Malmö. Wann wurde am lautesten gebuht? Wie riecht der ESC? Und welche Panne musste ausgebügelt werden? Eindrücke aus der ESC-Arena in Malmö.
Millionen Menschen haben am Samstagabend den Eurovision Song Contest vor dem Fernseher verfolgt, das Spektakel hat Fans in der ganzen Welt. Die Lichter, die Musik, die erwartungsvollen Gesichter der Künstlerinnen und Künstler während der Punktevergabe, all das bringt die Regie zuverlässig in die Wohnzimmer. Aber es gibt die Dinge, die sich durch die Kameras nicht einfangen lassen. Welche Momente und Eindrücke man wirklich nur in der Arena mitbekommen hat – eine kleine Sammlung.
Wie es riecht: ziemlich bald merklich nach Schwefel. Das liegt an den echten Flammen, die viele der Acts für ihre Bühnenshows nutzen und deren Hitze bis in die oberen Ränge der Arena zu spüren ist. Vor den Eingängen zum inneren Teil der Halle, wo es Essen und Getränke gibt, riecht es außerdem schnell nach Bier und Frittiertem – da unterscheidet sich der ESC wenig von anderen Großveranstaltungen wie Sportereignissen. Gut, dass in Malmö gerade Frühling ist und die Stadt ihre Gäste auf dem Nachhauseweg mit Fliederduft empfängt.
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Buhrufe: Am größten ist der Unmut bei der EBU
Wann am lautesten gebuht wurde: Bei Eden Golans Auftritt mischten sich Buhrufe und Pfiffe noch mit Jubel für die Vertreterin Israels. Als dann aber die israelische Vertreterin zugeschaltet wird, um zu verkünden, wie die Jury des Landes abgestimmt hat, ist der Jubel verstummt. So laut wird in der Arena gebuht, dass kein Wort zu verstehen ist. Am lautesten ausgebuht wird aber Eurovisions-Chef Martin Österdahl. Die Rundfunkunion EBU, für die Österdahl den Wettbewerb organisiert, hatte kurzfristig entschieden, dass der niederländische Teilnehmer Joost Klein ausgeschlossen wird, wegen Vorwürfen, er habe eine aggressive Geste gegenüber einer Kamerafrau gezeigt. Mit der Art, wie die EBU mit dem Vorfall umgegangen ist, gibt es großen Unmut in der Halle. Weniger, aber trotzdem hörbare Buhrufe gibt es auch, als Ina Müller als Punkteansagerin Deutschlands zu sehen ist.
Wen das Publikum am meisten gefeiert hat: Klar, Nemo – der Schweizer Act holte schließlich den Sieg und kam auch beim Live-Publikum gut an. Dasselbe gilt für Baby Lasagna aus Kroatien auf Platz zwei. Aber die finale Wertung und der Enthusiasmus in der Halle können auch auseinandergehen. Spanien etwa landet am Ende nur auf Platz 22, aber bei „Zorra“ feiert die Arena trotzdem ausgiebig. Und Olly Alexander bekommt zwar null Punkte im Publikumsvoting, aber die britischen Fans in der Halle sind viele und reißen bei seinem Auftritt auch den Rest des Publikums mit.
Eine Panne bekommt das ESC-Publikum zu Hause nicht mit
Wie sehr der ESC wirklich glitzert und funkelt: Es sind ja nicht nur die Kübel mit glitzerndem Konfetti, die am Ende über Nemo niedergehen. Oder die Leuchtarmbänder, die das Publikum erhält, die – programmiert von der Showleitung – in unterschiedlichen Farben und passend zum jeweiligen Land und zur Bühnenshow blinken (und die am Ende zur Wiederverwertung wieder eingesammelt werden). Es sind vor allem auch die Fans selbst. Jedes Mal, wenn das Scheinwerferlicht ins Publikum fällt, wird es aufgefangen und zurückgegeben von Tausenden und Abertausenden Pailletten und sonstigen Glitzerelementen im Publikum.
Die Panne: Weil das Geschehen auf der Bühne von den meisten Plätzen in der Arena weit weg ist, hängen im Saal auch noch große Bildschirme, die die Perspektiven der Fernsehkameras zeigen. Nur dass diese Bildschirme zwischendurch einfach ausfallen. Als sie bei Slimanes Auftritt das erste Mal schwarz werden, überlegt man noch, ob es Teil der insgesamt vergleichsweise zurückgenommenen Inszenierung Frankreichs ist, um die Aufmerksamkeit auf den Künstler auf der Bühne zu konzentrieren. Aber als danach auch bei der Moderation von Malin Åkerman und Petra Mede immer wieder Aussetzer kommen, ist klar, dass das so nicht gewollt ist. Hinter den Kulissen wird aber offenbar eifrig repariert, am Ende der Show läuft alles wieder unterbrechungsfrei.
Das sind die erfolgreichsten Länder beim Eurovision Song Contest
Land | Anzahl der Siege | Letzter Sieg |
Irland | 7 | 1996 (Eimear Quinn mit "The Voice") |
Schweden | 7 | 2023 (Loreen mit "Tattoo") |
Vereinigtes Königreich | 5 | 1997 (Katerina and the Waves mit "Love Shine a Light") |
Frankreich | 5 | 1977 (Marie Myriam mit "L’oiseau et l’enfant") |
Niederlande | 5 | 2019 (Duncan Laurence mit "Arcade") |
Luxemburg | 5 | 1983 (Corinne Hermès mit "Si la vie est cadeau") |
Warum Leute diesen Wettbewerb so lieben: Okay, ein Teil der Eurovisions-Magie überträgt sich offensichtlich auch über den Fernseher, sonst hätte die Show nicht so viele Fans. Aber vor Ort ist der Geist des ESC noch einmal anders greifbar – die Fans aus der ganzen Welt, der Enthusiasmus, die völlige Ironiefreiheit und bei vielen der echte Glaube, dass ein Wettbewerb, bei dem Länder zusammenkommen für Musik, die Welt ein bisschen besser macht. Dieses Selbstverständnis hat in diesem Jahr zwar tiefe Kratzer bekommen. Trotzdem merkt man, dass „United by Music“ für die Fans mehr ist als nur der diesjährige Marketingslogan.