Washington. Nach dem TV-Duell geht im Lager der Demokraten die Panik um – und die Sehnsucht nach der Ex-First Lady wächst. Doch will sie überhaupt?
Der Satz steht seit Jahren wie in Stein gemeißelt in der politischen Landschaft Amerikas. „Es gibt drei Dinge, die im Leben sicher sind: der Tod, Steuern, und dass Michelle nicht als Präsidentschaftskandidatin antreten wird.“ So sagte es ihr Gatte Barack Obama im Jahr 2016. Doch nach dem desaströsen Auftritt von Joe Biden beim ersten TV-Duell mit Donald Trump hat die Debatte um einen Ersatzkandidaten für den alternden Präsidenten neu an Fahrt aufgenommen. Die sozialen Medien sind voll mit Appellen an die Demokraten, doch endlich Michelle Obama als Präsidentschaftskandidatin aufzustellen.
„Wir wissen genau, was jetzt zu tun ist“, schrieb ein Nutzer auf X, vormals Twitter. „Jemand muss First Lady Michelle Obama ganz vorn aufstellen.“ Ein anderer kommentierte ein Bild von ihr einfach nur mit den Worten: „Bitte! Jetzt!“ Doch so groß die Sehnsucht der Internet-Community nach der 60-Jährigen auch sein mag, eine Frage bleibt: Würde sie überhaupt antreten wollen? Manche meinen, ja. In einem Interview mit dem Podcaster Jay Shetty ließ die 60-Jährige vor Kurzem einen kryptischen Satz fallen, der als versteckte Kampfansage interpretiert werden kann.
Ohne den Namen zu nennen, sagte sie, ihr „graut“ davor, was bei der Wahl am 5. November an der Spitze des Staates geschehen könne. Gemeint war die laut Umfragen mögliche Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus. Wenige Tage später meldete sich Cindy Adams zu Wort. Und seither brechen alle Dämme. Die 93 Jahre alte Star-Klatschkolumnistin der „New York Post”, der in den vergangenen Jahrzehnten so mancher Scoop über die Schönen, Reichen und Mächtigen gelungen ist, ließ sich aus anonymen Quellen mit einem angeblichen Geheimplan versorgen.
Michelle for President: Klatsch-Kolumnistin hat Stein ins Rollen gebracht
Demnach werde Biden bald bekanntgeben, dass er aus Alters- und Gesundheitsgründen doch auf die Kandidatur für eine zweite Amtszeit verzichtet. Auf dem Nominierungs-Parteitag der Demokraten Ende August in Chicago werde sich dann Frau Obama unter Umgehung der Vorwahl-Strapazen als Alternative und Trägerin der Fackel anbieten, die ihr Mann Barack Obama 2008 entzündet hatte – und natürlich haushoch gewinnen.
Von Bidens Vize-Präsidentin Kamala Harris, die auf dem Papier erste Nachrücker-Wahl wäre, ist in dem Szenario keine Rede. Die ehemalige Senatorin und Justizministerin Kaliforniens steht in punkto Beliebtheit noch schlechter da als Biden. Ohne konkrete Belege führt Adams ins Feld, dass Michelle Obama bereits vor fast zwei Jahren in New York bei finanzstarken Parteispendern die Temperatur für ein solches Unterfangen gefühlt haben soll. Ihr wird dieser Satz in den Mund gelegt: „Ich kandidiere, und ich bitte um eure Unterstützung.”
Die angeblich geplante Last-Minute-Ablösung Bidens, so geben sich Info-Spekulanten auf Facebook, X, Tiktok und Truth Social die digitale Klinke in die Hand, sei von den Obamas persönlich eingefädelt worden. Grund: Auch sie seien inzwischen davon überzeugt, dass „Old Joe” Biden es mit bald 82 Jahren nicht mehr wirklich in sich habe, weitere vier Jahre an der Spitze der Vereinigten Staaten zu stehen. Der Auftritt beim TV-Duell gegen Trump gibt ihnen vermeintlich Recht.
Selbst Republikaner sehen Michelle Obama als Gefahr für Trump
Weil mit Donald Trump eine Diktatur drohe, wolle sich Michelle Obama mit der strategischen Erfahrung ihres Mannes im Rücken in den Dienst des Landes stellen. Nach der Kolumne in der „New York Post“, die zum Imperium des Australiers und Republikaner-Freundes Rupert Murdoch gehört, kam es im Medien-Biotop rechts der Mitte zu einer Kettenreaktion. Fox News, ebenfalls Murdoch-Eigentum, kredenzte die Spekulation über Tage seinen zig Millionen Zuschauern. Mit einer Mischung aus Entsetzen und Ehrfurcht. Weil Michelle Obama, so der Talkshow-Moderator Steve Doocy zwischen den Zeilen, eine „starke Kandidatin“ wäre.
Auch andere Propaganda-Promis wie Megyn Kelly, Alex Jones, Dinesh D‘Souza und Dan Bongino, die im rechtskonservativen Amerika Millionen Anhänger haben, widmeten sich ausgiebig der Personalie. Wobei Kelly am weitesten ging und von einem „Gamechanger” sprach, sollte Michelle Obama tatsächlich diesen Schritt gehen. Dem schlossen sich republikanische Kongress-Politiker wie Marjorie Taylor Greene und Ted Cruz an. Ihr Unterton: Trumps Wiederwahl wäre dann ernsthaft gefährdet. Weil die schwarze Demokratin großes Potenzial besitze.
Michelle Obama: „Man muss diesen Job wollen. Und ich will nicht“
Nur wenige konservative Stimmen warnen davor, weiter „ohne jeden stichhaltigen Hinweis” die Michelle-Obama-Story zu forcieren. Die Republikaner sähen dabei aus wie eine „Bande dysfunktionaler Irrer”. Der Publizist Michael Malice hält es für schlicht „verrückt” anzunehmen, dass eine Frau, die noch nie ein Wahlamt geschweige denn Regierungsverantwortung ausgeübt hat, plötzlich über die Außenbahn ins Rennen eingreift. Und dass die Demokratische Partei mit ihren vielen ambitionierten Nachwuchs-Talenten auf Ebene der Gouverneure ihr dann auch noch geschlossen beispringt.
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Andere Beobachter erinnern daran, dass Michelle Obama in den vergangenen Jahren mehrfach Klartext zur Sache gesprochen hat. „Der Grund, warum ich nicht für die Präsidentschaft kandidieren will, ist: An erster Stelle muss man diesen Job wollen. Und ich will nicht.” In einem Gespräch mit der schwarzen Entertainment-Ikone Oprah Winfrey führte Michelle Obama ihren Gedanken noch deutlicher aus: „Ich habe nie Interesse an Politik bekundet, nie.“
Die Ex-First Lady begründete das so: „Politik ist hart. Und die Leute, die da einsteigen, müssen es wollen. Es muss in ihrer Seele sein, weil es so wichtig ist. Und es ist nicht in meiner Seele.” An der Wettbörse „Polymarket” sieht man das anders. Dort sind bereits über zwei Millionen Dollar darauf verwettet worden, dass Michelle Obama ganz nach oben will. Sie selbst hat sich übrigens bisher zur Sache nicht geäußert.
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