Berlin. Europäische Geheimdienste sind in Sorge: Nach jüngsten Erkenntnissen könnte der Kreml Brand- oder Bombenanschläge in Auftrag geben.
Was plant Putin in Europa? Nach Informationen mehrerer europäischer Geheimdienste bereitet Russland „gewaltsame Sabotageakte“ in ganz Europa vor. Dies sei Teil einer „aggressiveren und konzertierten Anstrengung“ gegen den Westen, wie das amerikanische Institute for the Study of War (ISW) am Montag auf der Plattform „X“ (vormals Twitter) schrieb.
Das ISW zitierte auch die „Financial Times“, wonach sich Russland aktiv darauf vorbereite, „versteckte Bomben zu platzieren, Brandanschläge zu verüben und Schäden an Infrastruktur zu verursachen“. Dabei werde Russland eigene Kräfte, aber auch Helfer einsetzen.
Russlands Einfluss in Europa: Verfassungsschutz sieht hohes Risiko
In Großbritannien sollen etwa zwei Personen ein Lager mit Hilfslieferungen für die Ukraine in Brand gesetzt haben. Die Verdächtigen haben nach Ansicht der britischen Ermittler für den russischen Staat gearbeitet. In Berlin-Lichterfelde hat am Freitag ein Gebäude des Waffenherstellers Diehl gebrannt – russische Militärblogger verbuchten dies als Sabotage-Erfolg gegen westliche Militärhilfe für die Ukraine. Allerdings laufen die Ermittlungen zur Brandursache auf Hochtouren, Hinweise auf eine Brandstiftung liegen bisher nicht vor.
Auch das Bundesamt für Verfassungsschutz sieht ein erhöhtes Risiko für von Russland initiierte Sabotageakte auf europäischem Grund. Vor Kurzem hatte BfV-Präsident Thomas Haldenwang auf einer Tagung davor gewarnt. Mitte April enttarnten deutsche Ermittler zwei Männer nordwestlich von Bayreuth als mutmaßliche Spione. Sie sollen mit einem russischen Geheimdienst gemeinsame Sache gemacht haben – außerdem sollen sie eine Brandstiftung und einen Sprengstoffangriff vorbereitet haben. Der Grund, so sehen es die deutschen Sicherheitsbehörden: Russland will die Ukraine-Unterstützung Deutschlands ins Wanken bringen.
Strategisches Ziel des Kreml sind offenbar auch Russlanddeutsche und russischsprachige Menschen in Deutschland, die russische Medien verfolgen und häufig für Putins Propaganda empfänglich sind. Es gehört zum Repertoire Moskaus, in anderen Ländern gezielt russische und russischsprachige Minderheiten anzusprechen. „Das ist ein Einfallstor“, sagte der Militärexperte Carlo Masala im Gespräch mit unserer Redaktion. Auch der montenegrinische Premierminister Milojko Spajic beobachtete dies in seinem Land, wie er kürzlich im Interview verriet.
- Kriegsmaterial: Gehen Russland im Ukraine-Krieg die Panzer aus?
- Teure Produkte: Russen kaufen westliche Waren, die in Kiew niemand will
- Rüstungsmesse: Panzer, Drohnen – und die Rakete, die uns vor Putin rettet
- Militärexperte: Masala: „Auf der Krim hat die Ukraine jetzt die Initiative“