Jerusalem. Khaled Mashal soll dem getöteten Hamas-Anführer Ismail Hanija nachfolgen. Warum alles auf ihn hinausläuft und er einen neuen Kurs fährt.
Die Tötung von Hamas-Führer Ismail Hanija markiert einen Wendepunkt - nicht nur im Konflikt zwischen Israel und dem Iran, sondern auch mit Blick auf den Krieg in Gaza und die Lage der israelischen Geiseln: Mit Hanija hat Israel einen der wenigen Hamas-Führer getötet, die sich während der Verhandlungen zur Geisel-Freilassung und über einen Waffenstillstand bisher pragmatisch gezeigt hatten. Sein möglicher Nachfolger verfolgt einen völlig anderen Kurs.
Internationale Vermittler aus den USA, Katar und Ägypten berichteten in den letzten Monaten, Ismail Hanija habe sich vergeblich für die Unterzeichnung eines Abkommens mit Israel eingesetzt. Er galt als Scharnier zwischen den internationalen Diplomaten und dem Hamas-Führer im Gazastreifen, Yaha Sinwar. Der aus den Tunneln unter Gaza operierende Sinwar hatte sich mit seiner kompromisslosen Haltung stets durchgesetzt, trotz der vielen getöteten Zivilisten der vergangenen zehn Monate.
Im Westjordanland und in Gaza sehen daher viele den Anschlag von Teheran als bittere Wende im Konflikt. „Meine Hoffnung auf ein baldiges Ende der Bombardierungen ist verschwunden“, so eine Journalistin aus Gaza. Auch die Stimmen der Angehörigen der 115 noch in Gaza vermuteten israelischen Geiseln sind seit Dienstag verstummt. Die für das kommende Wochenende in Tel Aviv und Jerusalem geplanten Proteste gegen den kompromisslosen Kurs des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu werden wegen eines befürchteten iranischen-libanesischen Gegenschlags ausfallen. Durch die Tötung Hanijas hätten Netanjahu und Sinwar „nun ein Problem weniger“, sagt ein Funktionär der palästinensischen Autonomiebehörde in Ramallah zynisch.
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Khaled Mashal gilt als kommende Nummer eins der Hamas
Sollte die Einschätzung israelischer Militärs zutreffen, wonach die Hamas-Führung in Gaza durch die massiven Bombardierungen mittlerweile deutlich geschwächt ist, dürfte zukünftig der von Katar aus agierende politische Flügel den Ton angeben. Dazu trägt auch bei, dass nach israelischen Militärangaben der Hamas-Militärchef, Mohammed Deif, Mitte Juli bei einem Luftangriff in Gaza wirklich ums Leben gekommen ist. Er gilt als einer der wichtigste Planer des Terrorangriffs auf Israel vom 7. Oktober und war Stellvertreter von Sinwar. Der laut vielen arabischen Medien bereits ausgewählte Nachfolger Hanijas gilt als Hardliner: Der 68-jährige Khaled Mashal war schon einmal Chef des 15-köpfigen Politbüros, musste seinen Posten aber wegen eines Streits über die Strategie der Hamas an Hanija abgeben.
Mashal stammt aus dem Westjordanland. Doch seit der Besetzung durch Israel im Jahr 1967 lebt er im Exil. Die direkte und indirekte Kooperation der dortigen Palästinensischen Autonomiebehörde mit der israelischen Armee lehnt er strikt ab.
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Nur knapp einen Anschlag des Mossad überlebt
Ehemalige Gefährten erklären die ihm nachgesagte Nähe zu den iranischen Revolutionsgarden mit einem Anschlag, der ihn fast das Leben und Israel die Freundschaft zu dem damaligen jordanischen König Hussein kostete. Agenten des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad verübten am 25. September 1997 einen Giftanschlag auf Mashal. Sie nutzten ein hochdosiertes Fentanyl-Derivat, das über die Haut eintritt. Israel hatte Mashal für einen Terroranschlag in Jerusalem verantwortlich gemacht.
Mashal überlebte den Anschlag nach mehrwöchigem Koma, weil Israels Premier Netanjahu auf Druck von US-Präsident Bill Clinton schließlich ein Gegengift nach Amman schickte. In der Folge fühlte sich Mashal in Jordanien nicht mehr sicher und suchte den Schutz des iranischen Regimes.
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