Berlin. Die Eskalation zwischen dem Iran und Israel könnte sich auch auf die Spritpreise auswirken – vor allem, wenn ein Szenario eintritt.

Nehmen die Konflikte in der Welt zu, bemerken das die Deutschen meist auch an der Zapfsäule. Vor zwei Jahren, als Russland die Ukraine angriff, fiel der Preissprung dramatisch aus. Im März 2022 mussten Autofahrer für einen Liter Superbenzin der Sorte E10 sogar mehr als zwei Euro zahlen. Auch seit dem Überfall der Hamas auf Israel kennt der Ölpreis nur eine Richtung – nach oben.

Und nun? Droht nach dem Beschuss von israelischem Staatsgebiet durch den Iran vom vergangenen Wochenende ein neuerlicher Schock an der Zapfsäule? Experten sind sich uneins. Claudia Kemfert, Energieökonomin beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), erklärte am Montag gegenüber unserer Redaktion, dass kriegerische Auseinandersetzungen in der Golfregion stets zu einem Anstieg des Ölpreises geführt hätten.

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„Der Iran ist der siebtgrößte Ölproduzent der Welt und hat damit eine gewichtige Größe auf dem Weltmarkt, trotz Sanktionen“, sagte Kemfert. Die Ökonomin verweist auch darauf, dass Kriege in der Region in der Regel auch Auswirkungen auf den wichtigsten Transportweg für Öltanker hätten: die Straße von Hormus. Die gut 55 Kilometer breite Meerenge verbindet den Persischen Golf im Westen mit dem Golf von Oman, dem Arabischen Meer und dem Indischen Ozean. Sie gilt als Nadelöhr des weltweiten Ölhandels.

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Etwa ein Drittel aller weltweiten, auf dem Seeweg transportierten Öltransporte werden über die Straße von Hormus verschifft. „Sollten sich die kriegerischen Konflikte auch weiterhin auf den Transport in der Straße von Hormus ausweiten, ist damit zu rechnen, dass der Ölpreis weiter steigen dürfte“, so die Energieexpertin. Auch Auswirkungen auf Zapfsäulen in Form steigender Benzin- und Dieselpreise seien nicht auszuschließen. Der Politik empfahl Kemfert, auf eine Deeskalation in der Region hinzuwirken.

Wirtschaftswissenschaftlerin Claudia Kemfert hält steigende Preise an den Tankstellen für möglich.
Wirtschaftswissenschaftlerin Claudia Kemfert hält steigende Preise an den Tankstellen für möglich. © Funke Foto Services | Reto Klar

Anderer Auffassung ist Manuel Frondel, Energieexperte beim RWI – dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Frondel verweist auf die lediglich geringe Bedeutung des Iran. „Die USA fördern fünfmal mehr Öl als der Iran, Saudi-Arabien, der zweitgrößte Ölförderer der Welt, fördert etwa viermal so viel wie der Iran“, sagte Frondel.

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Der Anteil des Iran an der weltweiten Ölförderung liege dem RWI-Professor zufolge bei weniger als fünf Prozent. Das sei auch der Grund, warum Rohölpreise der europäischen Sorte Brent und der US-amerikanischen Sorte WTI am Montag nicht gestiegen, sondern sogar gefallen sind, so Frondel. „Die Autofahrer bemerken somit vom iranischen Angriff nichts an der Zapfsäule“, sagte er weiter.

Der CDU-Verkehrsexperte Christoph Ploß forderte die Bundesregierung dennoch auf, wachsam zu bleiben. „Die Ampelkoalition muss jetzt vorausschauend handeln und sicherstellen, dass der anwachsende Konflikt im Nahen Osten das Autofahren bei uns nicht zum Luxus macht“, erklärte Ploß.