Berlin. Die SPD will mit Scholz als Kanzlerkandidat die Bundestagswahl gewinnen. Es gibt erste Ideen, wie das gelingen soll. Doch reicht das?
Der SPD-Chef will die Diskussion aus der Welt schaffen. „Da gibt es gar kein Wackeln“, betont Lars Klingbeil und zählt auf, wer alles nicht wackelt: Parteispitze, Fraktion, Ministerpräsidenten, Bundesminister. Wirklich alle von Rang und Namen in der SPD, so vermittelt es Klingbeil, wollen Olaf Scholz als Kanzlerkandidaten.
Neben dem Parteichef steht Dietmar Woidke. Der hatte Scholz aus seinem Wahlkampf in Brandenburg ferngehalten und kann sich nun über den ersten Platz und einen deutlichen Zugewinn freuen. „Der Bundeskanzler ist natürlich der gesetzte Kanzlerkandidat der SPD“, beteuert auch Woidke. „Wie soll‘s denn anders sein.“
Kanzlerkandidatur: SPD-Spitze legt sich auf Scholz fest
Da sich die SPD-Spitze trotz der schlechten Beliebtheitswerte des Kanzlers in der Kandidatenfrage auf Scholz festlegt, muss sie nun eine Strategie entwerfen, wie sie mit ihm die Bundestagswahl gewinnen kann. „Diese Wahl wird kein Selbstläufer“, räumt Klingbeil ein. Aus Woidkes Sieg will die Partei Kraft und Lehren schöpfen.
Nun sind der als sympathisch-kantig und volksnah geltende Woidke und der oft steif und konturlos wirkende Scholz zwei sehr unterschiedliche Typen. Es gibt jedoch auch eine Parallele: Ebenso wie derzeit die SPD in den bundesweiten Umfragen lag die Landespartei in Brandenburg lange zurück. Die Zuspitzung der Auseinandersetzung mit der AfD brachte Woidke den knappen Wahlsieg.
SPD: Wahlsieg in Brandenburg als Vorlage
„Man kann Stimmung drehen“, bilanziert Klingbeil. Als Gründe für den Wahlsieg in Brandenburg nennt er neben einer starken Persönlichkeit als Kandidat, dass sich die SPD dort um Arbeitsplätze, die Industrie und den Alltag von Familien gekümmert habe. Außerdem: „Wenn die SPD den Kampf gegen die AfD aufnimmt, haben wir die Chance auf Platz eins zu landen.“
Auf die Frage, welchen Ratschlag Woidke Scholz und der Bundespartei gebe, antwortet der Ministerpräsident „Geschlossenheit“, „Entschlossenheit“, „Optimismus“ und „Haltung“. Trotz seines Wahlsiegs fällt es dem Brandenburger offenbar nicht leicht, eine Strategie für Scholz und die kommende Bundestagswahl zu entwerfen.
Das Image von Olaf Scholz gilt als Problem
Anruf bei Axel Schäfer: Der Bundestagsabgeordnete aus Bochum ist seit 1969 in der SPD, der 72-Jährige hat schon viele Wahlsiege und Niederlagen miterlebt, Kanzlerkandidaten kommen und gehen sehen. Auch Schäfer steht hinter Scholz, den er neben Helmut Schmidt für den fachlich besten Kanzler der vergangenen Jahrzehnte hält. „Aber Scholz sollte sich in der Öffentlichkeit anders präsentieren und das Gelungene besser darstellen.“
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Schäfer sieht beim Image von Scholz Nachholbedarf. „Regierungschefs und Spitzenkandidaten sollten eine große Projektionsfläche sein“, sagt Schäfer. „Viele Menschen müssen sich in der Persönlichkeit etwas vorstellen können – zum Teil auch Gegensätzliches.“ Das sei Woidke gelungen: Den einen gelte er als Kämpfer gegen rechts, anderen als Regierungschef mit harten Positionen in der Migrationsfrage. „So eine Projektionsfläche zu sein, das muss auch der Kanzler hinbekommen“, meint Schäfer. Dafür werde sich Scholz „ein Stück weit neu erfinden“ müssen.
SPD-Chef Klingbeil: Müssen in der Performance besser werden
Nach den schlechten Wahlergebnissen in Sachsen und Thüringen vor drei Wochen war Scholz bereits aus der Partei aufgefordert worden, die Rolle als SPD-Kanzler klarer, kraftvoller und kampfeslustiger auszufüllen. „Es gibt keine Personaldebatten“, sagt Klingbeil nun nach der dritten und letzten Ostwahl des Jahres. „Aber dass wir in der Performance insgesamt besser werden müssen, das kann doch jeder sehen, der sich die Umfragen anguckt.“
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