Washington/New York. Im Schweigegeld-Prozess um Porno-Star Stormy Daniels tritt Michael Cohen als Kronzeuge auf – und könnte Trump schweren Schaden zufügen.
In Mafia-Filmen geht es meist nicht gut aus, wenn der Consigliere irgendwann den Paten zur Strecke bringen will. Wie wird es dann erst im richtigen Leben sein? Im spektakulären Schweigegeld-Prozess um Porno-Star Stormy Daniels ist Amerikas Ex-Präsident Donald Trump dieser Pate – jedenfalls, wenn man das Verfahren aus Sicht von Michael Cohen betrachtet. Als sein juristischer Problemlöser (Consigliere) half der 57-Jährige dem ehemaligen Commander-in-Chief durch Zahlung von 130.000 Dollar an die Erotikdarstellerin, damit eine außereheliche Sex-Affäre mit ihr vor der Wahl 2016 unter der Decke blieb.
Dabei kam es laut Staatsanwaltschaft zu Steuerbetrügereien und strafrechtlich relevanter Missachtung von Wahlkampfgesetzen, die Trump 34 Anklagepunkte eingebracht haben. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm mehrere Jahre Gefängnis. Weil Cohen in diesem Konstrukt das wichtigste Scharnier zwischen Daniels und Trump war und für sein Tun bereits einige Zeit im Gefängnis verbrachte, ist er der Kronzeuge im ersten Strafprozess gegen einen ehemaligen amerikanischen Präsidenten.
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Seine Aussage, davon gingen Beobachter aus, sollte am Montag von der ersten Minute an das Gericht in New York elektrisieren. Denn Cohen gehörte über zehn Jahre zu den treuesten der treuen Trump-Vertrauten. Seine Hingabe ging so weit, dass er dem Magazin „Vanity Fair“ in den Block diktierte, er sei jederzeit bereit, für ihn eine Kugel abzufangen. Cohen, so sagen Insider, erwarb sich den Respekt Trumps, weil er seine juristische Ausbildung nutzte, um unangenehme Angelegenheiten jedweder Art aus der Welt zu boxen.
Cohen sollte alles tun, um die Affäre mit Stormy Daniels zu vertuschen
Cohen sagt: Es wäre „katastrophal“ für Trumps Wahlchancen 2016 gewesen, wäre die Stormy-Daniels-Story – so kurz nach dem nicht minder verheerend gewesenen „Fass ihnen an die Pussy“-Tape – herausgekommen. Melania, Trumps Gattin, habe keine Rolle in den Betrachtungen des Milliardärs gespielt. Als Cohen seinen damaligen Boss fragte, ob er bei der Begegnung 2006 in einem Golfhotel in Lake Tahoe Sex mit Daniels hatte, sei Trump erst ausgewichen. Und habe dann gesagt, dass Daniels eine „wunderschöne Frau ist“.
Trump, schildert der merklich ergraute und angegriffen wirkende Jurist, war extrem alarmiert über die möglichen Konsequenzen eines Bekanntwerdens der Affäre vor dem Wahltermin: „Frauen werden mich hassen. Kerle mögen vielleicht denken, das war cool. Aber das wird ein Desaster für die Wahlkampagne.“ Trump befehligte seinem damaligen Privatanwalt, alles zu tun, um zu verhindern, dass die Affäre mit dem Porno-Star öffentlich wird: „Kümmere dich einfach drum.“
Trump sitzt, wie so oft in den vergangenen vier Wochen, weitgehend mit geschlossenen Augen auf dem Stuhl des Angeklagten. Kurz verzieht er die Miene, als Cohen mittels eines Tonbandmitschnitts ausführlichst schildert, wie man gemeinsam mit David Pecker systematisch böse Geschichten über Trump unterdrückt habe.
Cohen berichtet von seinen Jahren mit Trump
Der damalige Chef der Klatschpostille „National Enquirer“ zahlte etwa 150.000 Dollar an das ehemalige „Playboy“-Model Karen McDougal, die mit Trump 2006/07 eine monatelange außereheliche Affäre hatte. Zunächst wollte Pecker das Geld zurück. Trump ließ sich Zeit. Als Pecker die Gefahr witterte, sich mit der Zahlung strafbar zu machen, verzichtete er auf die Rückerstattung.
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Staatsanwältin Susan Hoffinger kreiste den Zeugen mit behutsamen Fragen ein. Sie gab Cohen die Chance, daran zu erinnern, wie ungeheuer stolz und privilegiert er sich gefühlt habe, fast zehn Jahre lang direkt für Trump gearbeitet zu haben. „Das war wie auf dem Gipfel der Welt, eine unglaubliche Erfahrung.“
Mehrfach kontert Cohen im Voraus den von der Verteidigung zu erwartenden Vorwurf, er habe die Stormy-Daniels-Sache allein geschaukelt. Jeder Schritt, jede neue Entwicklung sei mit „dem Boss“ abgesprochen worden, beteuert der Familienvater. Und: „Was ich tat, tat ich auf Anweisung und zum Wohle von Herrn Trump.“
Zwei republikanische Senatoren, eine Kongress-Abgeordnete und zwei Justizminister von Bundesstaaten, allesamt Trump zugetan, saßen im Publikum, als Cohen seinen ehemaligen Chef als detailversessenen Kontrolleur skizzierte, dem nichts entging. Trumps Sohn Eric, der live aus dem Gerichtssaal twitterte und sich selbstredend negativ über Cohen ausließ, schüttelte den Kopf.
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