Berlin. Tommy Frenck sammelte bei der Kommunalwahl in Thüringen 25 Prozent der Stimmen seines Wahlkreises ein. So tickt der Rechtsextremist.
- Am 9. Juni können Millionen Wahlberechtigte in Thüringen über ihren künftigen Landrat oder Oberbürgermeister entscheiden
- Bei der Kommunalwahl in Thüringen bekam Neonazi Tommy Frenck bereits 25 Prozent der Stimmen seines Wahlkreises
- So tickt der Rechtsextremist
Tommy Frenck ist vielseitig – aber Vielfalt liegt ihm fern: Wer „Kuschelkissen“ mit Reichskriegsflagge und Burger für den Preis der Chiffre „18,88“ Euro verkauft, macht keinen Hehl aus seiner rechtsextremistischen Gesinnung. Dieser wird er nicht nur als Betreiber eines Onlineshops, Gastronom und Konzertveranstalter gerecht. Frenck ist als ehemaliger NPD-Funktionär politisch aktiv. Bei der Kommunalwahl in Thüringen am 26. Mai konnte er mit dem „Bündnis Zukunft Hildburghausen“ gut 25 Prozent der Stimmen im gleichnamigen Landkreis auf sich vereinen. Damit zieht er auf Platz zwei hinter dem Kandidaten der Freien Wähler in die Stichwahl.
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Angesichts der anstehenden Landtagswahlen im September hatte der Rest der Republik gespannt auf das Abschneiden rechter Parteien in Thüringen geblickt. Während der erwartete Durchmarsch der AfD zunächst ausblieb, ist Frencks Ergebnis bemerkenswert. Im Wahlkreis trat am Sonntag, 26. Mai, kein Kandidat der AfD an. Stattdessen entschieden sich einige Wähler mit Frenck wohl für die radikalere Alternative.
Verfassungsschutz: „Bedenkliche Symbiose von rechtsextremistischer Ideologie und eigenen wirtschaftlichen Interessen“
Eigentlich verbietet das thüringische Kommunalwahlgesetz solche Kandidaten, die nicht für die freiheitliche demokratische Grundordnung einstehen. Mit einem nach ihm benannten Abschnitt im thüringische Verfassungsschutzbericht 2022 bestehen Zweifel, ob Frenck damit der Wahl gerecht wird. „Seine unternehmerische Tätigkeit und seine politische Betätigung bilden inzwischen eine bedenkliche Symbiose von rechtsextremistischer Ideologie und eigenen wirtschaftlichen Interessen“, schreiben die Autoren des Berichts unter der Überschrift „Personenkreis um Tommy Frenck.“
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Als „Szeneimmobilie“ und „Szenelabel“ werden dort sein Gasthof Goldener Löwe und sein Onlineshop genannt. Angesiedelt sind seine Geschäfte in dem kleinen Ort Kloster Veßra, der sich ebenfalls im südthüringischen Wahlkreis Hildburghausen an der Grenze zu Bayern befindet. Fast 100 Kilometer sind es von hier aus in die Landeshauptstadt Erfurt. Dafür aber nur zehn Minuten Fahrtzeit in seinen Geburtsort Schleusingen.
Frenck erweitert mit Chiffren die Grenzen des Sagbaren
Ein Landstrich, dem Frenck zur traurigen Berühmtheit verhalf, als er 2017 rund 6000 Neonazis ins angrenzende Themar lud. Das Konzert „Rock gegen Überfremdung“ war als politische Versammlung angemeldet. Tatsächlich aber heizten Rechtsrock-Gruppen wie „Stahlgewitter“ die Menge an. Die Polizei nahm damals 46 Strafanzeigen wegen Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole auf.
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Ähnlich wie seine Artgenossen scheint der 37-jährige Frenck die Grenzen des Sag- und Zeigbaren auch mit Chiffren erweitern zu wollen. Hinter den Ziffern im Namen seines Labels „Druck18“ verstecken sich die Initialen Adolf Hitlers. Die Nachkommastelle 88 seiner Burgerpreise verweist auf den Hitlergruß.
Frenck unterstützt die rechten Gesänge von Sylt
Diese Grenze nutzt der wegen geährlicher Körperverletzung verurteilte Frenck in seinem Shop ungeniert aus: Nur wenige Tage nach dem Bekanntwerden rechter Gesänge auf Sylt verkauft er Fan-T-Shirts mit Teilen der Liedzeile. Hakenkreuze unter den aufgedruckten Reichsadlern lässt er zwar weg. Sie sind aber dafür unter Pflastern seiner Anhänger zu vermuten, die der „Spiegel“ 2017 in Themar dokumentierte. Frenck selbst hat sich „Aryan“, auf Deutsch „Arier“, auf den Hals tättowieren lassen.
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„Um sich in der Rolle als Wohltäter zu inszenieren, führte Frenck im Berichtszeitraum im Gasthaus ‚Goldener Löwe‘ Veranstaltungen wie ‚Gratis Kinderessen‘, Gratis-Kindereisbecher zum Kindertag und Kinderweihnachten durch“, heißt es in dem Verfassungsschutzbericht von 2022. Auch zwei Jahre später wirbt der Neonazi mit Geschenken zum Muttertag. Ob Frenck seiner rechtsnationalen Zielgruppe auch als Politiker Geschenke verteilen wird, bleibt offen. Denn sein Gegenkandidat von den Freien Wählern sammelte über 40 Prozent der Stimmen ein. Die Stichwahl findet am 9. Juni, parallel zur Europawahl, statt.