Washington/New York. Im Schweigegeld-Prozess gegen Ex-Präsident Trump in New York steht der Kronzeuge Michael Cohen in Abwesenheit bereits im Kreuzfeuer.
Nach dem kurzen Ausflug am prozessfreien Mittwoch in den Präsidentschaftswahlkampf mit erwartbar polarisierenden Auftritten in Wisconsin und Michigan kehrte für Donald Trump tags darauf der graue Gerichtsalltag in New York zurück. Zur Mitte der dritten Woche im Schweigegeld-Prozess um den Pornostar Stormy Daniels erlebte Amerikas 45. Präsident zunächst einen Moment der Demütigung.
Während Trumps Anwalt Todd Blanche versuchte, den Kronzeugen Michael Cohen zu diskreditieren, brachte er einen Begriff ins Spiel, den Cohen einst verwendet hatte und der in sozialen Medien sofort viral ging: „Von ShitzinPantz”. Übersetzt etwa: „Hosenscheißer”. So titulierte Cohen – der Stormy Daniels (koordiniert mit Trump) mittels 130.000 Dollar zum Stillhalten über eine Sexaffäre bewegen wollte – einst seinen ehemaligen Boss, der des Steuerbetrugs und mehrerer Verstöße gegen Wahlkampf-Finanzierungsgesetze angeklagt ist.
Trump-Prozess: Kronzeuge mit schlechtem Ruf – „aggressiver Typ“
Cohen kam in Abwesenheit bereits vor seiner noch nicht terminierten Vernehmung vor Gericht schlecht weg. Keith Davidson, Anwalt des Pornostars, der via Cohen die sechsstellige Summe erhalten hatte, beschrieb den ehemaligen „Fixer” Trumps als hochgradig unangenehm, aufbrausend und beleidigend. „Er kann ein sehr aggressiver Typ sein.”
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Davidson bestätigte ebenso, dass Cohen sich nach Trumps Wahlsieg 2016 einen wichtigen Posten in seiner Regierung ausgerechnet hatte; etwas als Justizminister. Als Trump seinen langjährigen „Problemlöser” überging, sei Cohen wütend geworden. „Ich dachte, er würde sich umbringen.”
Ziel der Verteidigung, die Keith Davidson im Kreuzverhör hart anging und der Erpressung beschuldigte, war es, Cohen persönliche Rachemotive unterzuschieben und Trump, der erneut der Verhandlung oft mit geschlossenen Augen beiwohnte, aus der Schusslinie zu nehmen.
Trump-Affäre hätte den Wahlkampf beeinflusst
Deutlich wurde bei der Befragung jedoch, dass die Präsidentschaftswahl Anfang November 2016 (und nicht die angebliche Sorge Trumps, dass Gattin Melania pikiert sein könnte) das entscheidende Motiv für die Zahlung an Daniels war. Mit ihr soll Trump 2006 einen One-Night-Stand gehabt haben, was der 77-Jährige bestreitet.
Die Erotikdarstellerin erhielt das laut Staatsanwaltschaft von Trump steuerlich illegal verbuchte Geld circa eine Woche vor dem Wahltermin. Trump, so ließ die Anklage durchblicken, hatte die Transaktion so weit es geht herausgezögert; in der Hoffnung, dass er die Wahl gewinnt und danach das Schweigegeld überflüssig würde.
Als der Schweigegeld-Deal unter Dach und Fach war und Trump die Wahl gegen Hillary Clinton gewonnen hatte, tauschte sich Stormy Daniels‘ Anwalt mit einem Klatschblatt-Chefredakteur in New York aus: „Was haben wir gemacht?” – Antwort: „Oh mein Gott.”
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Offen blieb bis Donnerstagmittag, ob Trump wegen Missachtung des Gerichts, das ihm herabwürdigende Bemerkungen über Zeugen, Geschworene sowie Mitarbeiter untersagt hatte, weitere Geldstrafen auferlegt bekommt. Bereits jetzt muss Trump bis Freitag 9000 Dollar zahlen, weil er gegen eine entsprechende „gag order“ verstieß. Die Anklage machte weitere vier Verstöße (jeweils 1000 Dollar) geltend. Richter Juan Merchan hat noch keine Entscheidung getroffen.