Berlin. Die 72-jährige Französin zeigt im Vergewaltigungsprozess von Avingon Mut und Stärke. Warum Frauen ihr danken sollten.

Die Details, die bei Gericht um den Vergewaltigungsprozess von Avignon ans Licht kommen, machen einfach nur fassungslos. Was Gisèle Pelicot erleiden musste, hat jede Grenze der Menschlichkeit überschritten. Über Jahre mit Schlafmitteln betäubt und von Ehemann und Fremden missbraucht – die Tragödie der 72-jährigen Französin hat Millionen Menschen erschüttert.

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Wohl jeder hätte nachempfinden können, wenn diese Frau um Anonymität gebeten hätte. Doch Gisèle Pelicot ging in die Öffentlichkeit. Und man fragt sich, wie sie das macht. Wie sie es ertragen kann, diese grausigen Details der bizarren Taten immer wieder anhören zu müssen.

Tausende Frauen solidarisieren sich mit Gisèle Pelicot

Sie ist stark, hat ihre Tochter immer wieder gesagt. Und sie ist mutig. Die Bewunderung für diese Frau geht weit über den Familienkreis hinaus. Mehrere Tausend Menschen gingen bereits auf die Straße, um ihre Unterstützung für Opfer sexualisierter Gewalt zu zeigen. „Wir sind alle Gisèle“, riefen 3.500 Demonstrantinnen und Demonstranten in Paris. Zu hören waren auch die Rufe: „Vergewaltiger, wir sehen dich; Opfer, wir glauben dir“ und „Du bist nicht allein“.

Kommentarfoto Petra Brost Koruhn
Petra Koruhn ist Redakteurin im Ressort Leben der FUNKE Zentralredaktion. © Reto Klar | Reto Klar

Gisèle Pelicot hat sich geweigert, die Opferrolle anzunehmen. Sie steht da als stille Rächerin eines perfiden Verbrechens, das nur durch Zufall an die Öffentlichkeit kam. Auch wenn Frauen ihre Solidarität bekunden, musste sie sich vor Gericht von der Anwältin der Angeklagten verhöhnen lassen. Und musste sich Fragen gefallen lassen, warum sie eigentlich nichts gemerkt habe. Und ob sie nicht vielleicht sogar Alkoholikerin oder Exhibitionistin sei.

Gisèle Pelicot hat die Kraft, auch das auszuhalten, weil sie anderen Frauen Mut machen will. Sie wird als Heldin gefeiert, zu Recht.

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