Bern/Berlin. Der Mars ist ein lohnendes Ziel für Erkundungen. Die Entdeckung von Wasser auf dem Planeten überrascht. Was der Coup der ESA bedeutet.
Wasser ist Leben. Erstmals haben Forscher Hinweise auf Wasser auf dem Mars gefunden. Für künftige Missionen – eine Erkundung des roten Planeten – ist es eine entscheidende Beobachtung. Für die US-Weltraumbehörde Nasa ist der Mars ein „Horizontziel“.
Wie die Universität Bern mitteilte, entdeckte ein internationales Forscherteam Spuren von Wasser auf den Gipfeln der höchsten Berge des Mars: in den Tharsis-Vulkanen. Es handelt sich um Wasser-Eis, Tau, Reif in winzigen Mengen. Der Film ist so dünn wie ein menschliches Haar, ein Hundertstel eines Millimeters.
War oder ist der Mars bewohnbar
Allein, es bedeckt eine gewaltige Fläche. Da kommt einiges zusammen. Teamchef Adomas Valantinas rechnet vor: „Die Menge an Frost entspricht etwa 150.000 Tonnen Wasser, die während der kalten Jahreszeit jeden Tag zwischen der Oberfläche und der Atmosphäre ausgetauscht werden.“ Das entspreche etwa 60 olympischen Schwimmbecken.
Seit Langem vermutete die Nasa, dass der Mars einer der wenigen Orte im Sonnensystem ist, „an denen möglicherweise Leben existiert hat.“ Es geht darum, ob der Mars früher oder heute bewohnbar war oder ist.
Der Wasserfund eröffnet Perspektiven, wiewohl einige Folgefragen noch wie Zukunftsmusik klingen: Lässt sich das Wasser aufbereiten? Mithilfe von Solarstrom über Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegen, in Atemluft und Treibstoff?
Spezialkamera in der ESA-Sonde
Dass einige Staaten wieder Mondmissionen starten, hat ebenfalls mit Wasser zu tun. Wenn Menschen jemals auf dem Mars landen sollten, dann vermutlich via Mond. Und Wasser ist das Bedürfnis, das vorher erfüllt werden sollte.
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Deswegen wird die Publikation der Schweizer Forscher in der Zeitschrift „Nature Geoscience“ weltweit sorgsam registriert. Es ist nicht zuletzt ein Achtungserfolg der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Der Schlüssel ist die Weltraumsonde „ExoMars“.
An Bord ist die ebenfalls in Bern entwickelte und gebaute Kamera CaSSIS., die hochauflösende Bilder der Marsoberfläche liefert, seit 2018 mehr als 5000 Aufnahmen. Auf denen fanden die Forscher Wassereiswolken und Wasserdampf – was auf einen aktiven Wasseraustausch hindeute, wie es in der Studie heißt. „Aufsteigende Winde bringen wasserdampfhaltige Luft aus dem Tiefland nach oben, die sich in der Höhe abkühlt und kondensiert. Das ist ein bekanntes Phänomen sowohl auf der Erde als auch auf dem Mars“, erklärt Valantinas.
Entdeckung war eine Überraschung
Dass sich auf den Tharsis-Vulkanen Wasserfrost bildet, überraschte die Forscher. Generell kühlt die dünne Atmosphäre auf dem Mars die Oberfläche nur unzureichend ab. Selbst hoch gelegene Oberflächen in den Mittagsstunden können genauso heiß werden wie niedrig gelegene.
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Die Tharsis-Vulkane sind die höchsten Berge im Sonnensystem, bis zu 26 Kilometer hoch. Sie liegen jedoch in niedrigen Breitengraden in der Nähe des Marsäquators. Valentinas: „In diesen niedrigen Breitengraden hält die starke Sonneneinstrahlung die Oberflächentemperaturen tendenziell hoch. Daher haben wir nicht erwartet, dass wir dort Frost finden.“
Auf den Bildern sieht man für einige Stunden um den Sonnenaufgang die dünnen Reifablagerungen, bevor sie im Sonnenlicht verdampfen. Für den Mitautor Ernst Hauber, Geologe am DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin, zeigt die Studie, „wie wichtig die langfristige Beobachtung planetarer Prozesse ist, da einige Phänomene erst durch den Vergleich mehrerer Messungen im Laufe der Zeit sichtbar werden.“
Die Mars-Forschung wäre ohne Ukraine-Krieg womöglich noch weiter. Ursprünglich wollte die ESA 2022 zusammen mit der russischen Weltraumbehörde Roskosmos eine weitere Sonde zum Mars bringen. Im Zuge der Sanktionen gegen Russland verschob man den Start auf 2028 und verzichtete auf russische Hilfe.
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