Lida/Berlin. Jörg Dornau betreibt in Belarus eine Zwiebelfarm, auf der auch politische Häftlinge arbeiten müssen. Einer berichtete nun von „Folter“.
Die Nähe von AfD-Politikern zu den Regimen in Russland und Belarus ist schon länger bekannt. Nun wurde bekannt, dass der sächsische Landtagsabgeordnete Jörg Dornau in Belarus sogar eine Zwiebelfarm betreibt, auf der politische Gefangene arbeiten müssen. Wie das belarusische Exilmedium „reform.news“ berichtet, soll Dornau eine Firma namens Zybulka-Bel gehören, die auf einem riesigen Gebiet in der Nähe der westbelarusischen Stadt Lida Zwiebeln und anderes Gemüse für einen Supermarkt produziert.
Dornau soll demnach sein belarusisches Zwiebel-Business bereits im Herbst 2020 gestartet haben. Dafür arbeitete er auch mit dem Regime von Machthaber Alexander Lukaschenko zusammen und unterzeichnete persönlich eine Vereinbarung mit einer in der Nähe der Farm befindlichen Haftanstalt. Demnach arbeiten auf den Feldern politische Gefangene, die dafür nur umgerechnet fünf Euro am Tag bekommen – und das auch nur, wenn die Aufseher ihre Arbeit für „gut“ befinden.
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AfD-Politiker mit Zwiebelfarm in Belarus: Ex-Häftling spricht von „Folter“
Ein Häftling, der nur aufgrund eines regimekritischen Likes auf Social Media zu 15 Tagen Haft verurteilt worden war, berichtet über die harten Arbeitsbedingungen auf Dornaus Zwiebelfarm: „Frühstück war um 7 Uhr, dann arbeiteten wir bis 18 Uhr ohne Essen und Trinken“. Ihmzufolge mussten die Häftlinge ohne warme Kleidung auch mitten im Winter arbeiten. Den vereinbarten „Lohn“ sahen sie dabei allerdings nie: Da sie mit ihrer Arbeit die Kosten der Haft decken sollten, seien die umgerechnet fünf Euro direkt an das Gefängnis gewandert, so der Häftling.
Wie der ehemalige Häftling berichtete, kam Dornau offenbar sogar persönlich vorbei, um ihre Arbeit zu kontrollieren: „Ich habe ihn sogar gesehen! Ein großer Mann mit Glatze. Er kam einmal mit dem Auto mit deutschem Kennzeichen vorbei. Kam in die Lagerhalle, wo wir gemeinsam mit den anderen Arbeitern Zwiebeln sortierten.“
Seine Zeit in der Haft beschrieb der ehemalige Gefangene dabei als „Folter“: Mehrere Gefangene seien in einer Zelle untergebracht in der rund um die Uhr, auch nachts, das Licht habe gebrannt. In vielen Zellen habe es statt Toiletten oder Waschbecken nur einen Plastikeimer für die Notdurft gegeben, der jeden Morgen ausgeleert werden musste. Zudem habe man keine Päckchen empfangen dürfen. Nach seiner Haft gibt der Gefangene an, nach Polen geflohen zu sein.
Dornau verhandelte mit führenden Regimevertretern
Farminhaber Dornau war Mitglied im inzwischen aufgelösten rechtsextremen „Flügel“ der AfD und ist Sprecher seiner Fraktion für Landwirtschaftspolitik. Für den Aufbau seiner Zwiebelfarm verhandelte er mit führenden Vertretern des belarusischen Regimes. Wie die „Welt“ berichtet, traf er sich im September 2020 mit Wladimir Karanik, Chef der westbelarusischen Region Grodno und enger Vertrauter Lukaschenkos. Wenige Tage später wurde Zybulka-Bel gegründet und erhielt umfangreiche Anbauflächen.
In Belarus begrüßte man das Investment des AfD-Politikers: „Jörg Dornau ist der führende Spezialist für Zwiebelanbau in Deutschland. Innerhalb von drei Jahren erwartet der Landwirt aus Leipzig einen jährlichen Ertrag von mehr als 10.000 Tonnen Zwiebeln. Das bedeutet, dass etwa jede fünfte in unserem Land angebaute Zwiebel aus Lida kommen wird“, schrieb die regimenahe Zeitung „Sb.by. Belarus heute“ im Juli 2021. Dass dieser Ertrag auf der Zwangsarbeit von politischen Häftlingen beruht, wurde nicht erwähnt.
Dornaus umstrittenes Belarus-Business hat in Sachsen bereits für Kritik gesorgt: Weil er seine Zwiebelfarm geheim hielt und damit gegen die gesetzliche Offenlegungspflicht verstieß, verhängte das Präsidium des sächsischen Landtags im August ein Ordnungsgeld in Höhe von 20.862 Euro gegen ihn, berichtete die „Welt“. Die AfD-Fraktion nahm Dornau in Schutz: Das Präsidium habe ihm keine politischen Verstrickungen nachweisen können. Er selbst wollte sich weder gegenüber „reform.news“ noch gegenüber „Welt“ zu der umstrittenen Zwiebelfarm äußern. Doch nun droht ihm in Deutschland juristischer Ärger für seine Zwiebelfarm. Der Grünen-Politiker und Rechtsanwalt Ferdinand Müller schrieb auf X, er habe Strafanzeige gegen Dornau gestellt.
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