährige bayerische Landtagsabgeordnete ist Schatzmeister der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative (JA). Er will aus dem einstigen Sanatorium ein „patriotisches Zentrum“ und Hotel machen, wo sich die JA, aber auch andere rechtsextreme Gruppierungen treffen können.

Diese Pläne sind auch im Hinblick auf die Geschichte des Gebäudes pikant: Viele der Kurgäste waren wohlhabende Jüdinnen und Juden, die ab 1933 das Sanatorium nicht mehr besuchen konnten. 1937 wurde in dem Gebäude eine Schule der von der Nazi-Größe Hermann Göring geleiteten Luftwaffe eingerichtet. Die SED richtete in dem Gebäude zu DDR-Zeiten eine Parteischule ein. Nach 1990 wurde das Gebäude wieder für einige Jahre als Hotel genutzt, das allerdings unrentabel war und schließlich schließen musste.

2003 erwarb der Investor Peter Laborenz von der Stadt Bad Blankenburg das Gebäude. Doch seitdem ist nichts passiert und aus der einst ansehnlichen Kurklinik wurde ein verfallender Lost Place, der laut Gutachten nur noch 5100 Euro wert ist. Den Ärger hat nun vor allem die Stadt, denn nicht nur hat Laborenz nichts aus dem Gebäude gemacht, er hat auch die Kaufsumme von 325.000 Euro nie gezahlt und die Stadt jahrelang um die Grundsteuer geprellt, die sich inzwischen auf 360.000 Euro beziffert. Derzeit streiten sich Stadt und Investor vor dem Landgericht Berlin.

AfD-Jugend bekommt immer seltener Räume

Schmid soll sich nun bereits mit Laborenz auf den Kauf des Sanatoriums geeinigt haben. „Er hat mir die Bereitschaft zum Verkauf signalisiert“, sagte der AfD-Politiker der „Bild“. Schon länger will Schmid, der vom Bayerischen Rundfunk zu den „jungen Hardcore-Rechten“ gezählt wird, ein „patriotisches Zentrum“ einrichten.

Denn die AfD-Jugend hat ein Problem: Immer häufiger lehnen es Veranstaltungsorte ab, an die Rechtsextremisten zu vermieten. „Wir haben immer wieder mit einer Raumproblematik zu kämpfen, bekommen keine Räume. Daher möchte ich das Schwarzeck der AfD und der Jungen Alternative zur Verfügung stellen“, sagte Schmid.

Das Sanatorium Schwarzeck ist nicht Schmids erster Anlauf, ein passendes Gebäude für sein geplantes „patriotisches Zentrum“ zu erwerben: Er bot auch auf das verfallende Schloss Mattsies im bayerischen Tussenhausen, das der Freistaat zum Verkauf angeboten hatte. Allerdings gehörte er nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ nicht zum Kreis der Höchstbieter und auch die bayerischen Behörden hätten wohl den Verkauf des Schlosses an Schmid verhindert.

Auch im Falle des Sanatoriums Schwarzeck könnte Schmid noch leer ausgehen. Nicht nur könnte letztendlich das Landgericht Berlin entscheiden, dass der Kauf des Sanatoriums durch Investor Laborenz rückabgewickelt wird. Auch gibt es einen weiteren Interessenten: Waldemar Vogt will das Schwarzeck bereits seit 2021 in ein Sport-Resort verwandeln. Hierfür sollen 54 Millionen Euro fließen und 100 Arbeitsplätze geschaffen werden. Nur wollte Laborenz das Gebäude bisher nicht herausgeben.