Chicago. Beim Parteitag der Demokraten wird Michelle Obama gefeiert. Aber auch Beobachter sind beeindruckt, selbst bei Trumps Haussender Fox News.

Es muss schon einiges passieren, um den begnadeten Redner Barack Obama in den Schatten zu stellen. Doch seiner eigenen Frau ist genau das geglückt. Die ehemalige First Lady Michelle Obama hielt auf dem Parteitag der Demokraten eine Rede, die das Publikum elektrisierte. Tränen, Sprechchöre, Jubelstürme – alles war dabei.

Als der Ex-Präsident nach ihr die Bühne betrat, räumte er selbst ein: „Ich bin die einzige Person, die dumm genug ist, nach Michelle Obama zu sprechen.“

Michelle Obama trifft den Nerv

Die 60-Jährige hatte offenbar einen Nerv getroffenen. Nicht nur mit ihren Spitzen gegen Donald Trump, sondern vor allem mit ihrem Aufruf, nicht untätig zu bleiben, wenn es darauf ankommt.

Auch interessant

Es war der eine Satz von Kamala HarrisMutter, den sie zitierte und immer wieder aufgriff. Der rote Faden ihrer Botschaft. „Sitze nicht herum und beschwere dich über Dinge. Tu etwas.“

Die Kraft ihrer Worte ließ auch die Journalisten vor Ort nicht kalt. Beim öffentlich-rechtlichen Sender PBS saß Jonathan Capehart, Moderator und Journalist der „Washington Post“, in der Runde, die im Anschluss an die Obama-Reden das Gesehene einordnen sollte.

Michelle Obama: Kamala Harris hat ein „Rückgrat aus Stahl“

weitere Videos

    TV-Moderator kommen die Tränen

    Doch Capehart konnte nicht. Von Emotionen überwältigt, musste er seinen Kollegen den Vortritt lassen, bevor er es schaffte, seine Gefühle in Worte zu fassen. Es war vor allem eine Aussage von Michelle Obama, die den Journalisten so bewegte, die den Kontrast zwischen Kamala Harris und Donald Trump aufzeigen sollte: „Wenn die Dinge nicht so laufen, wie wir wollen, können wir uns nicht den Luxus erlauben zu jammern oder andere zu betrügen, um weiterzukommen.“

    Dann setzte Capehart zu seiner Würdigung an: „Das ist, wie Michelle Obama ihr Leben lebt. Das ist, wie Barack Obama sein Leben lebt. Das ist, wie ich mein Leben lebe. Und das zu hören, von der früheren First Lady, ist einfach … Entschuldigung. Ich fühle mich gesehen.“ Mit tränenerstickter Stimme fährt er fort: „Und ich glaube, die Menschen in dieser Arena fühlen sich gesehen. Und ich bin mir sicher, dass Millionen von Amerikanern sich gesehen fühlen.“ (Im eingebetteten Youtube-Video sehen Sie die beschriebene Szene.)

    Empfohlener externer Inhalt
    An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
    Externer Inhalt
    Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

    Anderson Cooper: „Die kraftvollste Rede, die ich je gehört habe“

    Andere Beobachter zeigten sich weniger emotional, aber gleichermaßen beeindruckt: Starjournalist Anderson Cooper von CNN sprach von der „wirkungsvollsten und kraftvollsten politischen Rede, die ich je gehört habe“. Sein CNN-Kollege Van Jones, der unter Barack Obama in der Regierung gearbeitet hatte, pflichtete ihm bei. „Ich wusste nicht, wie sehr ich die beiden vermisst habe. Ich habe das vermisst.“ Die Obamas hätten die „Magie“ der Hope-Bewegung von damals in die Gegenwart transferiert.

    Umso bemerkenswerter war aber eine andere Reaktion. Selbst bei Trumps Haussender Fox News hatte die Rede von Michelle Obama ihre Wirkung entfaltet. Politik-Analyst Brit Hume nannte sie „einfach großartig“.

    Auch interessant

    „Ich denke, die Rede des Abends war die von Michelle Obama. Sie ist eine außerordentlich beeindruckende Frau. Man kann verstehen, warum die Mitglieder der Demokratischen Partei immer hoffen, dass sie für das Präsidentenamt kandidiert“, so Hume. Er störte sich lediglich daran, dass Obama das alte Hope-Mantra aufgegriffen hatte. Er könne nicht verstehen, wie eine Frau wie sie, mit ihrer Karriere „und einem prächtigen Haus auf Martha‘s Vineyard im Wert von etwa zwölf Millionen Dollar (…), warum sie die ganze Zeit so hoffnungslos ist und ihre Hoffnung durch die Demokratische Partei wieder aufleben lassen muss“.