San Francisco. Drei Minuten und 20 Sekunden bräuchte Putins Rakete „Satan“, um Strassburg zu erreichen. Bisher steht sie eher für eine schwarze Serie.

Zu Russlands Repertoire des Schreckens gehört die Drohung mit Atomwaffen. So soll der Westen abgeschreckt und vor allem davon abgehalten werden, die Ukraine mit modernsten Waffen aufzurüsten.

Erfolglos ist die Strategie nicht. So hält Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) daran fest, keine Taurus-Marschflugkörper für den Ukraine-Krieg zu liefern. „Da habe ich Nein gesagt.“ Das bleibe so. „Auch wenn andere Länder anders entscheiden“, erklärte Scholz jüngst.

Umso ärgerlicher und peinlicher ist es für Russland, wenn sich ein Druckmittel als Rohrkrepierer erweist: Die Interkontinentalrakete RS-28 Sarmat – Reichweite: 18.000 Kilometer – ist während eines Tests explodiert.

Russland schweigt über peinliche Bilder

Satellitenbilder vom 21. September zeigen einen Krater am Startsilo im Nordwesten Russlands. Im nahe gelegenen Wald brennt es. Bilder vom Vorfall kursieren in sozialen Netzwerken. In Russland wird darüber geschwiegen.

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Russland will mit Sarmat seine bisherigen Raketen ablösen, die noch aus den 70er Jahren stammen und übrigens einst in der Ukraine entwickelt und produziert wurden. Die Sarmat, Codename: Satan, soll bis zu 15 atomare Sprengköpfe tragen können.

Spekulationen über Panne beim Tanken

Das amerikanische „Institute for the Study of War“ rätselt darüber, ob eine Explosion kurz vor oder während des Starts erfolgte. Das US-Magazin „Newsweek“ berichtet, dass erst am Samstag an der Rakete gearbeitet wurde. Spekuliert wird über einen Unfall beim Betanken mit flüssigem Brennstoff.

Das ist ein kritischer Punkt. Die Amerikaner nutzen oft Festtreibstoff. Die Russen Flüssigtreibstoff. Die Raketen müssen dazu be- und enttankt werden. Da kann was schieflaufen.

Putins satanische Waffe

Kremlchef Wladimir Putin hatte Sarmat immer wieder gelobt, wie so viele andere vermeintliche Wunderwaffen. Schon 2018 hatte er sie präsentiert. Fünf Jahre später erklärte er, es stünden nur noch einige Verwaltungsverfahren aus. Danach könnte die Rakete in die Produktion gehen. Und nun das! Die Sarmat ist mitnichten in den Dienst gestellt worden, nicht mal serienreif ist sie.

Der Vorfall reiht sich ein in eine Serie von Misserfolgen. Bisher hat die Rakete nur einen Test im Jahr 2022 erfolgreich bestanden. Es ist offenkundig anspruchsvoll, sich gleichzeitig auf den Ukraine-Krieg zu fokussieren, internationale Sanktionen zu verkraften, die Waffenproduktion zu forcieren und innovativ zu sein.

Drei Minuten und 20 Sekunden

Der Fehlschlag ist fraglos ein herber Rückschlag. „Die Expertenwelt schaut auf die Entwicklung der Sarmat und lacht sich nun schlapp“, zitiert der „Spiegel“ den deutschen Sicherheitsexperten Christian Mölling. Indes, propagandistisch ist Sarmat längst im Einsatz.

Zuletzt sagte Wjatscheslaw Wolodin, immerhin Mitglied von Putins Sicherheitsrat: Wenn die EU der Ukraine Langstreckenwaffen liefere, brauche „Satan“ nur drei Minuten und 20 Sekunden, um Straßburg zu treffen. Drohpotenzial hat die Rakete.