Jerusalem. Der Abzug der Bodentruppen deutet auf Erfolge bei den Verhandlungen über eine Feuerpause hin. An anderer Stelle droht die Eskalation.
Am Sonntag hat die israelische Armee fast alle Bodentruppen aus dem Süden Gazas abgezogen. Ist das ein Vorbote für ein baldiges Kriegsende? Allem Anschein nach ist das nicht der Fall. „Der Krieg in Gaza wird fortgesetzt und wir sind weit davon entfernt, ihn zu beenden”, sagte Israels oberster Armeekommandant Herzi Halevi. „Wir werden kein einziges Bataillon der Hamas übrig lassen”, sagte Halevi.
Schon im Januar hatte die Armee damit begonnen, mehrere Divisionen abzuziehen, weil man eine neue Phase des Kriegs eröffnen wollte – die sogenannte Phase drei. Nachdem Luftwaffe, Artillerie und Bodentruppen das Feld monatelang bereitet und Informationen gesammelt hatten, ging man nun auf gezielte, intelligenzgestützte Manöver über. Für sie braucht Israel keine Bodentruppen mehr, die Angriffe erfolgen mittels Drohnen.
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Weiterhin im südlichen Teil präsent ist die massive Nahal-Brigade. Was die übrigen Truppen betrifft, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nur um einen temporären Abzug, um den Einheiten sechs Monate nach Beginn des Krieges die Möglichkeit zur Erholung und zur Vorbereitung auf neue Aufgaben zu bieten. „Es ist ein langer Krieg, man kann nicht immer in derselben Konfiguration kämpfen”, sagt Generalstabschef Halevi.
Gaza: Mögliche Waffenruhe zum Ende des Ramadans in drei Tagen
Bemerkenswert ist der Zeitpunkt des Abzugs dennoch – denn er könnte auf Fortschritte in den Verhandlungen für eine Waffenruhe hindeuten. Ägyptische Vertreter sprechen davon, dass eine solche Vereinbarung schon zum Ende des Ramadans in drei Tagen erreicht werden könnte. Zudem hat Israels Kriegskabinett die Delegation in Kairo nun mit einem „erweiterten Mandat” ausgestattet, um die Verhandlungen zum Abschluss zu bringen.
Laut israelischen Informationen liegt der Ball nun wieder bei der Hamas, nachdem Israel einen mit den USA abgestimmten Entwurf für einen Deal abgesegnet hat. Sollte es in Kairo tatsächlich zum Durchbruch kommen, würde das eine Kampfpause von mehreren Wochen bedeuten – und der Truppenabzug wäre nur ein Vorgriff darauf. Es würde den Truppen auch die Möglichkeit geben, das Pessachfest bei ihren Familien zu verbringen.
Israel: Rafah-Offensive wohl nicht ohne Zustimmung der USA
Zudem hält die Armee weiter an einer Invasion in der südlichen Grenzstadt Rafah fest. Bilateral lehnt Washington eine solche Operation ab, hat aber zuletzt versichert, dass man kein Veto einlegen würde, sollte Israels Armee diesen sensiblen Schritt ohne grünes Licht der USA ergreifen. Im Großraum Rafah sind rund 1,3 Millionen Binnenvertriebene angesiedelt, sie leben unter höchst prekären Bedingungen. Die USA machen einen detaillierten Evakuierungsplan dieser Binnenflüchtlinge zur Voraussetzung für weitere Schritte.
Mehr von Israel-Korrespondentin Maria Sterkl
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Ein Vordringen der Bodentruppen nach Rafah wäre ein äußerst planungsintensives Unterfangen. Der temporäre Abzug der Truppen aus dem Süden könnte auch diesen Vorbereitungen dienen. Derzeit geht man in Israel davon aus, dass eine Rafah-Offensive nicht ohne Zustimmung der USA geschehen wird – auch wenn offiziell gerne das Gegenteil beteuert wird.
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Im Norden Israels ist die Lage zudem weiter höchst angespannt. Israels Armee hielt im westlichen Galiläa am Montag eine Truppenübung ab. Zugleich reagierte die Luftwaffe auf Dutzende Angriffe durch die libanesische Hisbollah, dabei wurde nach israelischen Angaben auch ein hochrangiger Kommandant der Miliz getötet.
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