Berlin. Noch nie war ein US-Wahlkampf so brutal und dreckig. Zum Glück ist er bald vorbei. Und dann? Drücken wir den Amerikanern die Daumen.

Es sind nur noch wenige Tage, dann wählen die Menschen in den USA einen neuen Präsidenten – oder vielleicht sogar zum ersten Mal in ihrer Geschichte eine Präsidentin. Alle Umfragen deuten auf ein denkbar knappes Rennen hin. Die Deutschen aber sind überzeugt: Kamala Harris macht das schon. 72 Prozent sind laut ZDF-„Politbarometer“ fest davon überzeugt, nur 23 Prozent glauben, dass Donald Trump erneut ins Weiße Haus einziehen wird.

So ein Optimismus ist schwer erklärbar. Vielleicht hat sich die rheinische Zuversicht – et hätt noch emmer joot jejange (es ist bisher noch immer gut gegangen) – aufs ganze Land ausgebreitet? Vielleicht aber ist es hierzulande kaum vorstellbar, dass die Amerikaner ihre Zukunft tatsächlich in die Hände eines Mannes legen wollen, der nachweislich lügt und betrügt, der einfach ein schlechter Mensch ist.

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Angebracht ist dieser Optimismus nicht. Wieder einmal stehen die USA vor einer Schicksalswahl. Aber anders als bei den Wahlen vor vier und vor acht Jahren, als Donald Trump national gesehen zu dieser Zeit deutlich hinter Joe Biden (er gewann denkbar knapp) und Hillary Clinton (sie verlor denkbar knapp) lag, ist der Vorsprung von Kamala Harris verschwindend gering. Letztlich werden die Wahlen aber nicht national entschieden, sondern in den Bundesstaaten. Trotzdem sagen sie etwas über die Stimmung aus. Und die deutet auf ein zutiefst gespaltenes Land, in dem sich zwei Lager unversöhnlich gegenüberstehen.

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Gudrun Büscher ist Leitende Redakteurin in der Zentralredaktion. © Reto Klar | Reto Klar

Das macht nicht gerade Mut. Als Joe Biden ins Amt gewählt wurde, versprach er, das Land zu versöhnen, er versprach, ein Präsident aller Amerikaner sein zu wollen. Ihm ist in seiner Amtszeit einiges gelungen, seine Bilanz ist viel besser, als die Amerikaner es wahrnehmen. Aber an der Versöhnung, am Brückenbau ist er gescheitert.

Die USA befinden sich in einer lähmenden Selbstfindungsphase, die die Wahlnacht überdauern wird. Und die anderen Supermächte und solche, die es werden wollen, sehen feixend dabei zu und stoßen in alle Lücken, die die USA preisgeben. Europa und auch Deutschland sind darauf noch immer nicht richtig vorbereitet. Die Atempause, die Joe Biden uns verschafft hat, ist leider nicht intensiv genug genutzt worden.

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Richtig – noch ist die Wahl nicht entschieden. Die Kandidaten kämpfen in den Battleground States um jede Stimme, versuchen Anhänger zu mobilisieren. Trump will unter anderem über eine geschickte Internetstrategie und mithilfe des reichsten Manns der Erde, Elon Musk, gezielt an die weißen, jungen Männer herankommen, die noch nie zu einer Wahl gegangen sind. Sie sollen, so sagt er, Amerika vor dem Untergang bewahren. Dabei scheut er vor nichts zurück. Noch nie war ein Wahlkampf so dreckig, so brutal.

Kamala Harris richtet sich unter anderem an junge Frauen, weil für sie unter Trump so unglaublich viel auf dem Spiel steht. Sie hat reichlich Prominenz an ihrer Seite, aber am Ende muss sie sich durchsetzen. Michelle Obama steht nicht zur Wahl.

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Ihre Abschlusskundgebung führt Harris am Dienstag vor das Weiße Haus – an jenen Ort, an dem Donald Trump am 6. Januar 2021 vor den Leuten auftrat, die später das Kapitol stürmten. Sie will noch einmal deutlich machen, was für Amerika auf dem Spiel steht. Hier will sie die letzten Wählerinnen und Wähler in einem flammenden Plädoyer wachrütteln, nicht zu vergessen, was hier geschah und wozu Donald Trump in seiner Skrupellosigkeit fähig ist.

Amerika hat die Wahl. Drücken wir den Amerikanern die Daumen, dass sich die Mehrheit in den Bundesstaaten richtig entscheidet. Und drücken wir sie für uns auch.

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