Berlin. Trump oder Harris? Vor der US-Wahl positionieren sich Promis wie Taylor Swift. Warum das mutig und gut für die Demokratie ist.

Die TV-Debatte zwischen Kamala Harris und Donald Trump ist der bisherige Höhepunkt im US-Wahlkampf 2024. Nicht übersehen werden sollte im Schatten der Debatte ein weiteres wichtiges Momentum: Nach langem Schweigen hat sich auch US-Superstar Taylor Swift positioniert; sie will im November Kamala Harris wählen. Nicht wenige im Polit-Zirkus der USA glauben, dass die 34-Jährige mit ihren 283 Millionen Instagram-Fans bei der Wahl ein entscheidender Faktor sein könnte.

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Dass sie die Demokraten wählen will, kommt keinesfalls überraschend. Schon früher hatte sich Swift gegen Donald Trump ausgesprochen. Doch im aktuellen Wahlkampf blieb Swift eher stumm. Vielleicht aus Berechnung, weil eine zu frühe Positionierung bis zur US-Wahl ihre Wirkung verloren hätte. Vielleicht aber auch, weil sie eine klare Stellungnahme Fans und damit auch viel Geld kosten könnte.

Milliardärin Swift dürfte das verschmerzen können. Respekt verdient ihr Schritt dennoch, schließlich ist die politische Lage in den USA so polarisiert wie wohl noch nie. Anfeindungen und Hass-Kommentare aus dem Trump-Lager sind vorprogrammiert. Swift wurde in der Vergangenheit sogar bedroht. In Wien planten Islamisten gar einen Anschlag auf eines ihrer Konzerte – weil sie sich für eine offene Gesellschaft, Gleichberechtigung und LGBTQ-Rechte einsetzt.

US-Wahlen 2024: Heino ist Trump-Fan – und wird dafür kritisiert

Mit Gegenwind in deutlich geringerem Umfang sieht sich aktuell der deutsche Schlagersänger Heino konfrontiert. In einem Video auf Instagram „outete“ er sich als Trump-Fan – und wurde in den sozialen Netzwerken heftig dafür kritisiert. Die meisten der Kommentare sind zwar sachlich, doch gerade online ist die politische Debatte verroht, oft sieht es anders aus. Kein Wunder also, dass viele Stars lieber schweigen und sich nicht zu ihren politischen Überzeugungen äußern.

Die große Frage ist: Sollten sie das überhaupt tun? Dürfen sie den Einfluss, den sie auf ihre Fans und am Ende die Wahlen haben, nutzen? Die Antwort ist ein klares „Ja“. Denn ganz abgesehen davon, dass für Stars genau wie für alle anderen Menschen die Meinungs- und Redefreiheit gilt, trägt es zur öffentlichen Meinungsbildung bei, wenn Wählerinnen und Wähler über die Ansichten ihrer Idole Bescheid wissen.

Martin Nefzger ist Online-Redakteur in der FUNKE Zentralredaktion
Martin Nefzger ist Online-Redakteur in der FUNKE Zentralredaktion © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Wahlbeeinflussung durch Promis? Nein, Meinungsbildung!

Eine unlautere Beeinflussung kann Promis nicht vorgeworfen werden, schließlich sind Wahlen in Demokratien frei. Die Entscheidung, ob sie sich den Ansichten bekannter Persönlichkeiten anschließen, bleibt den Wählerinnen und Wählern überlassen. Um frei entscheiden und sich eine Meinung bilden zu können, brauchen sie aber alle relevanten Informationen. Und dazu zählt auch das Wissen über die Positionen anderer – egal ob prominent oder nicht.

Dabei muss auch Widerspruch erlaubt sein. Es schränkt die Meinungsfreiheit eines Menschen nicht ein, wenn man seinen Ansichten entgegentritt – auch wenn Extremisten es oft anders darstellen. Auch Stars darf und muss öffentlich widersprochen werden dürfen, Hasskommentare und Hetzkampagnen sind aber eben kein sachlicher Widerspruch. Gerade, weil im Fall von Swift und Heino mit solchen zu rechnen ist, gebührt den beiden und allen, die sich öffentlich positionieren, besonderer Respekt. Sie wissen, was ihnen droht, und stehen trotzdem für ihre Überzeugung ein. Danke dafür.

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